Serie Die Elbphilharmonie – vom Jahrhundertprojekt zum Albtraum und wieder zurück:Teil 2: 2002–2003

Jan Haarmeyer
Joachim Mischke

Mit dem Interesse der Architekten im Rücken führt Gérard Dutzende Gespräche mit Konzerthausbetreibern. Amsterdam, Zürich, Wien, Paris; er holt sich Rat, Hilfe, Unterstützung. Vor allem Benedikt Stampa, der Praktiker in Hamburg, hilft ihm, ein Raumprogramm zu entwickeln. Die Stadt bleibt abweisend, einzig Kulturstaatsrat Gert Hinnerk Behlmer glaubt an die Idee.

Bürgermeister Ole von Beust trifft Anfang 2002 sogar eine Entscheidung, die dem Projekt mehr schaden als helfen wird: Als Nachfolgerin für die Intellektuelle Christina Weiss beruft er nach langer Suche die „Bild“-Journalistin Dana Horáková zur Kultursenatorin. Sie wird sich lange mit Händen und Füßen gegen das Konzerthaus auf dem Kaispeicher wehren.

Stampa wirbt in jenen Tagen unentwegt für das Projekt. „Wir haben hier eine Veranstaltungsdichte erreicht, die kaum noch zu steigern ist“, sagt er im Januar 2002. Auf die Frage, ob nicht ein zweiter Saal nur dazu führe, dass dann beide Hallen rote Zahlen schreiben würden, entgegnet er: „Neue Räume schaffen neue Inhalte.“

Offiziell laufen die Pläne für ein Konzerthaus und die für den Kaispeicher A aber weiter auf zwei Gleisen. Noch am 13. Juli 2002 berichtet Investor Inholte, dass die Gestaltung des Kaispeichers A entschieden sei. Der neue Oberbaudirektor Jörn Walter habe sein Okay gegeben, der Bauvorbescheidsantrag für den MediaCityPort sei eingereicht. Anfang 2003 sollen die Arbeiten beginnen, 2005 beendet sein. Geplant ist ein 97,5 Meter hoher gläserner Turm. 28 Stockwerke, nach Westen leicht gefaltet. Neu: Der alte Kaispeicher, der in Teilen als Symbol für den Nachkriegs-Wiederaufbau erhalten werden sollte, sei nicht zu halten. Inholte hat eine Abbruchgenehmigung. Gérard ist enttäuscht: „Typisch Hamburg, schon wieder wird ein Denkmal abgerissen, weil die Stadt eine dem Gebäude unangemessene Nutzung vorgibt.“

Modelle der Elbphilharmonie könnten ein Museum füllen

Im Oktober 2002 unternimmt er eine Hafenrundfahrt mit Christine Binswanger, Büropartnerin von Herzog & de Meuron. Als sie den Kaispeicher A passieren, mischen sich höhere Mächte ein. Der Himmel reißt auf, die Abendsonne taucht den Backsteinklotz in goldenes Licht. Binswanger ist hingerissen: „Mein Gott. Das ist ja wie St. Giorgio in Venedig.“ Das echte St. Giorgio wird zehn Jahre später übrigens die Kulisse eines entscheidenden Treffens für die Zukunft der Elbphilharmonie sein.

Ebenfalls im Oktober kündigt Ole von Beust ein „kulturell-architektonisches Highlight“ für die HafenCity an: „Das ist ein 50-Millionen-Euro-Projekt, allein an Investitionskosten.“ Allerdings denkt er dabei weder an den Standort Kaispeicher noch daran, zwei Konzerthäuser parallel zu betreiben. Stattdessen sagt er: „Für die alte Musikhalle werden wir eine neue kulturelle Verwendung finden.“ Seine Kultursenatorin hat noch andere Pläne und schlägt einen AquaDome am Magdeburger Hafen vor, im Osten der HafenCity. Die Besucher sollen den Konzertsaal durch einen Plexiglastunnel betreten, der durch ein Show-Aquarium verläuft. Gérard hält dagegen. In dem Sechsseitenkonzept „Neue Konzerthalle für Hamburg im Kaispeicher A der HafenCity“ ist zu lesen: „Im Kaispeicher A ist der Bau einer modernen Konzerthalle durch weitgehende Nutzung des Bestands zu sehr viel niedrigeren Kosten realisierbar als bei einem Neubau. Hier bietet sich der Freien und Hansestadt die einmalige Chance, kurzfristig eine dringend benötigte neue Konzerthalle zu schaffen.“ Und weiter: „Das Hamburger Musikleben ist im nationalen und internationalen Vergleich (mit Ausnahme der Staatsoper) eher als provinziell einzustufen. Man stelle sich bloß vor, welches Imagepotenzial Sydney vertan hätte, wenn man einen Bürobau statt einer Oper errichtet hätte!“

Die Gesamtbaukosten schätzt er auf 95 Millionen Euro. Finanziert werden soll das durch „kommerzielle Mantelbebauung“, also einen Turm mit 18.000 Quadratmeter Nutzfläche, der neben dem Speicher in der Elbe stehen soll. Mitte 2005 soll es losgehen, und etwa drei Jahre später, „zum 100. Jubiläum der Laeiszhallen-Eröffnung am 4. Juni 2008 könnte das neue Konzerthaus fertiggestellt werden“. Doch die Wochen und Monate vergehen, ohne dass das Projekt recht vorankommt. Gérard kommt zu dem Schluss, dass er ein Bild braucht. Eines, das „die Hamburger packt“. Im März 2003 beauftragt er Herzog & de Meuron, eine Projektstudie mit Visualisierungen zu erstellen. Damit läuft in Basel die HdM-Maschinerie an. Der Auftrag wird als „Projektnummer 230“ angenommen. Jetzt wird überlegt, skizziert, verworfen, gerechnet, gebastelt, gesägt. 322 Modelle werden im Laufe der Jahre entstehen. Winzige aus Styropor ebenso wie große, aufwendig hergestellte Holz-Kunststoff-Skulpturen. Man könnte ein Museum damit füllen.

Mehr als ein Dutzend Entwürfe erhält Gérard, doch seine Begeisterung hält sich in Grenzen. Dann fragen die Schweizer: Kann man nicht alle Nutzungen einschließlich Hotel und Wohnungen in einem Gebäude auf dem Kaispeicher unterbringen? Zur Ursprungsidee aus der Bibliothek zurückkehren, zur Welle auf dem Speicher? Gérard ist skeptisch. Er kennt die Tücken des Wohneigentumgesetzes: Die Aufteilung eines Gebäudes für mehrere Eigentümer, noch dazu quer durch die Etagen, horizontal und vertikal, das ist kompliziert. Doch er hört von einem Messeprojekt in Frankfurt, bei dem ähnlich vorgegangen wurde - so könnte es auch in Hamburg gehen.

Dem Kaispeicher ein zweites Gebäude aufzubürden stellt sich auch als lösbar heraus: Kallmorgen hatte in den 1960ern die Eichenpfähle unter dem Kaiserspeicher von 1888 mit Betonpfählen verstärkt, sodass der Bau die enorme Tragfähigkeit von fünf Tonnen pro Quadratmeter hat. Das reicht für den gläsernen Aufbau.

Im April 2003 sitzt Jacques Herzog im Flieger, sein Sitznachbar blättert im Bordmagazin der Lufthansa. Auf dem Titel eine Computergrafik des Media City Ports, dazu die Zeile „Hamburgs kühne Träume“. Herzog schmunzelt und denkt: Es wird ganz anders kommen. Größer. Spektakulärer. Er glaubt jetzt an die Macht seiner Idee. Die braucht es auch, denn der Standort ist noch unerreichbar für Neues: Die Anhandgabe für die Investoren des Media City Ports hat Bestand, Anfang Juni 2003 liegt ein Bauvorbescheid vor. Jürgen Bruns-Berentelg, Chef der Gesellschaft für Hafen- und Standortentwicklung, der späteren HafenCity GmbH, will sich nicht aufhalten lassen. Er hält die Konzertsaal-Vision „aus wirtschaftlichen und standortbezogenen Gründen im Augenblick für keine gute Idee“. Die Kulturbehörde arbeitet an einer Machbarkeitsstudie für Horákovás AquaDome.

Am 6. Juni 2003 berichtet das Abendblatt erstmals über Gérards Pläne. Das Konzept sieht zwei Konzertsäle vor – einen großen mit mittig gelegener Bühne und etwa 2400 Plätzen sowie einen kleineren, tagungstauglichen für 500 Besucher. Rolf Beck, beim NDR für Orchester, Chor und Bigband verantwortlich, ist begeistert: „Ich favorisiere das eindeutig – die Kosten sind überschaubar, die Lage könnte besser nicht sein, und das Ganze ist in einer mittelfristigen Planung fertigzustellen.“ Die Kultursenatorin müsse ihren AquaDome fallen lassen.

Mitte Juni 2003 erhält Gérard aus Basel die Projektstudie und ein Modell – der Kaispeicher aus Holz, darüber der Neubau aus transparentem Kunststoff mit schlichten Fensterelementen. Damit macht er eine achttägige Goodwill-Tour zu Dutzenden einflussreichen Hamburgern. Einer von ihnen ist Eckart Hannmann, Leiter des Denkmalschutzamts. „Der hatte Tränen in den Augen und meinte, so stelle er sich den Umgang mit historischer Bausubstanz vor.“ Auch beim späteren NDR-Chefdirigenten Christoph von Dohnányi wird Gérard vorstellig, der schickt ihn zu seinem Bruder. „Klaus, das musst du dir ansehen!“ Eineinhalb Stunden später sitzt Gérard in dessen Büro. Der Altbürgermeister ist ebenfalls begeistert.

Am Morgen des 26. Juni 2003 wird sie dann losgetreten – die Euphorielawine, die durch die Stadt rollen wird. Gérard und Marko gehen mit einer Pressekonferenz im Studio E der Musikhalle an die Öffentlichkeit. Weltklasse-Architektur für Hamburg, präsentiert ausgerechnet im ungeliebten Stiefkind der örtlichen Kulturpolitik. Pierre de Meuron ist nach Hamburg gekommen, um hier, vor fast ungläubig staunenden Journalisten, klarzumachen, wie ernst man es meint. „Stadtentwicklung braucht Visionäres“, sagt er, „aber nur, wenn eine Mehrheit der Stadt dahintersteht, ist solch ein Projekt auch realisierbar.“ Im Souterrain des neobarocken Konzerthauses stellen die Visionäre die Computerentwürfe vor, in einem kleinen Raum, den nur wenige kennen. 150 Plätze, Tageslicht fällt durch die Fenster hinter der Bühne. Hier finden Proben statt, Konzerteinführungen, Kinderkonzerte, Kammermusik.

Eigentlich hatten Gérard und Marko vor, ihren ersten Auftritt im Kesselhaus in der HafenCity zu inszenieren. Doch Bruns-Berentelg lässt sie nicht: Hamburg brauche das Projekt nicht. Stampa jedoch öffnet ihnen die Tür, ein Schachzug für beide Seiten. Denn so ist die Musikhalle, deren Geschäftsführer Gérards Pläne unterstützt, von Anfang an mit im Boot, obwohl das neue Konzerthaus auch als Konkurrent gesehen werden könnte.

Die Kulturbehörde favorisiert hingegen einen AquaDome

„Hamburg hat die einzigartige Möglichkeit, eine Architektur-Ikone zu realisieren“, sagt Gérard. Das Bauprojekt würde sich – abgesehen vom Konzertbetrieb – über den Verkauf der Wohnungen finanzieren, nötig seien zudem Spenden von 25 bis 30 Millionen Euro und die kostenlose Bereitstellung des Filetgrundstücks durch die Stadt. Eine ähnliche Bedingung hatte dafür gesorgt, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Musikhalle erbaut wurde. Bei beiden Häusern gab es keinen Architektenwettbewerb.

Philharmonie auf dem Kaispeicher?“, schreibt das Abendblatt am nächsten Tag. Die Resonanz ist gewaltig, die Hamburger Musikszene kann noch nicht glauben, dass bahnbrechend Neues gewagt werden soll. Stampa empfindet die Phase, die nun beginnt, später als „emotionalen One Night Stand“, als „völlig unhanseatisch“. Er ist verblüfft: „Anstatt erst zu prüfen und abzuwägen, war die Entscheidung de facto gefallen, bevor sie offiziell getroffen wurde.“

Doch die Kritiker geben sich noch nicht geschlagen. Die Wirtschaftsbehörde erklärt, noch im Juli werde über eine dritte Verlängerung der Anhandgabe für die MCP-Investoren entschieden. Die Investoren betonen: „Wir gehen davon aus, dass wir 2004 mit dem Bau beginnen.“ Aus Horákovás Behörde ist zu hören, man arbeite weiter an der Machbarkeitsstudie für den „Kulturbaustein“ am Magdeburger Hafen. Bruns-Berentelg mahnt erneut, nicht das MCP-Projekt kurz vor der Realisierung „wegen eines visionären Musikhallen-Entwurfs mit ungeklärten, gravierenden Risiken zeitlicher, finanzieller und betrieblicher Art“ infrage zu stellen. Oberbaudirektor Walter sagt zu Gérards Preisvorstellungen: „Ein wirklich schönes Versprechen, schön und völlig haltlos.“ Mit 50 Millionen Euro Extrakosten müsse die Stadt schon rechnen. „Aber was soll man machen? So ein Entwurf, der geht um die Welt. Und die HafenCity braucht ein Wahrzeichen.“

Tatsächlich wird das „Konzerthaus auf dem Kaispeicher A“ nun zu dem Symbol für das Senatsmotto der „wachsenden Stadt“. Auch von Beust lässt jetzt durchblicken, dass er vom Entwurf sehr angetan ist. Er betont aber bis heute, er sei „nie euphorisiert gewesen in dem Sinne, dass ich das nun unbedingt gebaut haben wollte“.

Rückenwind für Gérards Konzept bedeutet der Offene Brief, den der Hamburger Architekt Jan Störmer im Namen von einem Dutzend Kollegen am 21. August 2003 an den Bürgermeister schreibt und der in der Stadt große Beachtung findet. Er fordert, ohne weitere Ausschreibung grünes Licht für die Schweizer Kollegen zu geben: „Hamburg hat die einmalige Chance, seinen oft angestrebten Weltstatus mit Nachdruck zu beweisen. Das Konzept ist genial und für die Stadt ein Muss.“ Was dieses Schreiben bedeutet, ordnet GAL-Kulturexperte Willfried Maier später unnachahmlich ein: „Die Architekten liegen anbetend am Boden und niemand verlangt eine Ausschreibung. Solange ich mich in Hamburg auskenne, ist das noch nie passiert.“ Tatsächlich verfehlt der Brief im Rathaus nicht seine Wirkung. Die Senatskanzlei wertet ihn als Beleg, dass die Architekturszene das Projekt nicht stören würde.

Von Beust selbst hat allerdings gerade andere Sorgen. Zwei Tage zuvor, am 19. August, hatte er Innensenator Ronald Schill rausgeworfen, weil der gedroht hatte, seine Homosexualität und ein angebliches Verhältnis zu Justizsenator Roger Kusch öffentlich zu machen. In diesen Tagen ist noch nicht klar, ob der Skandal das politische Ende für Beust ist. Tatsächlich ist es das Gegenteil. Debatten über ein neues Konzerthaus spielen jetzt höchstens eine Nebenrolle.

Ab Mitte September 2003 mischt sich Beust, der klare Sieger des Schill-Skandals, aktiv in die Diskussion über Pro und Kontra ein: Er lässt die Gesellschaft für Hafen- und Standortentwicklung (GHS) die Konzerthauspläne prüfen. „Wir möchten uns später nicht vorwerfen lassen, eine solche Chance gedankenlos nicht genutzt zu haben“, sagt Senatssprecher Christian Schnee. HafenCity-Chef Bruns-Berentelg rudert zurück und verspricht „eine völlig ergebnisoffene Prüfung“.

Bei einer Rede vor dem Übersee-Club wartet Beust am 22. September mit Formulierungen auf, die er noch oft wiederholen wird: „Wir brauchen ein Wahrzeichen der Stadt für das 21. Jahrhundert, das internationale Ausstrahlung hat. Dies kann eine Philharmonie auf dem Kaispeicher A sein.“ Bemerkenswert: Nicht das Regierungslager, sondern die SPD-Opposition ergreift als Erste die Initiative und fordert den Senat am 26. September 2003 auf, „die Pläne für einen AquaDome fallen zu lassen“ und die Realisierung einer Philharmonie nach dem Entwurf von Herzog & de Meuron zu ermöglichen.

Eine zukünftige Hauptdarstellerin betritt am 7. Oktober die Bühne: Karin von Welck, seinerzeit Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder, sitzt im Wartezimmer vor dem Bürgermeisterbüro. Die Tür geht auf, ein ihr unbekannter Mann kommt aus Beusts Amtszimmer und sinkt ermattet in einen Sessel. Man kommt ins Gespräch. Um was es bei ihm ging? Er habe dem Bürgermeister ein großartiges Projekt vorgestellt. Und, hat es ihm gefallen? Ja, offenbar habe er ihn überzeugt, sagt der Mann. Dann wird von Welck hereingebeten. Von Beust erzählt sofort vom gerade Gehörten und dass er auf die Verwirklichung hoffe. Die beiden plaudern, man ist sich sympathisch. Ein halbes Jahr später wird von Welck als Kultursenatorin nach Hamburg kommen. Beim ersten Elbphilharmonie-Gesprächstermin mit Alexander Gérard erkennt sie ihn wieder – den Mann aus Beusts Vorzimmer.

Es gibt keine Fristen und Entscheidungswege

Der 7. Oktober 2003 ist auch der Tag, an dem Patrick Taylor sein Ausscheiden aus diesem großen Projekt erklärt. Neuer Partner Gérards wird der Projektentwickler Dieter Becken, eine große Nummer in Hamburgs Immobilienszene, bestens mit Beust bekannt. Der hatte ihn vor der Wahl 2001 als Bausenator in sein Schattenkabinett geholt.

Im Oktober 2003 zeigen Gérard und Becken Alternativen zum bisherigen Investorenmodell auf, in dem sie allein das Geld aufbringen müssten: „Entschlösse sich die Stadt, sich auch unternehmerisch zu engagieren, erhielte sie bei Tragung noch näher darzulegender Risiken die Möglichkeit, auch einen Gewinn zu realisieren.“ Von Beust favorisiert weiter das Investorenmodell, die Finanzierung sollen also Gérard und Becken stemmen. Sie kalkulieren mit Baukosten von rund 90 Millionen Euro, allerdings ohne Ausstattung von Wohnungen, Hotel und Konzertsaal. Dafür berechnen sie 13 Millionen Euro extra.

Im Herbst muss auch Kultursenatorin Horáková umdenken. Zunächst wird ihr AquaDome am 24. Oktober zu den Akten gelegt. Und am 5. Dezember 2003 verkündet sie mit Beust den neuen Kurs: Im Senatsgästehaus sprechen sich beide für einen Konzertsaal auf dem Kaispeicher A aus: „Städteplanerisch ist die Idee sehr gut. Deshalb werden wir jetzt die finanzielle Realisierung mit großer Sympathie prüfen.“ Damit ist nach dem AquaDome auch der MCP, der Media City Port, Geschichte.

Die schönste Szene findet allerdings kurz vor der Verkündung dieses Kurswechsels statt: Im Senatsgästehaus steht ein Modell der HafenCity, und kurz vor Beginn der Pressekonferenz wird, flott und diskret, die Miniversion des MCP aus diesem Modell entfernt. Danach geht vieles sehr schnell. Da der Entwurf von Anfang an wie ein Kunstwerk behandelt und deswegen als einzigartig akzeptiert wird, gibt es keine Fristen und Entscheidungswege, an die man sich halten müsste. Und auch keine Ausschreibung. Kunst nimmt man. Oder eben nicht.

Dieser Text ist eine aktualisierte Fassung
unseres großen Abendblatt-Dossiers von 2014