Hamburg. Scholz begrüßt Trump. Kleinflugzeug in Sperrzone abgefangen

Axel Ritscher und
Volker Mester

Zuerst sind nur die Lichtpunkte der Landescheinwerfer zu sehen, dann zeichnen sich die unverkennbaren Umrisse eines Jumbojets gegen den leicht bewölkten Himmel über Hamburg ab. Fast auf die Minute pünktlich landet die Air Force One des US-Präsidenten Donald Trump kurz vor 16 Uhr in Fuhlsbüttel.

Als die blau-weiße Boeing 747 auf einem abgeriegelten Teil des Vorfelds ausrollt, ist es aber nicht der Präsident, der als Erster in der geöffneten Tür zu sehen ist. Ein Mann im dunklen Anzug prüft zunächst, ob die herangerollte Treppe auch wirklich sicher befestigt ist. Außerdem muss noch der rote Teppich ausgerollt werden. Doch dann zeigen sich Trump und First Lady Melania. Um 16.06 Uhr betritt der mächtigste Mann der Welt erstmals deutschen Boden. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) begrüßt die Gäste und plaudert kurz mit Melania, während sie zu Marine One, dem Präsidentenhubschrauber, gehen.

Ohne Scholz macht sich Trump, begleitet von vier weiteren Hubschraubern, auf den Weg. Aber nicht direkt zur Außenalster. Das Helikopter-Geschwader fliegt zunächst eine Sightseeing-Tour elbabwärts und kehrt erst etliche Minuten später in einem großen Bogen zurück, passiert die Elbphilharmonie und das Rathaus, um schließlich auf der Alsterwiese am Schwanenwik zu landen.

Seit dem späten Vormittag war es am Hamburger Flughafen Schlag auf Schlag gegangen. Den Anfang machte Südafrikas Präsident Jacob Zuma. Er kam in einem Gulfstream-Businessjet. Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler verfolgte das Geschehen vom Pressebereich aus. „Die Erstlandung ist immer etwas Spezielles. Ich bin froh, dass es jetzt losgeht“, sagt er dem Abendblatt. „Wir sind gut vorbereitet.“

Das Ehepaar Trudeau brachte seinen dreijährigen Sohn mit

Kurz nach 12 Uhr landet eines der „Schwergewichte“: Die chinesische Delegation um Staatspräsident Xi Jinping schwebt ein – entgegen Meldungen, wonach er schon am Mittwochabend in Hamburg eingetroffen sein soll. Scholz begrüßt auch Xi Jinping und seine Ehefrau Peng Liyuan, die einen leuchtend blauen Mantel trägt. „Schick hat sie sich gemacht“, entfährt es einem Journalisten im Pressebereich. Als sich die Kolonne in Bewegung setzt, begleiten zwei junge sportliche Chinesen im Laufschritt die Limousine mit dem Staatschef. Mehr als 20 Fahrzeuge umfasst der Konvoi, darunter ein Notarztwagen und vier Reisebusse.

Als der betagte Airbus von Kanadas Premier Justin Trudeau die Parkposition erreicht hat, wird erst einmal ein Kindersitz herausgetragen und in einem der wartenden Autos befestigt. Die Begrüßung von Trudeau, seiner Frau Sophie und des dreijährigen Sohns Hadrien übernimmt diesmal Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos), ebenso wie bei der norwegischen Delegation um Premierministerin Erna Solberg.

Auch Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) ist am Flughafen im G20-Einsatz: Sie nimmt den südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in, der nur vier Minuten nach Trump gelandet ist, in Empfang. Die Grünen-Politikerin begleitet den Koreaner zur Limousine, verbeugt sich zum Abschluss leicht vor ihm. Dieser Konvoi umfasst rund 25 Fahrzeuge, darunter wieder vier Reisebusse – in einen Jumbojet passen halt viele Menschen. Auch Japans Ministerpräsident Shinzo Abe, dessen Regierungsjet gegen 17.30 Uhr eintrifft, wird von Fegebank begrüßt.

Zwar war die Landung der Air Force One für den Hamburger Flughafen eine Premiere. Am Zaun aber standen Schaulustige, die den berühmten Jet schon einmal vor der Kamera hatten. Zum Beispiel Werner Pickartz, der um 5.30 Uhr in Köln in den Zug gestiegen ist. Seit 40 Jahren schon ist Pickartz ein sogenannter „Planespotter“. Das sind Flugzeugenthusiasten, die mitunter weite Anreisen in Kauf nehmen, um besondere Flieger fotografieren zu können.

Jetzt steht Pickartz auf der Flughafenstraßenbrücke. Er hat eine Kamera und zwei Teleobjektive dabei. Eine Trittleiter dient als Ablage für den mitgebrachten Proviant. „Die braucht man, wenn es richtig voll ist und man in der zweiten Reihe steht“, sagt Pickartz.

Die Air Force One hat er schon mehrfach fotografiert, zuletzt 2015 in München anlässlich des G7-Gipfels auf Schloss Elmau. Der Spotter hat aber auch die Vorgängerin der 747 im Präsidentendienst, eine Boeing 707, im Bild festgehalten. „Die machte noch richtig Krach und Dreck“, sagt Pickartz. Er lacht; Sound gehört für ihn dazu. Obwohl die Anwohner ihm leidtun. Extra Urlaub hat er nicht nehmen müssen, „es passte so rein“. Aber getan hätte er es. Das Geständnis klingt etwas verlegen. „Ein bisschen krank ist das schon“, sagt er. „Aber es macht einfach Freude.“

Falsch-Flieger aus Holland droht 10.000 Euro Geldbuße

Im Terminal 1 des Flughafens ist derweil vom Gipfel nichts zu bemerken. Das Personal ist entspannt. Nur eine mit Maschinenpistolen bewaffnete Doppelstreife der Polizei – ein Deutscher mit Baseballmütze, der österreichische Kollege mit korrektem Barett – lässt erahnen, dass etwas anders ist als sonst. Erst als um 15.37 Uhr der Luftraum für die Landung der Air Force One 30 Minuten lang gesperrt wird, lässt man die Passagiere etwas warten, bis sie in ihr Flugzeug dürfen, damit sie darin nicht in der Sonne auf dem Vorfeld stehen müssen.

Trotz der zahlreichen Flugbewegungen über Hamburg war der Himmel im Umkreis schon den ganzen Donnerstag über leerer als üblich. Denn die Polizei hat ein Flugbeschränkungsgebiet eingerichtet: Bis einschließlich Sonntag sind in einem Radius von rund 55 Kilometern um die Binnenalster unterhalb von 3000 Meter Höhe nur genehmigte Flüge gestattet. Private Maschinen, Flugmodelle, Heißluftballons und auch Drohnen dürfen in diesem Gebiet nicht unterwegs sein. Der Pilot eines aus den Niederlanden stammenden Kleinflugzeugs wird diesen Tag wohl nicht so bald vergessen: Ein Polizeihubschrauber fing ihn in der Sperrzone ab und begleitete ihn bis zur Landung in Uelzen. Dem Piloten droht eine Geldbuße von bis zu 10.000 Euro.