New york. Seit seiner Wahl zum US-Präsidenten vor einer Woche rätseln nicht nur die USA, was von einem Präsidenten Donald Trump zu erwarten ist. Am Sonntag gab der künftige Chef im Weißen Haus dem US-Sender CBS das erste große Interview

Im Gespräch mit CBS-Journalistin Lesley Stahl antwortete Trump auf viele Fragen, die sich nach der Wahl stellen. Das Hamburger Abendblatt dokumentiert das Interview in Auszügen.

Lesley Stahl:Gratulation, Herr Trump! Sie sind gewählter Präsident.

Donald Trump: Vielen Dank.

Hillary hat Sie angerufen. Erzählen Sie uns mehr über dieses Telefongespräch.

Hillary hat also angerufen, es war ein nettes Gespräch und für sie auch ein schwieriges Gespräch, ich meine, das kann ich mir jedenfalls vorstellen. Für sie war es schwieriger, als es für mich gewesen wäre. Und für mich wäre es sehr, sehr schwierig gewesen. Sie hätte nicht freundlicher sein können. Sie sagte einfach: „Gratuliere Donald, gut gemacht.“ Und ich sagte: „Ich danke Dir, Du warst eine großartige Gegnerin.“ Sie ist sehr stark und sehr klug. [...]


Lassen Sie uns ganz kurz einige der Versprechen, die Sie gemacht haben, ansprechen. Können Sie uns sagen, ob Sie diese Dinge umsetzen oder auf irgendeine Weise abändern werden? Werden Sie wirklich eine Mauer bauen?

Ja.

Im republikanischen Kongress wird über einen Zaun gesprochen. Würden Sie einen Zaun akzeptieren?

In bestimmten Bereichen ja, aber in anderen Bereichen ist eine Mauer angemessener. Damit kenne ich mich aus, das ist das Baugewerbe.
Also teilweise Mauer, teilweise Zaun?

Ja, so könnte es sein … es könnte teilweise ein Zaun sein.

Und was ist mit Ihrer Zusicherung, Millionen und Abermillionen von Zuwanderern ohne Papiere abzuschieben?

Was wir machen werden ist, Kriminelle und Menschen mit Vorstrafen, Gangmitglieder, Drogenhändler – davon haben wir viele, wahrscheinlich zwei Millionen, es könnten sogar drei Millionen sein – wir werden sie aus dem Land schaffen oder wir werden sie einsperren. Aber wir werden sie aus dem Land schaffen, sie sind illegal hier. Nachdem die Grenze gesichert ist und nachdem sich alles normalisiert hat, werden wir über die Menschen entscheiden, über die Sie sprechen, die großartige Menschen sind; sie sind großartige Menschen, aber wir werden trotzdem eine Entscheidung fällen … Aber bevor wir diese Entscheidung fällen – das ist sehr wichtig, Lesley, wollen wir unsere Grenze sichern.[...]


Eines der Dinge, die Sie offensichtlich umsetzen können, ist einen Richter für den Obersten Gerichtshof zu bestellen. Und ich nehme an, dass Sie das schnell machen werden?

Ja. Sehr wichtig.


Während Ihrer Kampagne sagten Sie, dass Sie Richter einsetzen würden, die gegen das Abtreibungsrecht sind. [...]

Also sehen Sie, Folgendes wird passieren … Ich werde … Ich bin für das Recht auf Leben, ein Abtreibungsgegner. Die Richter werden das auch sein. [...]


Aber was ist mit der Aufhebung dieses Gesetzes …

Nun ja, es gibt da eine Reihe von Dingen. Sie werden für das Recht auf Leben sein, sie werden … bezüglich der ganzen Waffen-Geschichte, wir kennen den zweiten Verfassungszusatz („Das Recht, Waffen zu tragen“, Anm. d. Übers.), und alle sprechen über den zweiten Verfassungszusatz und sie wollen ihn zerlegen und ändern, sie werden sich sehr stark für den zweiten Verfassungszusatz einsetzen. Aber in Bezug auf Abtreibung, wenn das Gesetz je aufgehoben wird, würde es zurück an die Bundesstaaten gehen. Es würde also zurück an die Bundesstaaten gehen und …


Ja, aber dann könnten einige Frauen keine Abtreibung vornehmen lassen?

Nein, es würde zurück an die Bundesstaaten gehen. [...] Ja, nun ja, vielleicht müssen sie dann, vielleicht werden sie in einen anderen Bundesstaat gehen müssen.[...]

Es gibt Menschen, Amerikaner, die Angst haben. Einige von ihnen gehen auf die Straße und demonstrieren – jetzt, in diesem Augenblick – gegen Sie und gegen Ihre Rhetorik …

Das tun sie doch nur, weil sie mich nicht kennen. Ich glaube wirklich, das liegt nur daran, dass …

Nun ja, sie haben gehört, was Sie in Ihrer Kampagne gesagt haben und das …

Ich glaube einfach nicht, dass sie mich kennen. [...] Ich würde ihnen sagen, dass sie keine Angst haben müssen, absolut nicht. [...] Haben Sie keine Angst. Wir werden unser Land wieder nach vorne bringen. Aber vor allem: Haben Sie keine Angst. Wissen Sie, die Wahl ist gerade erst vorbei und man braucht einfach ein wenig Zeit. Ich meine, die Leute gehen auf die Straße. Wenn Hillary gewonnen hätte und meine Leute auf die Straße gegangen wären und protestiert hätten, hätte jeder gesagt: „Oh, das ist schrecklich.“ Man wäre damit ganz anders umgegangen. Jetzt steht man dem anders gegenüber. Wissen Sie, man misst hier mit zweierlei Maß.

(Die Interviewerin erklärt, dass es seit der Wahl gewalttätige Ausschreitungen gegen Minderheiten gegeben hat und fasst die aggressive Stimmung auf den Straßen im Land zusammen.)

Möchten Sie diesen Menschen etwas sagen?

Ich würde sagen: Tut das nicht. Das ist schrecklich – denn ich werde dieses Land wieder zusammenführen. [...]


Werden Sie das Gehalt beziehen, das Präsidentengehalt?

Nun, ich habe mich dazu bislang nicht geäußert, aber die Antwort ist Nein. Ich glaube, von Rechts wegen muss ich einen Dollar erhalten, also nehme ich diesen einen Dollar im Jahr. Aber es sind … ich weiß gar nicht, wie viel es eigentlich ist. [...] Wissen Sie, wie hoch das Gehalt ist?


Das sind 400.000 US-Dollar, auf die Sie verzichten.

Nein, ich werde das Gehalt nicht annehmen. Ich werde es nicht nehmen.


[...] Viele Leute sind verängstigt. Sie haben wirklich große Angst. Afroamerikaner haben das Gefühl, ihnen wäre eine Zielscheibe auf den Rücken gezeichnet. Muslime sind wirklich verängstigt.

Ich finde, das ist furchtbar, wenn das wirklich der Fall ist. Aber ehrlich gesagt, denke ich, dass das von der Presse aufgebauscht wird. Die Presse greift jeden noch so kleinen Vorfall auf, den sie in diesem Land finden kann. Dabei könnte der schon früher da gewesen sein. Selbst wenn ich nicht hier wäre und nicht tun würde, was ich tue, würden sie daraus eine große Sache machen, denn so funktioniert die Presse einfach.

[...] Nun, ich glaube, das Thema, das sie bewegt, ist die gleichgeschlechtliche Ehe. Sind Sie für die gleichgeschlechtliche Ehe?

Das … das ist irrelevant, weil das bereits entschieden wurde. Das ist Gesetz. Es wurde vom Obersten Gerichtshof entschieden. Das ist erledigt.


Also selbst, wenn Sie einen Richter ernennen würden, der …

Das ist erledigt. Das … Sie haben … diese Fälle wurden dem Obersten Gerichtshof vorgelegt, sie wurden entschieden und damit bin ich einverstanden. [...]

Sie haben gesagt, dass Sie ISIS vernichten werden. Wie werden Sie das tun?

Das sage ich Ihnen nicht. Das sage ich Ihnen nicht.

Ja, aber was können …

Ich bin nicht so wie die Leute, die jetzt nach Mossul gehen und kämpfen und die das vier Monate im Voraus angekündigt haben und jetzt ist jeder … es ist ein harter Kampf, weil erstens, die Leute von … die Führer von ISIS sind weg. Was haben Sie … warum muss ich Ihnen das erklären?

Bodentruppen?

Ich werde nichts sagen. Ich möchte denen nichts sagen. Ich möchte niemandem etwas sagen.

Ja schon, aber was ist mit dem amerikanischen Volk?

Ich möchte diese Aufgabe erledigen. Wir haben einige großartige Generäle. Wir haben großartige Generäle.

Aber Sie haben gesagt, Sie wüssten mehr über ISIS als diese Generäle.

Nun, ich will Ihnen gegenüber ehrlich sein: Wahrscheinlich weiß ich auch mehr, wenn ich mir ansehe, wie sie ihre Aufgabe erledigt haben. Ich meine, schauen Sie sich an, was sie getan haben. Sie haben diese Aufgabe nicht erledigt. Vielleicht liegt es an der Führung, vielleicht liegt es an etwas anderem. Wer weiß das schon? Alles, was ich Ihnen sagen kann, ist, dass wir ISIS loswerden werden.

Ich möchte Ihnen eine Frage zu Obamacare stellen. Sie haben gesagt, dass Sie dieses Programm abschaffen und ersetzen werden. Wenn Sie es ersetzen, werden Sie sicherstellen, dass Menschen mit Vorerkrankungen weiterhin versichert sind?

Ja. Weil das zufälligerweise einer der größten Pluspunkte des Programms ist.

Sie werden das beibehalten?

Auch bei Kindern, die längere Zeit bei ihren Eltern wohnen, werden wir [...] uns sehr darum bemühen, das beizubehalten. Es kostet, aber es ist etwas, bei dem wir uns darum bemühen werden, es beizubehalten.

Und es wird einen Zeitraum geben, wenn Sie das Programm abschaffen, in dem, bevor Sie es ersetzt haben, Millionen von Menschen nicht versichert … nein?

Nein, wir werden das zeitgleich durchführen. Es wird in Ordnung sein. Wir werden keinen Zeitraum von zwei Tagen haben und wir werden keinen Zeitraum von zwei Jahren haben, wo es nichts gibt. Das Programm wird abgeschafft und ersetzt und dann wissen wir mehr. Und es wird eine großartige Gesundheitsversorgung für viel weniger Geld geben. Also eine bessere Gesundheitsversorgung, viel besser, für weniger Geld. Keine schlechte Kombination.