Uhlenhorst.

Nico Binde und
Oliver Schirg

Als der große Militärhubschrauber sich der Alster nähert, spielt ein Handy die amerikanische Nationalhymne. Viel zu früh, wie sich zeigen wird. Noch drei weitere Hubschrauberlandungen müssen die vielen Schaulustigen am Schwanenwik abwarten, bis „The Real Donald Trump“ um 16.55 Uhr in einen seiner vielen amerikanischen Kolonnenwagen steigt und unter erheblichem Polizeischutz in Richtung Gästehaus des Senats abfährt. Das Spezialkommando auf dem Wasser kann einpacken, zwölf Boote hatten die Landung gesichert.

Der Weg zwischen Schwanenwik und dem Gästehaus ist gut einen Kilometer lang. Mit dem Auto braucht man normalerweise keine vier Minuten. Aber die Kolonne von Präsident Trump fährt gemächlich. Viel Publikum hat sich – eher zufällig – am Straßenrand versammelt. Normalerweise trifft man sich hier zum Grillen, um entspannt mit Bierchen übers Wasser zu schauen. Um das Leben in dieser Stadt zu feiern.

Am Donnerstag ist es etwas anders. Eher andächtig und still erwarten sie die Ankunft, manche flüstern sogar nur miteinander. Ansonsten blicken sie abwechselnd auf die Polizeiboote und immer wieder in den Himmel. „Wann kommt er denn?“, fragen sie sich.

Bis zuletzt hatte das Rätselraten angedauert. Niemand wollte am Donnerstag bis zum späten Nachmittag genau sagen, wo US-Präsident Donald Trump während des G20-Gipfels in Hamburg übernachten wird. Unklar war lange auch, ob er am Flughafen in seine Präsidentenlimousine steigen oder den Hubschrauber nehmen würde.

Vorsorglich hatte die Polizei daher das Gebiet um das Gästehaus über Stunden weiträumig abgesperrt. Genervten Bürgern erklärte ein Polizist mit fast schon bittender Stimme: „Wir werden von den Amerikanern nicht ernst genommen. Wir sehen das alles auch nur aus der Froschperspektive.“

Gut 200 Zuschauer hat Trump am Schwanenwik. Obwohl der US-Präsident wie kein anderer Politiker derzeit die westliche Welt spaltet und gerade in Deutschland die Kritik an ihm groß ist, trägt niemand ein Protestplakat. Auch gibt es keine Buhrufe oder andere verbalen Ausrutscher.

Das wundert selbst die Polizisten aus Bayern, die schon viele Einsätze dieser Art gesehen haben. „Langweilig“, meinen sie. „Ich wohne hier gleich und wusste gar nicht, dass Trump hier ankommen wird“, sagt eine Passantin, die Trumps Kolonne filmt. Eine endlos erscheinende Fahrzeugschlange.

Trump selbst mögen die meisten hier eher nicht. „Ist ja klar, dass der hier mit ganz großem Aufgebot ankommt“, sagt eine Frau. Während andere Staatschefs mit dem Fahrzeug vom Flughafen in ihre Hotels gebracht werden, muss es bei Trump der Hubschrauber sein. Inklusive Extrarunde über die Elbe.

Auch am Gästehaus versammelten sich am späteren Nachmittag einige Hundert Zuschauer. Auch hier ist die Stimmung eigenwillig ruhig: kein Jubel, aber auch kein Protest. Vom Gästehaus selbst ist nicht viel zu erkennen – die Polizei hat die Straße zu beiden Seiten hin bereits vorher weiträumig gesperrt.

Ein Ehepaar hatte es sich auf einer Parkbank bequem gemacht. Nein, toll fänden sie den US-Präsidenten Donald Trump und seine Politik nicht, meinte die ältere Dame. „Aber wir sollten höflich genug sein, jedem Gast ein guter Gastgeber zu sein.“ Sie finde es gut, dass Trump und seine Ehefrau Melania im Senatsgästehaus übernachten würden.

Die Trumps sind in guter Gesellschaft, was die Übernachtungsgäste betrifft. Die ersten Staatsgäste, die am Feenteich wohnten, waren vor 52 Jahren die britische Queen Elizabeth und ihr Mann Philip. Es folgten unter anderem der ehemalige sowjetische Staatschef Leonid Breschnew, Lady Diana und Prinz Charles, der Dalai Lama sowie Palästinenserführer Jassir Arafat.

Viel Zeit blieb Donald Trump nach seiner Ankunft im Gästehaus nicht. Schon gut eine Stunde später ging es los zum Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Danach stand im US-Generalkonsulat an der Außenalster ein Abendessen mit Japans Premierminister Shinzo Abe und Südkoreas Präsidenten Moon Jae-in auf dem Programm. Dabei sollte es um Nordkorea und dessen Atomprogramm gehen – also um Krieg und Frieden.