Briefe an die Redaktion Das Abendblatt mit der Titelseite ohne Nachrichten aus Hamburg, Deutschland und der Welt ist auf positive Resonanz gestoßen. Viele Leser entwickeln Ideen, wie man den Hungernden helfen könnte

Mutige Titelseite

Mein erster Gedanke war, als ich das Abendblatt aus dem Briefkasten geholt habe und die Titelseite gesehen habe: mutig! Mein zweiter Gedanke war, als ich den Aufruf Ihres Chefredakteurs Lars Haider gelesen habe: mutig! Ich schätze es sehr, dass das Abendblatt sich dieses Themas annimmt – und das auf eine Art und Weise, die in der deutschen Tageszeitungslandschaft sicher sehr ungewöhnlich ist. Ich hoffe sehr, dass Sie für dieses außergewöhnliche Titelblatt einen Newspaper Award bekommen. Ich zolle dem gesamten Team des Abendblatts Respekt für diesen Schritt, der sicher auch zu der einen oder anderen Diskussion hausintern geführt hat, bedanke mich für die Problemschärfung und werde jetzt den notwendigen Schritt tun: spenden.

Sven Manske, per E-Mail

Spenden helfen auf Dauer nicht

Super gemacht; so eine Titelseite. Leider ist es allein nicht die Dürre, die das Massensterben verursacht. Ursache ist die ungebremste Bevölkerungsexplosion in Afrika, während die Wachstumsraten der Wirtschaft weit geringer sind. Es kann daher keinen wachsenden Wohlstand, sondern nur wachsende Armut geben. Hinzu kommt die Endlichkeit der Ressourcen für Wirtschaft und Nahrung. Diese Entwicklung gilt es aufzuhalten. Leider helfen Spenden auf Dauer dabei nicht, sondern es ist dringend eine nachhaltige Bevölkerungspolitik gefragt. Ansonsten ist das nächste Massensterben programmiert.

Willi Wittenberg, Hamburg

Katastrophe und Vergoldung

Ihre Titelseite ist der richtige Weg, um auf diese Katastrophe hinzuweisen. Mit Schrecken habe ich anschließend einen Artikel über die Vergoldung Veddels gelesen. Schon beunruhigend: Die Menschheit steht vor einer humanitären Katas­trophe und in Hamburg wird eine Hausfassade vergoldet. Unglaublich.

Klaus Heinemann, per E-Mail

Kommen die Spenden auch an?

Meinen herzlichen Glückwunsch sende ich Ihnen für diese tolle Idee, besondere Aufmerksamkeit zu erzeugen für die riesige Not in den betroffenen Ländern Afrikas. Was mir jedoch bei vielen Spendenaufrufen fehlt, ist die Erklärung oder der Beweis, wie und ob die Spenden wirklich auch die Betroffenen direkt erreichen. Überzeugt bin ich, dass viele Menschen auch größere Summen spenden würden, wenn diese Frage glaubwürdiger dargestellt würde.

Jürgen Osterwald, per E-Mail

Gut für die Sache

Ihrer Spendenaktion kann ich nur zustimmen und hoffen, dass diese Initiative großen Erfolg haben wird. Sie ist gut für die Sache und den Ruf unserer Stadt! In derselben Ausgabe wird berichtet, dass die höchst umstrittene Vergoldungsaktion einer Hausfassade in Veddel beginnt, von der Stadt genehmigt gefördert. Absolut kontraproduktiv und schlecht für den Ruf unserer Stadt!

Ludwig H. Pfeiff, Hamburg

Vorschlag

Ihren Appell begrüße ich ausdrücklich. Dagegen sind viele Nachrichten belanglos. Wie wäre es, neben privaten Spenden beim G20-Treffen ein deutliches Zeichen zu setzen und der Forderung, jährlich zusätzlich 35 Milliarden Euro in Rüstung zu investieren, entgegenzutreten und einen großen Teil dieses Geldes für den Kampf gegen den Hunger zu verwenden? Das wäre nicht nur ein wichtiger Beitrag zur Verhinderung der größten humanitären Katastrophe nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern würde die Welt auch sicherer machen.

Winfried Wolf, Hamburg

Geld von den Reichen

Einer Studie zufolge besitzen die reichsten Menschen (ca. ein Prozent der Weltbevölkerung) etwa 50 Prozent des gesamten Weltvermögens. Warum wendet man sich nicht an diese Menschen, um Geld für die Hungernden zu sammeln? Die könnten ein paar Milliarden lockermachen, ohne es zu merken.

Michael Liedtke, per E-Mail

Frage an die Kirchen

Hoffentlich erreichen die Spenden die Hungernden rechtzeitig. Was sagen die Kirchen? Welche Schuld tragen sie wegen Nichtverhütung? Warum geht das Abendblatt nicht darauf ein? In derselben Ausgabe stand der Artikel über Kinderarbeit, auch da tut sich nichts. Wozu haben wir die Uno?

Annelie Hillmer, per E-Mail

Kampf gegen Windmühlen

Eine tolle Titelseite, auch wenn der Anlass ein trauriger ist. Was mich allerdings sehr wütend und traurig macht, ist der Umstand, dass wir damals in der Realschule, d. h. Anfang der 1970er-Jahre, als das Thema sehr aktuell bzw. akut war, die Sahel-Zone, Biafra, die hungernden Menschen, speziell die hungernden und sterbenden Kinder, im Unterricht behandelt haben. Und jetzt: 45 Jahre später hat sich dort in Afrika nichts geändert; ist gefühlt noch viel schlimmer geworden. Keine Frage, Spenden sind notwendig, und ich spreche meine große Bewunderung den Menschen aus, die dort versuchen vor Ort zu helfen, um die Not zu lindern; aber es ist ja wie gegen Windmühlen kämpfen. Was bringt es, wenn die Bürger versuchen zu helfen, die Politiker (und die Wirtschaftsbosse etc.) sich aber einen Dreck um die Situation dort scheren und ihr eigenes (wirtschaftliches) Süppchen dort kochen. Fakt ist doch, dass in fast regelmäßigen Abständen über die Katastrophe berichtet wird, die Betroffenheit ganz, ganz groß ist, und dann wird wieder zur Tagesordnung zurückgekehrt.

Kerstin Hass, per E-Mail

Wir kommen nicht mehr mit

Vielen Dank für die Afrika-Informationen zum Thema Hamburg, hilf! Meine Frau Jutta und Ego werden keinen Euro spenden. Begründung: Auf der Veddel soll ein Gebäude „vergoldet“ werden. Die Kunstkommision der Kulturbehörde fördert das Projekt mit 85.621,90 Euro. Hier kommen meine Frau und ich nicht mehr mit. Dieser Betrag sollte, ab sofort, nach Afrika gespendet werden. Wir verstehen die Welt nicht mehr?

Jutta und Dieter Rathsack, Norderstedt

Statt zelten lieber spenden

Ich finde es toll, dass Sie so ausführlich über die Hungersnot berichten. Die Demonstranten des G20 sollten doch einmal nachdenken, ob sie, anstatt Zelte zu kaufen, das Geld für die hungernden Menschen spenden. Viele wissen nicht, wie gut es ihnen geht. Das Gleiche gilt auch für die Menschen, die sich Stunden lang anstellen, um eine Karte für die Elbphilharmonie zu bekommen, weil sie anscheinend keine anderen Sorgen haben.

E. Westphal, per E-Mail

Sprachlos

Wir waren im Büro, ehrlich gesagt, sprachlos, als wir das Hamburger Abendblatt in den Händen hielten: So eine tolle und mutige Titelseite habe ich seit 9/11 nicht mehr gesehen. Sie haben uns aus dem Herzen gesprochen. Herzlichen Dank für diese Unterstützung der Menschen in den betroffenen Ländern.

Simone Pott, Welthungerhilfe, per E-Mail

Zu kurz gesprungen

Für Ihre Aktion und den Aufruf zum Spenden danke ich Ihnen. Mir ist dieser Versuch jedoch deutlich zu kurz gesprungen. Sie rufen die Bevölkerung zum Spenden auf, was ja positiv zu bewerten ist. Ich vermisse jedoch die übergreifende Macht der Medien, indem dieser Aufruf zeitgleich in allen und insbesondere den Finanzmedien gestartet wird. Wo sind denn unsere Multimillionäre und Milliardäre, die locker mal eben zehn Prozent ihres Kapitals und der Kapitaleinkünfte spenden könnten? Einschließlich der Firmen, die an der humanitären Katastrophe verdienen, indem sie Hilfsgüter produzieren und vermarkten. Außerdem muss absolut sichergestellt werden, dass die Hilfe auch zu 100 Prozent bei den Bedürftigen ankommt und nicht ein Großteil irgendwie versickert.

Joachim Osses , per E-Mail

Das wäre eine Geste

Warum, wenn jetzt akut die Situation in Afrika eskaliert, wird nicht der G20- Gipfel schnellstmöglich in eine Telefonkonferenz aller Beteiligten umgewandelt und das so eingesparte Geld einer Hilfsorganisation übergeben? Das wäre eine angemessene Geste der angeblich wichtigsten/reichsten Nationen der Erde.

Cornelia Bussmann, per E-Mail

Viel Erfolg

Nach diesem Titel bin ich stolz, Abendblatt-Abonnentin zu sein. Danke und hoffentlich viel Erfolg.

Marion Wingberg-Werner, per E-Mail

Ich helfe mit

Zu Ihrer Schlagzeile gratuliere ich Ihnen sehr herzlich. Sie beweisen damit wieder einmal, wie richtig es ist, dass unsere Familie das Abendblatt seit mehr als 60 Jahren abonniert hat. Weiter so! Selbstverständlich werde ich mithelfen.

Hedda Peters, per E-Mail

Fassungslos

Ich bin fassungslos. Auf der ersten Seite wird um Spenden für diese Hungerkatastrophe aufgerufen, und ein paar Seiten weiter von der „Vergoldung der Veddel“ geschrieben. Unfassbar. Diese 85.621,90 Euro könnte man für wichtigere Dinge ausgeben.

Christiane Kolbow, per E-Mail

Geburtenkontrolle

Lars Haider, Chef des Hamburger Abendblatts, hat mit der Titelseite große Aufmerksamkeit erreicht und hoffentlich auch eine entsprechende Spendenbereitschaft bei den Hamburgern: Das Elend in Afrika geht uns alle an. 23 Millionen Menschen, vor allem unschuldige Kinder, sind vom Hungertod bedroht. Wir wollen helfen und sind zugleich doch hilflos. Es gäbe aber doch eine Methode, das Massensterben in Afrika wirksam zu bekämpfen: Förderung der Geburtenkontrolle durch Aufklärung, Sexualerziehungsprogramme und Kondome. Doch unverdrossen wettern afrikanische katholische Bischöfe gegen die Milliarden Dollar, die in Verhütungsprogramme investiert werden. Das Elend in Afrika hielte sich in Grenzen, wenn dort nicht Europas Missionare ihre verqueren Denkweisen eingepflanzt hätten. Humanismus statt Christentum und Geburtenkontrolle statt Spenden.

Jochen Dunkel, per E-Mail

Ursachen werden ignoriert

Die Ursachen für das ständig wiederkehrende Elend auf dem Kontinent werden jedoch weiter ignoriert: Dank einer einseitigen WTO-Politik überschwemmen Billigimporte von Hühnerfleisch, Weizen und anderen Produkten den afrikanischen Markt und haben die heimische Landwirtschaft vielerorts zerstört; Treibhausgase aus den Industrie- und Schwellenländern tragen weiterhin zum Klimawandel und damit zur Verschärfung der Trockenzeiten bei; dem Chaos überlassene ehemalige Kolonialstaaten kommen durch Bürgerkriege nicht zur Ruhe, und die Gewinne aus dem Abbau von Rohstoffen werden nicht für die In­frastrukturentwicklung der Länder verwendet, sondern häufig für Militäraus­gaben oder zur Bereicherung der Regierenden. Aber wir beruhigen unser schlechtes Gewissen weiter, indem wir spenden. Auch ich werde spenden, obwohl ich nicht einmal weiß, ob die damit verbundene Hilfe überhaupt bei den Betroffenen ankommen wird.

Martin Wucherpfennig, per E-Mail