15.000 Beamte, 3000 Autos, 153 Diensthunde: Hamburgs Polizei steht vor dem größten Einsatz ihrer Geschichte. Dafür wird Ausrüstung aus ganz Europa in die Stadt geholt

Wie er seine Strategie betiteln würde? Das sei nicht so einfach, sagt Einsatzleiter Hartmut Dudde. „Ich eigne mich nicht zum Philosophen.“ Sicher sei nur, dass zum G20-Gipfel alles in Hamburg stationiert sein wird, was die deutsche Polizei zu bieten hat. Und noch einiges mehr. „Wenn es nötig sein wird, packen wir das aus“, sagt Dudde, Chefplaner der Hamburger Polizei.

Für die Sicherheit des Gipfels haben die Behörden ein Konzept von beispielloser Größe entworfen. Mehr als 15.000 Polizisten. 3000 Einsatzfahrtzeuge. Mehrere Dutzend Wasserwerfer. 7,8 Kilometer an „Hamburger Gitter“ für Absperrungen. Spezialbarrieren aus Frankreich. 153 auswärtige Diensthunde und 62 Polizeipferde. Elf Helikopter. Spezialeinheiten zu Lande, zu Wasser und in der Luft; aus Deutschland, den Niederlanden und Österreich.

Wenn es ernst werde, sagt Polizeipräsident Ralf Martin Meyer, könnten die Elitepolizisten während des Gipfels in „deutlich weniger als einer Minute“ eingreifen, sollte es im erweiterten Innenstadtbereich etwa zu Blockaden kommen. „Sie sind praktisch überall“, sagt Meyer. Die generelle Linie der Hamburger Polizei unterscheidet sich nicht vom üblichen Vorgehen bei heiklen Demonstrationen in der Hansestadt: Null Toleranz, jeder Straftäter wird sofort identifiziert und festgenommen.

Auf dem Gelände des ehemaligen Fegro-Großmarktes an der Schlachthofstraße in Harburg hat die Polizei eine Gefangenensammelstelle für bis zu 400 Personen eingerichtet, sie wird seit Wochen schwer bewacht. Direkt benachbart wurde eigens eine Außenstelle der Amtsgerichte für die Dauer des G20-Gipfels eingerichtet, um Straftäter im Schnellverfahren verurteilen zu können. Neun Richter werden dafür abgestellt.

Bund will militante Gegner von G20 an der Anreise hindern

Die Maßnahmen zur Sicherheit bewegten sich am „unteren Rande dessen, was für die Sicherheit des Gipfels nötig ist“, sagt Innensenator Andy Grote (SPD). In Sicherheitskreisen erhofft man sich durch die massive Polizeipräsenz auch einen Abschreckungseffekt: Militante G20-Gegner sollen die Reise nach Hamburg im Idealfall gar nicht erst antreten. Bereits Mitte Juni hat das Bundesinnenministerium wieder Kontrollen an den deutschen Außengrenzen eingeführt. Sie sollen bis zum 11. Juli „lageabhängig, das heißt örtlich und zeitlich flexibel“ erfolgen. „Für mich hat die Sicherheit des Gipfels oberste Priorität und diese beginnt bereits an unseren Grenzen“, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). Die Polizisten der Länder werden von 5000 Bundespolizisten und Beamten des Bundeskriminalamtes (BKA) unterstützt. Nach Abendblatt-Informationen gibt es Überlegungen, Züge und Busse mit vielen mutmaßlichen Linksextremen anzuhalten und gefähr­liche Personen an der Weiterreise zu hindern. Auf ähnliche Weise konnte in der Vergangenheit das Ausmaß von Nazi-Aufmärschen begrenzt werden.

Neben der Gefahr durch Linksextreme wappnen sich die Behörden auch für den Fall eines möglichen Terroranschlags. Dazu gebe es einen ständigen Austausch mit deutschen und ausländischen Geheimdiensten – sollten sich unmittelbare Hinweise auf einen bevorstehenden Anschlag ergeben, könnten zusätzliche Kräfte aktiviert werden. Der Polizeipräsident rechnet damit, dass etwa in der U-Bahn – die auch während des Gipfels direkt unter den Messehallen hindurchfährt – Taschenkontrollen durchgeführt werden könnten.

Man habe bei der Planung darauf geachtet, das Alltagsleben in Hamburg so wenig wie möglich einzuschränken, sagt Hartmut Dudde. Nach anderthalb Jahren der Planung sei er froh, wenn es nun „endlich losgeht“. Polizeipräsident Ralf Martin Meyer sagt: „Wir sind so gut vorbereitet wie noch nie.“