Mehr als 300 Journalisten kamen zur Eröffnung der Elbphilharmonie – eine Auswahl der Pressestimmen

Zeit.de
Ein glasklarer Klang von erstaunlicher dynamischer Bandbreite, überdeutlich in den Akzenten, voll und weich im Tutti. (...) Der Raum selbst stellt Nähe und Transparenz zugleich her. Sogar voll besetzt wirkt er großzügig und luftig, vermittelt aber auch ein Gefühl der in sich geborgenen Gemeinschaft. So warten die Gäste auf Momente des kollektiven Entzückens, aber sind möglicherweise gedanklich zu sehr mit der Bedeutsamkeit dieses Abends beschäftigt, um sie tatsächlich zu finden.

Die Welt
Es klingt knusprig, die Musik hat Platz, aber man spürt schon: Hier hört man grausam alles, jeden Ansatzfehler, jeden unsauberen Bogenstrich, jedes Hüsteln auf dem Podium. Es kommt direkt, ehrlich, fast hart. Für Barockmusik ideal. (...) Doch dann kommt Brahms, noch ein gebürtiger, früh vertriebener Hamburger, Schlusssatz 2. Sinfonie. Allegro con spirito, D-Dur. Und plötzlich habe ich Probleme. Der Orchestersatz wird komplexer, und auf einmal höre ich nur noch Bässe. Oder Hörner. Und unangenehm aus der Mitte trötende Klarinetten. Der Klang spreizt sich auf, verflacht dann, vieles dringt nicht mehr durch. Es atmet zu wenig, denke ich. (...) Ich hätte so gern gelobt. Die Organisation: perfekt. Keine Schlangen an der Sicherheitskontrolle, an Garderobe, Klos, auf den vielen Treppenhäusern. Die winden sich mit immer wieder überraschenden Perspektiven entspannt nach oben. Sie sind holzgetäfelt oder weiß gespachtelt (ein Lob den Putzfrauen- und Männern), das Komplexe und Superteure des Gebäudes sieht man ihm nicht an. Das ist als höchstes Kompliment gemeint. Man fühlt sich wohl, vertraut, wird unaufdringlich geleitet. Hamburgisches Understatement eben. Eine feinfühlige, fast harmonisch leise Architektur ohne jedes Protzgehabe. Da braucht es gar keine Superlative. Nicht mal den tollen Blick in den januardunklen Hafen. Aber besser klingen müsste es. Weltklasse geht einfach anders.

Süddeutsche Zeitung
Für den Hamburger Opernchef Kent Nagano ist es der beste Saal der Welt. Trotz solch eines Riesenlobes auf die Akustik kann die Realität etwas enttäuschen. Wer beim Festakt zur Eröffnung die Neuerfindung der klassischen Musik erwartet hat, bekommt ein gutes deutsches Stadtorchester zu hören. (...) Die Streicher entwickeln kaum Schmelz, ihr Klang hat etwas Faseriges, die Tiefe wirkt verschattet. Holz- und vor allem Blechbläser sind dafür wundervoll und in überraschend vielen dunklen Nuancen präsent. Sie produzieren jenen geheimnisvollen Klang, der den Streichern fehlt. Bei Mendelssohn und Brahms wird nach und nach deutlich, dass dieses Defizit nicht der Saalakustik anzulasten ist, sondern Hengelbrock und seinen Musikern. Aber das weiß jeder Konzertgänger: Selbst die beste Akustik kann aus einem Durchschnittsensemble nie und nimmer die Wiener Philharmoniker machen.

Spiegel Online
Gaucks Grußwort zum Festakt im Großen Saal des Konzerthauses folgte Beethovens Ouvertüre zu „Die Geschöpfe des Prometheus“, man hatte also schon eine Kostprobe des als erlesen angekündigten Raumklangs der Konzertarena erlebt. Und da war schon ein Ruck durchs Publikum gegangen, denn so analytisch klar, filigran aufgefächert und lupenrein entfaltet erklang Beethoven bisher nicht in dieser Stadt. (...) Ein formidables Konzert, eine grandiose Feuertaufe für die Elbphilharmonie. Hamburg darf nun – endlich – seinen neuen Konzertsaal feiern.

Stuttgarter Zeitung
(Es) zeigte sich gut die große Qualität des Saales, der Klänge sehr direkt und sehr klar wirken lässt und so exzellent miteinander vermischt, dass man manchmal kaum weiß, woher sie kommen. Dass diese Qualität für ein Orchester unterhalb der Spitzenklasse tückisch sein kann, bekam man allerdings auch mit, denn jeder nicht optimal koordinierte Einsatz wird in diesem Saal hörbar. Dennoch feierte das Publikum den Eröffnungsmarathon als großes Fest. Es ist vollbracht, endlich.

Neue Presse/Hannover
Um es auf den Punkt zu bringen: In Hamburg steht zumindest Europas bester Konzertsaal, der die unglaubliche Transparenz (Luzern), die warme Kraft (Wiener Musikverein) und die ausladende Räumlichkeit (Berliner Philharmonie) aufs Schönste vereint: Raumklang bei höchster Durchhörbarkeit, das ist die Idealformel, die hier vom japanischen Akustik-Magier Yasuhisa Toyota verwirklicht wurde. (...) Hier steht ein klingendes Welt­wunder.

The Guardian/London
Die spektakulären Möglichkeiten von Hamburgs neuem Veranstaltungsort wurden in einem einfallsreichen Eröffnungskonzert gefeiert. (...) Als Finale: Beethovens Neunte. Hengelbrocks Interpretation war eher geschäftsmäßig als wahrhaft freudvoll, aber ein großartiges Quartett von Solisten inklusive Bryn Terfel schmückte diese Interpretation auf spezielle Weise – fraglos ein Konzerthaus, das gefeiert werden muss.

El País/Madrid
Man muss sehr mutig sein und sich seiner eigenen Ideen sehr sicher, um den spektakulären Großen Saal (mit 2100 Plätzen) mit einem Stück für Solo-Oboe einzuweihen, mit „Pan“, eine der sechs Metamorphosen nach Ovid von dem Briten Benjamin Britten, bewundernswert gespielt von Kalev Kuljus von der zweiten Ebene aus.

Der Standard/Wien
Der schalltechnisch durch Stahlfederkonstruktionen von Außenschwingungen entkoppelte Saal muss natürlich auch „eingespielt“ werden, es müssen sich die Musiker zudem an ihn gewöhnen. Es braucht Feinarbeit. Der erste Eindruck ist sehr respektabel. Delikat hat Hengelbrock ein Programm zusammengestellt, das auch Renaissance und Moderne übergangslos zu einer eindringlichen, Kontraste bietenden Suite bündelt.

La Repubblica/Rom
Ein bisschen Sydney Opera House, ein bisschen Schloss Neuschwanstein. Der Komplex ist in verschiedener Hinsicht eindrucksvoll. Der Hauptkonzertsaal ist (...) ein einziger surrealer Raum, aber auch ex­trem flexibel, und hält die Möglichkeit bereit, die Bühne und die Sitzplätze so zu verändern, wie es am besten zum musikalischen Genre passt, von Klassik bis Rock.

Salzburger Nachrichten
Das Ergebnis überzeugte beim Eröffnungskonzert akustisch jedoch vollends. Obertonreich, klar und doch einen angenehmen Mischklang produzierend, hat sich die Elbphilharmonie klanglich zweifelsohne an die Weltspitze katapultiert.

Basler Zeitung
Viel war schon im Vorfeld von der vom Japaner Yasuhisa Toyota verantworteten Akustik dieses Saals geschwärmt worden. Um sie genau zu planen, hatte man ein Modell im Maßstab 1:10 gebaut, mit den exakt verkleinerten Fräsungen der Gipsfaserplatten an den Wänden, mit Figürchen in Filzkleidchen als Pu­blikum und Mäusegepiepse als Klangquelle. Im Konzert hat sich jetzt gezeigt, dass die Rechnung aufging: Warm und direkt, voll und dennoch transparent tönen große Besetzungen hier; der Klang ist physischer, weniger steril als in anderen modernen Sälen, noch in den höchsten Rängen spürt man die Vibrationen der Bässe. Und wirklich verblüfft hörte man jede Nuance in Giulio Caccinis berühmtem „Amarilli, mia bella“, das der Countertenor Philippe Jaroussky mit Harfenbegleitung mitten im Publikum sang: Dass so leise Klänge einen Saal mit 2100 Plätzen zu füllen vermögen, ist tatsächlich schon fast ein akustisches Wunder. Dass dabei keinerlei Hafengeräusche von außen hereindringen, ebenfalls.

Deutsche Presse-Agentur
Wenn die NDR Elbphilharmoniker aufdrehen, dann rast der Sound der Blechbläser nur so durch den Saal, da wummern die Kontrabässe, und die Geigen schrauben sich bis in die letzten Reihen hinauf, hoch oben, fast 30 Meter über dem Podium. An diese Unmittelbarkeit des Klanges wird sich das Orchester wohl noch gewöhnen müssen. Dabei hatte es im Vorfeld erhebliche Zweifel gegeben, ob die Akustik des Saales dem Meisterwerk der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron ebenbürtig sein würde. Denn ein sensationeller Bau garantiert noch nicht einen Spitzenklang. Zu verwinkelt ist die Elbphilharmonie, als dass die Wellen pur und ungestört auch die Ohren der Zuhörer erreichen ­können.