Serie Die Elbphilharmonie – vom Jahrhundert-projekt zum Albtraum und wieder zurück. Teil 7: 2007–2008

Die ganze Pracht des Rathauses zeigt sich im Kaisersaal. Die Decken und die Wände sind prunkvoll verziert, große Kronleuchter spenden festliches Licht, ein dicker roter Teppich dämpft die Schritte. Im zweitgrößten Saal des Rathauses hat schon Kaiser Wilhelm II. diniert. Heute sind Bürgerschaftsabgeordnete, viele Journalisten und ungewöhnlich viele Besucher über die breiten Treppen in den zweiten Stock des Rathauses hinaufgekommen. Manchmal werden auch Sitzungen des Haushalts- und des Kulturausschusses mit Spannung erwartet.

Es ist der 16. Januar 2007. Es geht um die Elbphilharmonie. In drei Monaten soll der Bau beginnen. Heute haben die Abgeordneten die Chance, sich direkt bei den Verantwortlichen über das Millionenprojekt zu informieren.

Was dann folgt, kann man getrost als Märchenstunde bezeichnen. Von Welck wirbt für das „Wahrzeichen des 21. Jahrhunderts“, das zu einem „Festpreis“ entstehen werde. Sie muss doch wissen, dass die Kosten für viele Bereiche des Baus bisher nur grob geschätzt sind. Eben deswegen sind ja so viele „Budgets“ gebildet worden.

Wegener spricht von einer „intelligenten Gesamtkonzeption“, nach der die „privaten Investoren“ einen erheblichen Teil der Kosten für die Hülle, das Dach und die Erschließung tragen. Und genau deshalb, sagt Wegener, „liegen die Baukosten für den öffentlichen Bereich im internationalen Vergleich hochkarätiger Konzerthallen niedrig“. Wegener weiter: „Unwägbare Risiken bestehen nicht – Punkt.“ Und: „Das Kostenrisiko liegt allein beim Bieterkonsortium IQ2.“

Nur für den Fall nachträglicher Planungsänderungen durch die Stadt, erläutert er, könne es zu Kostensteigerungen kommen. „Dies werden wir, so weit irgend möglich, ausschließen.“

Die Fakten sind komplett andere: Die Umplanungen für einen dritten Konzertsaal sind in vollem Gange. Zwischen Hochtief und den Architekten herrscht planerisches Chaos. Deren Terminpläne sind nicht aufeinander abgestimmt. Die Investorenplanung ist nicht integriert. Die Stadt ist selbst Investor für Hotel, Parkhaus und Gastronomie und trägt das Risiko. Das Bauunternehmen Strabag hatte kein Angebot abgegeben, weil die Leistungsbeschreibung so ungenau gewesen sei, dass man noch 100 Millionen Euro obendrauf legen müsste, um das Risiko zu minimieren. Hochtief hatte gar gedroht, den Vertrag nicht zu unterschreiben. Wegeners Projektleiter hatte vor der Unterschrift gewarnt. Es gibt ernst zu nehmende Zweifel an der Tragfähigkeit des Speichers. Von alldem erfahren die Bürgerschaftsabgeordneten und damit die Öffentlichkeit an diesem grauen Januarabend – nichts.

Der Auftritt von Ute Jasper passt da ins Bild. Die Vergabe-Rechtlerin in Diensten der ReGe wird gefragt, ob es „keine auch noch so kleine Hintertür für Kostensteigerungen gibt?“ Jasper: „Ja, wir können sicher sein. Es ist ein Pauschalfestpreis, und Baukostensteigerungen führen nicht zu Preisanpassungen.“

Auf die Frage eines Abgeordneten, ob die Rücknahme der Vergaberüge von Strabag Geld gekostet habe, sagt von Welck: „Es ist in diesem Zusammenhang kein Geld an die Strabag geflossen.“ Das ist ganz geschickt formuliert. Sie sagt aber nicht, dass die Stadt der Strabag ein Zahlungsversprechen in Höhe von drei Millionen Euro abgegeben hat. Auch eine diesbezügliche Schriftliche Kleine Anfrage der SPD-Abgeordneten Gesine Dräger an den Senat bleibt mit Hinweis auf den Schutz von Geschäftsgeheimnissen unbeantwortet. Es ist ganz eindeutig: Den Verantwortlichen geht es in erster Linie um Geheimhaltung. Um Verschleierung. Sogar um Vertuschung. Transparenz wird nur gewährt, wenn es gute Nachrichten gibt.

Im Februar gründet die Stadt die Bau KG, eine Kommanditgesellschaft. Offiziell ist sie jetzt der Bauherr der Elbphilharmonie. Die Bau KG hat nur zwei Mitarbeiter: die Geschäftsführer Hartmut Wegener und Heribert Leutner. Mit der eigentlichen Arbeit wird die ReGe beauftragt. Warum das Ganze? Die Bau KG bekommt einen Aufsichtsrat, der Kontrolle ausüben soll. Seine Zusammensetzung wechselt mehrfach. Und je nach Personen wird in den kommenden Jahren mal mehr und mal weniger Aufsicht über das Millionenprojekt geführt.

Am 28. Februar stimmt die Bürgerschaft dem Vertragswerk einstimmig zu. Mit den Stimmen von CDU, SPD und Grünen. Nur zwei SPD-Stimmen fehlen, die der beiden Elbphilharmonie-Kritiker. Mathias Petersen bleibt der Sitzung fern, Thomas Böwer verlässt vor der Abstimmung den Saal und geht auf dem Rathausmarkt eine Zigarette rauchen.

Es ist der 8. März 2007. Ein Donnerstag. Und noch vier Wochen bis zur Grundsteinlegung. Im Harburger ReGe-Büro kommt am Nachmittag ein Fax an: eine „PÄM“. Was so niedlich klingt, steht für Projektänderungsmeldung. Sie ist so etwas wie ein Wunschzettel zum Gelddrucken. Mit ihr zeigt das Bauunternehmen dem Auftraggeber an, dass es wegen Änderungen der Planung anders bauen wird als vertraglich vereinbart. Dadurch entstehen meist Mehrkosten. Jedenfalls dann, wenn die Pläne vom vertraglich vereinbarten Bausoll abweichen. Das ist nicht immer einfach zu entscheiden. Und somit eine Spielwiese für die Juristen. Die PÄM vom 8. März ist die erste – es werden viele Hundert folgen. Die PÄM wird zum zentralen Begriff in der Geschichte der Elbphilharmonie. Ein Grund für eine PÄM ist, wenn die Planung bei Vertragsschluss noch nicht abgeschlossen ist. Ein zweiter, wenn Änderungen gewünscht sind. Beide Gründe sind im Übermaß vorhanden.

In Nummer 1 geht es um „Planänderungen bei der Zufahrt zum Parkhaus“. Anders als vertraglich vereinbart, soll es nunmehr eine getrennte Zufahrt zum Hotel und zum Parkhaus geben. Die Änderung ist vielleicht auch sinnvoll, kostet den Steuerzahler am Ende aber 67.393 Euro.

Der Grundstein ist noch nicht gelegt, da gehen Bauherr und Baukonzern aufeinander los. In der kommenden Woche kommen weitere Faxe. Es sind zwölf „Behinderungsanzeigen“ von Hochtief. Der Konzern sagt, es fehlen wichtige Unterlagen zur Rohbauplanung. Deshalb könnten sie nicht bauen. Vier Tage später widersprechen die Architekten den Anzeigen und machen ihrerseits Hochtief wegen „mangelhafter Schlitz- und Durchbruchspläne“ für Terminverzüge verantwortlich.

Die Partei, die zuerst die „Nichterfüllung einer Vorleistung“ bei der anderen Partei feststellt, kann daraus unverzüglich „Verzögerungsansprüche“ ableiten. All dies hat handfeste juristische und finanzielle Hintergründe. Wenn der Bau in Verzug gerät, wollen die Beteiligten belegen, dass nicht sie schuld sind: an der Verzögerung und den daraus resultierenden Mehrkosten.

Willkommen in der Kampfzone.

Die ReGe ist für solche Auseinandersetzungen hoffnungslos unterbesetzt. Leutner klagt über das gut organisierte „Claim-Management“ von Hochtief, also Schreiben über Behinderungen und Bedenken. „Sie kommen mit einer Schlagzahl, wie wir alle das noch nie erlebt haben.“

Noch vor Baubeginn ist klar, dass alle Beteiligten die Komplexität des grandiosen Bauwerks unterschätzt haben. Ein Beweis dafür liefert das Protokoll der Bauherrenbesprechung vom 26. März. Danach weist – eine Woche vor der Grundsteinlegung – sogar die Entwurfsplanung, also die architektonische Grundlage, noch an vielen Stellen große Lücken auf: „Die Abarbeitung dieser weißen Flecken erfolgt derzeit in Workshops getrennt nach den Bereichen Wohnen, Hotel, Gastronomie.“

Schon da wird den Beteiligten klar, dass vorgegebene Kosten und Termine nie zu schaffen sind. Zu groß sind die weißen Flecken. Um nicht auf den Kosten für die Bauzeitverzögerung sitzen zu bleiben, übernehmen immer mehr die Anwälte die Regie in Hamburg.

Es ist noch ein Tag bis zur Grundsteinlegung, der 1. April. Und, kein Scherz, der erste Verantwortliche wirft die Brocken hin: Projektleiter Heribert Leutner verlässt die ReGe. Für Wegener eine „Flucht vor der Verantwortung“. Die Koordinierung der Terminpläne, die er bis zum 1. April organisieren sollte, ist noch immer in weiter Ferne. „Da hat er drei Monate Zeit gehabt, das hat er leider nicht hingekriegt“, sagt Wegener.

Leutner war immer dagegen, ohne diese Voraussetzung den Bauvertrag zu unterschreiben. Das Verhältnis verschlechtert sich. Leutner dringt zu seinem Chef nicht mehr durch. „Irgendwann wird man auch müde.“ Für Leutner ist Wegeners Führungsstil „Mittelalter“. Wie er das meint? „Von Zielen, die er sich selbst gesetzt hat, steuert er auf einen Weg, der Widerspruch nicht ablehnt, aber Beratung auch nicht annimmt. Und von daher kommt es nicht zu der besseren Lösung, sondern zu dem vorgegebenen Ziel.“ Leutner steigt aus: „Weil es auch nicht besonders viel Spaß macht, mit einem Boot ins Rennen zu gehen, das von vornherein ein Leck hat.“ Das Leck wird Millionen Euro verschlingen.

Einen Tag später ist Grundsteinlegung. Rein symbolisch, denn der mächtige Kaispeicher steht ja längst. Es ist 12 Uhr mittags. Einen Teil der Töne, Händels „Feuerwerksmusik“, liefern Blechbläser vom NDR und den Philharmonikern. Ein anderer Teil des Rahmenprogramms kommt von einer Band namens Hot Schrott. Die Stimmung ist ausgelassen. Es gibt Blitzlichtgewitter, Gratisgetränke und Schnittchen. Auf einer kleinen Bühne im Erdgeschoss wird eine Kapsel aus Kupfer in den „Grundstein“ versenkt – mit einer Urkunde, aktuellen Tageszeitungen, einer Stifternadel, in Hamburg geprägten Euromünzen sowie einer Elbphilharmonie-Sondermünze.

Von Beust spricht an diesem Tag von einem beeindruckenden Dokument hanseatischen Bürgerwillens: „Elite ja – elitär nicht. Wir haben Grund zu feiern, lassen Sie uns das tun.“ Nach der Feierstunde erhält jeder der rund 700 geladenen Gäste als Souvenir einen roten Backstein mit dem Datum der Grundsteinlegung.

Auch Thomas Möller (48) bekommt einen. Möller, dessen Vater an der Nordsee ein kleines Bauunternehmen hatte, wohnt mit seiner Frau und den zwei Söhnen in Hamburg. Er war zehn Jahre bei der Bundeswehr. Letzter Offiziersrang: Hauptmann. Schon seine Großmutter hat bei Hochtief gearbeitet, nun leitet Möller die norddeutsche Niederlassung des Essener Baukonzerns.

Die Elbphilharmonie ist auch sein Projekt. Möller liebt diese Stadt. Und er liebt seine Firma. Er will mit Hochtief und mit seiner Mannschaft das Jahrhundertbauwerk vollenden, aber er sagt auch während eines Gesprächs mit schöner Regelmäßigkeit den Satz, dass er vor allem seinen Aktionären gegenüber verpflichtet ist. Mit anderen Worten: Möller hat kein Geld zu verschenken. Rund 2,5 Millionen Euro, sagt er, habe den Konzern die Ausschreibung gekostet.

Am 31. Mai fährt Thomas Möller in die Lüneburger Heide. Ziel ist das Hotel Camp Reinsehlen. Die ReGe hat alle Projektbeteiligten zu einem zweitägigen Gute-Laune-Workshop eingeladen. Motto: „Kooperation für die Zukunft.“ Denn nur acht Wochen nach Baubeginn liegen bereits 48 PÄMs mit Mehrkostenforderungen über gut drei Millionen Euro vor. So kann es nicht weitergehen.

Nun sitzen 38 Personen in einem großen Konferenzraum und stellen sich nacheinander vor. ReGe-Chef Wegener schwört sie ein: „Meine Damen und Herren, wir bauen gemeinsam ein Weltprojekt.“ Seminarleiter Gerhard Bittner hat drei Stelltafeln aufgebaut. Dann fordert er die Teilnehmer auf: „Schreiben Sie bitte Ihre Erwartungen auf, die Sie an die anderen haben.“ Terminsicherheit, steht da. Zuverlässigkeit und Kostenbewusstsein.

Bittner stellt eine „kooperative Grundhaltung“ und „Aufbruchsstimmung“ fest. Auch menschlich kommen sich die Teilnehmer näher. Abends an der Bar trinken der Architekt Mergen­thaler und der Ingenieur Möller zusammen ein, zwei Bierchen. Die unterschiedlichen Interessen bleiben. Hier die Architekten, von denen Bittner nicht gedacht hat, „dass sie solch eine Macht haben“. Dort die Ingenieure, „die sich über die unzähligen Planänderungen aufregen“. Und dazwischen „ziemlich hilflose ReGe-Mitarbeiter“, wie Bittner findet.

Bei der ReGe ersetzt vom 1. Juni an Anette Kettner den ausgeschiedenen Heribert Leutner als neue Projektleiterin. „Termine und Kosten sind nicht mein Spezialgebiet“, sagt sie. Die Stadt hat in dieser entscheidenden Phase kein eigenes Fachpersonal im Bereich Kostensteuerung. Ein „Anti-Claim-Management“, um den ständigen Hochtief-Forderungen zu begegnen, existiert nicht. Die PÄMs werden kaum bearbeitet. Erst 18 (!) Monate später wird bei der ReGe Stefan Kaden dafür eingestellt werden. An seinem ersten Arbeitstag stapeln sich 142 PÄMs auf dem Schreibtisch des Bauingenieurs. Es gibt große und kleine PÄMs. Welche zum Schmunzeln und welche zum Fürchten.

Im Foyer des Konzerthauses sollen an den Wänden Sitzbänke für die Besucher installiert werden – nicht auf dem Boden stehend, was wohl zu einfach wäre für einen Herzog & de Meuron-Bau, sondern an den Wänden hängend. Weil aber nicht klar ist, welche Dübel wie an der Wand befestigt werden sollen und ob das nun Teil der Entwurfsplanung der Architekten oder der Ausführungsplanung des Generalunternehmers ist, zeigt Hochtief erst einmal eine Behinderung an. Man hätte sich diese mit einem Griff zum Telefon sicher auch sparen können.

Ein anderes Kaliber hat PÄM 58. Sie geht bei der ReGe per Schreiben vom 12. Juni 2007 ein. Es geht um Planänderungen zur Gründung im zweiten Untergeschoss – also um die 1111 Pfähle. Sie reichen nicht mehr aus. 650 zusätzliche Stahlbetonpfähle müssen in den Boden gerammt werden. Höhe der Forderung von Hochtief: 5,9 Millionen Euro. Die Bau KG weist die PÄM 58 zurück. Wegener empfindet die Hochtief-Forderung als „Mondpreis“ und versieht das Schreiben mit einer handschriftlichen Anmerkung: „So etwas nehmen wir nicht an! Urschriftlich zurück, Herrn Dr. Möller: unsubstantiierte Unverschämtheit.“ Am Ende kostet sie 1,35 Millionen Euro.

Die Planänderungen ziehen sich durch das gesamte Gebäude. Zur „Optimierung der öffentlichen Nasszellen“ werden anfangs Papierhandtuchhalter für 957 Euro und ein Toilettenpapierhalter für 159 Euro brutto das Stück ins Auge gefasst – und später verworfen. Weil der Einbau von Wandlautsprechern im Backstagebereich ein besseres Erscheinungsbild gibt als der Einsatz von 14 Deckenlautsprechern, werden für PÄM 213 Mehrkosten von 17.000 Euro fällig. Eine Rampe zur Plaza wird zwecks besserer Begehbarkeit nachträglich mit Stufen für eine zusätzliche Treppenanlage aufbetoniert. PÄM 115 erzeugt Mehrkosten von 139.000 Euro. Die Mehrkosten für ein geändertes Flutschutzkonzept, PÄM 21.2, betragen 175.000 Euro.

PÄM 69 wäre zu vermeiden gewesen, wenn die ReGe auf ihr Beratungsunternehmen Assmann gehört hätte. In dessen Projektstatusbericht steht deutlich: Der Vorplatz der Elbphilharmonie kann nicht für das Aufstellen der Baucontainer genutzt werden. Dennoch planen die Architekten weiter mit dem Vorplatz – und das fließt auch in den Vertrag ein. In einer Besprechung bei der HafenCity GmbH wird erneut festgehalten, dass der Vorplatz nicht für die Container zur Verfügung steht. Das Ende vom Lied? Hochtief baut auf im Wasser befestigten Pfählen eine „Containerburg“. Als das Unternehmen dafür die PÄM 69 einreicht und 1,089 Millionen Euro zusätzlich fordert, weist die ReGe das zunächst zurück. Am Ende kostet PÄM 69 den Steuerzahler 537.755,06 Euro.

Auch die Umstellung der Gebäudekühlung von Elbwasser auf Elb- und Grundwasser, die wegen einer EU-Verordnung veranlasst wurde, schlägt mit 1,5 Millionen Euro zusätzlich zu Buche.

Bis zum 18. Juni reicht die PÄM-Liste schon bis Nummer 75, die Mehrkostenforderungen von Hochtief liegen nur knapp unter zehn Millionen Euro.

Viele PÄMs basieren auf einem grundlegenden Missverständnis. Als nämlich der Ursprungsvertrag im Dezember 2006 geschlossen wurde, konnte der Planungsstand noch gar nicht die Zusammenführung der Pläne von Hochtief für die Investorenbereiche, also vor allem für das Hotel, mit der übrigen Planung des Gebäudes berücksichtigen. Zumal sich dort laufend etwas ändert. Diese Zusammenführung, genannt: Integration der Investorenplanung, geschieht erst durch nachträgliche Workshops, die bis Juni 2007 dauern. Daraus ergibt sich ein Planungsstand vom 18. Juni 2007. Der Architekt Ernst Höhler sagt zur Investorenplanung: „Da ist Konfliktpotenzial ohne Ende.“

Die „Integration der Investorenplanung“ sorgt als PÄM 100 für heftige Auseinandersetzungen: Die ReGe geht davon aus, dass dieser neue Planungsstand vom 18. Juni 2007 nun das vertragliche Bausoll darstellt. Und Hochtief deshalb gar keine Mehrkosten geltend machen kann.

Für Hochtief dagegen war das Bausoll durch den Planungsstand bei Vertragsabschluss, also Ende 2006, definiert. Und jede nachträgliche Änderung verursacht Mehrkosten - für die Stadt.

Bei PÄM 100 geht es um acht Millionen Euro. Die ReGe-Anwälte unterstützen zunächst die städtische Sichtweise, verweisen aber ab Mitte 2008 plötzlich auf „ein nicht unerhebliches Prozessrisiko“. Hochtief droht dann auch wirklich mit einer Klage. Die Klärung dieser Frage kostet die Stadt schließlich 3,645 Millionen Euro.

Dieser Text ist eine aktualisierte Fassung
unseres großen Abendblatt-Dossiers von 2013.