Der Hamburger Architekt Volkwin Marg gilt als geistiger Vater des Elbtowers. Seine Projektskizze von 1997 sah am Ostende der HafenCity Hochhäuser vor. Das Abendblatt sprach mit ihm.

Was sagen Sie zu den Plänen?

Volkwin Marg: Die Idee für eine Landmarke ist sogar älter als in meinem Gutachten vor 20 Jahren. Ursprünglich besaßen die Elbbrücken gewaltige Portale als Eingangsgeste zur Stadt. Diese Portale haben wir verloren. Jetzt dort eine neue Landmarke zu errichten ist ein positives Zeichen.

Welche Gründe sprechen dafür?

Heute steht inmitten der Einfahrt zur Stadt ein belangloser Klotz mit einem Mercedes-Stern drauf. Dieses Gebäude ist keine angemessene Landmarke für Autofahrer die nach Hamburg kommen.

Ist der Ort wirklich geeignet?

Es gibt keinen Standort, der für die Konzentration von Menschen in einem markanten Turm besser durch den öffentlichen Personennahverkehr erschlossen sein wird als hier. Wir bauen dort zwei Bahnhöfe, die U- und S-Bahn zusammenführen. Von dort könnte man auf gleicher Höhe den Sockel des künftigen Hochhausensembles erreichen.

Sind 200 Meter nicht zu hoch?

Eine Landmarke wird nur signifikant, wenn sie heutigen Maßstäben entspricht. In alten Zeiten hatten die Meilensteine die Form eines Obelisken in Augenhöhe des Kutschers. Bezogen auf heute braucht es ein hohes Zeichen. 200 Meter Höhe sind eher bescheiden, wenn man den Turm von der Autobahn oder der Elbphilharmonie anpeilt.

Was ist die größte Herausforderung?

Dass der Turm oder ein Turmensemble nicht breit, sondern schlank wirken. Hamburg ist nicht Dubai oder Abu Dhabi. Hanseaten haben es nicht nötig, modegeil zu sein. Die Architektur muss zurückhaltende hanseatische Noblesse signalisieren, kons­truktive Logik und schicke Eleganz – keine modischen Verdrehungen, Knicke und Verrenkungen.

Wird sich Ihr Haus bewerben?

Natürlich. Wir bauen gerade das höchste Hochhaus in Nanjing. Dort überschreiten wir die 400-Meter-Grenze.

Wird es ausreichend Interessenten geben?

Deutschland befindet sich in einer beneidenswerten und wirtschaftlich starken Situation. Es gibt viele Unternehmen, die Deutschland für einen sicheren und beständigen Anlagestandort halten. Hamburg ist ein attraktiver Standort für Investitionen. Und der Ort an den Elbbrücken dafür ist einzigartig.