Hamburg. Die gebürtige Slowenin hält sich mit politischen Aussagen zurück. Trotzdem darf man sie nicht unterschätzen

Selten hat die Welt von einer kommenden First Lady so viel gesehen und so wenig gewusst wie von Melania Trump. In Donald Trumps Wahlkampf hielt sie sich auffällig zurück, gab nur einige Interviews daheim im luxuriösen 66. Stock des Trump Towers, umgeben von Marmor und Gold. Ihre Antworten sind oft gleichlautend. Ja, sie verfolge die Nachrichten „von A bis Z“, ja, sie unterstütze ihren Mann „zu 100 Prozent“, sie wolle sich aber heraushalten, da sie sich – auch von A bis Z – um den elfjährigen Sohn Barron kümmere: „Mein Mann ist in der Politik, nicht ich.“ Melania sei „wie ihr Mann: verlockend undurchsichtig“, schrieb Julia Ioffe von der „Washington Post“.

Inzwischen hat sich diese Strategie als durchaus clever erwiesen. Wäre Melania in seinen Wahlkampf eingestiegen wie weiland Michelle für Barack Obama, hätten ihr Trumps Ausfälle so geschadet wie ihm selbst. So aber blieb sie eine dekorative Ehefrau, die zwar „zu 100 Prozent“ hinter ihrem Mann steht, aber lobenswert fürs Kind sorgt und sich mit den schönen Dingen des Lebens beschäftigt. Etwa mit ihrer eigenen Uhren- und Schmuckkollektion, die sie auf dem Shoppingkanal QVC vertrieb, und ihrer selbst kreierten Luxus-Bodylotion auf Kaviar-Basis.

Allerdings blieb in den Wahl-Schlammschlachten niemand unbeschädigt. Als Trump eine restriktive Einwanderungspolitik ankündigte, nahmen US-Medien Melanias eigene Einwanderungsgeschichte unter die Lupe. Laut eigener Webseite studierte sie Design und Architektur in Ljubljana – nach Recherchen der „New York Times“ brach sie ihr Studium nach einem Jahr ab. Auch die Modelkarriere in Mailand und Paris verlief anfangs nicht sehr „erfolgreich“. Die angebliche Vielsprachigkeit (Englisch, Italienisch, Französisch, Deutsch) ließ sich nicht belegen. Als in ihrer ersten Rede im Juli 2016 Passagen auftauchten, die von Michelle Obama abgekupfert waren, übernahm eine Trump-Angestellte dafür die Verantwortung.

Inzwischen herrscht Ruhe. Wer die Webseite melaniatrump.com anklickt, wird auf trump.com umgeleitet, die Seite der Trump-Unternehmen; Melania Trumps Produkte sind aus QVC verschwunden. Auf Twitter veröffentlicht sie neben Richtigstellungen ihrer Anwälte gute Wünsche („Happy Easter!“), Fotos von Blumen, Reisen, Sohn Barron und Handtaschen. Fehlt nur der Dackel.

Ihren Biografen Bojan Pozar und Igor Omerza zufolge war Melania Knavs, geboren 1970 in einer slowenischen Kleinstadt, ein braves, ehrgeiziges Kind, das sich schon früh für Mode und Kleidung interessierte – die Mutter, Schneiderin und Musterentwicklerin in einer Stofffabrik, förderte das.

Mit 17 unterschrieb Melania den ersten Modelvertrag, mit 22 kam sie als Gewinnerin eines Casting-Wettbewerbs nach Mailand und Paris, 1996 ging sie nach New York und modelte für den Katalog eines Versandhauses. Als sie Donald Trump 1998 auf einer Party kennenlernte, war sie – anders als seine erste Frau Ivana – keineswegs eine „Stilikone“, sondern eine ziemlich bodenständige junge Frau, die den Exzessen der Modebranche fernblieb.

Erst an Trumps Seite kam sie in den Jet-Set – und auf die Titelseiten von unter anderen „Vogue“, „Vanity Fair“, „GQ“, „Allure“. Trumps erste Ehen hatten seit den 1980ern so viel Stoff für Skandale geboten, dass den Kardashians heute die Augen tränen müssten. Auch mit Melania begann der Tycoon eine Art erotomanischen Exhibitionismus: Er redete öffentlich ungeniert über täglichen Sex und Melanias Brüste, sie twitterte ihm einladende Fotos im Badeanzug.

Ist sie eine Neuauflage der braven Laura Bush? Hat sie eigene Ambitionen wie Carla Bruni? Auf Trumps frauenverachtende Auslassungen während des Wahlkampfs reagierte sie mit einem Mix aus mildem Erstaunen und Loyalität: So redeten „Jungs“ eben manchmal. Und ihr Mann sei „in die Pfanne gehauen“ worden. Auch das war clever deeskalierend. Diese Jungs aber auch ...

Man solle Melania Trump nicht unterschätzen, sagt Stephanie Wins­ton Wolkoff, eine enge Freundin. Sie sei sehr selbstsicher. Und die Trumps seien ein eingespieltes Team – „ein Power-Paar“.