Uwe Seeler wird am Sonnabend 80 Jahre alt. Auf Einladung des Abendblatts und des Fischereihafen Restaurants traf er schon am Donnerstag alte Freunde und Weggefährten

Es gibt sehr wenige Menschen wie Sie, bei denen man ein ,Uns‘ davorsetzen möchte und kann.“ Lars Haider, der Chefredakteur des Abendblatts, hat dies gesagt – und damit fast alles gesagt, was man wohl sagt, wenn man die Bedeutung Uwe Seelers für diese Stadt, dieses Land und seinen Verein, den Hamburger SV, in einem Satz zusammenfassen will.

„Uns Uwe“, seit 2003 Ehrenbürger seiner Heimatstadt, wird am Sonnabend 80. Das Abendblatt hat aus diesem Anlass ein illustres „Jubiläumsalbum“ zusammengestellt – weil Ilka Seeler partout kein neues Buch über ihren Mann mehr lesen wollte. Die Autoren Roman Köster, Alexander Laux und Dieter Matz haben dazu den passenden Titel gefunden: „Danke, Uwe“.

Zur Präsentation des 224-Seiten-Werks hatten das Fischereihafen Restaurant und das Abendblatt am Donnerstagmittag zum geselligen Beisammensein 65 Gäste eingeladen. Zur Vorspeise wurde zunächst Labskaus mit Spiegelei, Roter Beete und Gabelmops serviert, dann als Hauptgang Seezungenfilets nach Grenobler Art mit Kräuter-Kartoffelpüree und brauner Kapern-Limonenbutter, zum Dessert heiße Zimtpflaumen mit Wallnusseis und Sahne. Als Moderator führte Abendblatt-Chefreporter Jens Meyer-Odewald auf der improvisierten Bühne launige Gespräche mit den Autoren, Uwe Seeler, seinen Weggefährten Max Lorenz und Jochen Meinke.

Erschienen waren fast alle, die Seelers einzigartige Karriere begleitet, miterlebt und gestaltet hatten, natürlich auch die legendäre HSV-Meistermannschaft von 1960: Torhüter Horst Schnoor (82), Gert „Charly“ Dörfel (77), Erwin Piechowiak (79), Klaus Neisner (80), Kapitän Meinke (86) und Uwe Seeler. Fünf Spieler aus der Elf, die am 25. Juni im Frankfurter Waldstadion den 1. FC Köln 3:2 (Tore: Seeler/2, Dörfel) besiegte, sind verstorben: Gerhard Krug, Jürgen Werner, Dieter Seeler, Horst Dehn und Klaus Stürmer.

Es war natürlich auch der Tag der Anekdoten und Erinnerungen. Meinke, den Seeler immer noch „Käpt’n“ nennt, erzählte von der ersten Begegnung im Juli 1945, als Fußball die Kinder und Jugendlichen die Schrecken des gerade beendeten Zweiten Weltkrieges ein wenig vergessen ließ. Meinke war 14, Uwe acht Jahre alt. „Sein Bruder Dieter hatte ihn mitgebracht zum Straßenkick, und als wir die Mannschaften wählten, war Uwe, der Kleinste und Jüngste, der Letzte, der verteilt wurde. Das war aber auch das letzte Mal. Fortan war er immer der Erste. Alles rissen sich darum, ihn in ihrem Team zu haben.“ Warum Seeler schon damals „Der Dicke“ genannt wurde, einen Spitznamen, den er bis heute nicht ablegen konnte, wusste auch Meinke nicht zu ergründen. Selbst Seeler rätselte. „Das kann wahrscheinlich nur damit zu tun haben, dass ich so viele Muskeln hatte und immer noch habe“, fügte er mit einem breiten Lächeln an.

Wer nach Erklärungen für Seelers nicht enden wollende Popularität sucht, der findet sie vielleicht in Sätzen wie diesen. „Familienleben, das ist das Schönste, was es auf der Welt gibt. Und weil ich ein paar Tore geschossen habe, bin ich noch lange kein besserer Mensch. Mit dieser Einstellung bin ich gut durchs Leben gekommen“, sagte Seeler. Seine Frau Ilka und die drei gemeinsamen Töchter Frauke, Helle und Kerstin nickten, die anderen Gäste klatschten lange.

Dazu passte, wie Seeler seinen 1961 gescheiterten Wechsel zu Inter Mailand kommentierte. Die Italiener wollten ihn unbedingt. Sie hatten ihm – für damalige Verhältnisse eine Riesensumme – eine Million Mark Handgeld und 1,5 Millionen Mark für einen Dreijahresvertrag geboten, alles netto, also steuerfrei, dazu Wohnung und Auto. „Wer im Kleinen groß geworden ist, für den kann Geld nie zu wichtig werden.“ Mit der Uwe-Seeler-Stiftung unterstützt der Ehrenspielführer des HSV und der Nationalmannschaft, für die er 72-mal auflief, 40-mal davon als Kapitän, seit Jahrzehnten Personen, die unverschuldet in Not geraten und auf die Hilfe angewiesen sind. Zu Seelers Geburtstag werden der HSV und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) einen nennenswerten Betrag spenden, der, so ist zu hören, an das Alter des Jubilars ein paar Nullen anfügt. Beim Bremer Max Lorenz (77), ein „großartiger Freund“ (Seeler), hinterließ Seeler gleich bei der ersten Begegnung Eindruck: „Wir trafen in Bremen auf den HSV. Uwe war bereits ein anerkannter Nationalspieler. Als ich im Kabinengang ankam, sah ich Uwe einen schweren Koffer in die Umkleideräume schleppen. ,Mensch, das kann doch nicht wahr sein, der trägt den Koffer‘, dachte ich. Aber so ist Uwe bis heute geblieben: bescheiden und hilfsbereit.“

Das bevorstehende HSV-Spiel am Sonnabend gegen Borussia Dortmund war beim Mittagessen kein Thema. Uwe Seeler sagte immerhin so viel: „Im Fußball ist alles möglich. Nur: Ich kann nicht mehr helfen.“ Schade eigentlich.

Als der HSV am 14. August 1963 im Endspiel des DFB-Pokals vor 68.000 Zuschauern im Niedersachsenstadion von Hannover auf Dortmund traf, erzielte Seeler alle drei Tore zum 3:0-Erfolg.