Für ausländische Reiseführer ist die Stadt mehr als Michel und Alster: hip und kreativ

Für viele Hamburger ist ihre Metropole die schönste Stadt Deutschlands, wenn nicht sogar der Welt. Viel Grün, Wasser an praktisch jeder Ecke und Freizeitmöglichkeiten mitten in der Stadt, liebenswerte Nachbarschaften und viele Kulturangebote sorgen dafür, dass es sich hier gut leben lässt. Wenn Besuch von anderswo da ist, gehen wir mit ihm auf Hafenrundfahrt oder klettern auf den Turm des Michel. Neuerdings darf auch ein Rundgang durch das Unesco-Weltkulturerbe Speicherstadt nicht fehlen.

Doch das Bild, das von Hamburg in alle Welt transportiert wird, ist viel bunter. Wir wissen, was wir an Hamburg lieben. Was aber lieben andere an unserer Stadt? Viel mehr jedenfalls als nur Backstein, Reeperbahn, die Hafenkräne und Shoppingarkaden, wie ein Blick in internationale Reiseführer sowie auf Reportagen in Magazinen, Blogs und Zeitungen zeigt.

Dort erscheint die Hansestadt als überraschend trendige, junge Metropole mit quirligen Quartieren – so aufregend und innovativ, dass sich Berlin dahinter fast verstecken kann. Die Architektur? Avantgardistisch! Die Atmosphäre? Energiegeladen und kreativ! Die Geschäfte und Märkte? Hip! Die Restaurants und Bars? Funky! Eine Stadt voller Geheimtipps abseits der ausgetretenen Touristenpfade, in der die Zukunft schon begonnen hat. Wow – in so einer coolen Stadt leben wir!

„Insbesondere Themen wie die Ernennung zum Unesco-Weltkulturerbe, die HafenCity mit der Elbphilharmonie, Musikthemen wie das Reeperbahn Festival oder auch das freche ruppige Hamburg mit den Szenevierteln finden großen Anklang in den Medien“, bestätigt Sascha Albertsen, Sprecher der Hamburg Tourismus GmbH, die sich um das Bild der Stadt in aller Welt bemüht. In den vergangenen drei Jahren haben die Hamburger Marketinggesellschaften rund 2000 nationale und internationale Journalisten und 350 Blogger betreut.

Extrem trendy findet beispielsweise die renommierte „Sunday Times“ die Hansestadt. „Hart feiern, herzhaft essen und die Energie dieses deutschen Kraftwerks“ spüren, empfiehlt Autorin Alessia Horwich ihren Lesern und gibt Tipps für das perfekte Wochenende in Hamburg: Als erstes in den „funky Vorort Altona“ und in der Fabrik den Essensmarkt „Marktzeit“ besuchen, dann Secondhand-Klamotten auf der Floh- schanze kaufen und an der Marktstraße stöbern, einen Abstecher in Michel und Kunsthalle unternehmen, den Abend in Fernsehkoch Tim Mälzers „Bullerei“ verbringen und schließlich in der Braugaststätte „Altes Mädchen“ ausklingen lassen. Am Sonntag dann stehen nach dem Fischmarkt HafenCity und Speicherstadt, Oberhafenkantine und die „schicke Brasserie Witwenball“ in Eimsbüttel an. „Einst eine kleine Stadt mit einem großen Hafen, ist Hamburg inzwischen Heimat von Deutschlands größten Zeitungen und Konzern-Multis sowie wegweisender Architektur und prickelnder Restaurant-Szene. Fügt zwei wunderschöne Seen dazu, ebenso viele Flüsse, führende Kunstmuseen, einzigartige Läden und eine eigene Cola-Marke, Fritz-Kola, und ihr kriegt das Beste von Deutschland in einem Wochenende“, schreibt die „Sunday Times“. Tolles Lob, selbst wenn manches Detail aus der Ferne gesehen nicht ganz stimmen mag.

Auch Adam Groffman lobt Hamburg in seinem viel gepriesenen Hipster-Blogg „Travels of Adam“ („The coolest cultural things to do around the world“) als eine Art Mekka für Kreative. „Die alternative Kultur und die Mischung von neuem Geld in einer ehemaligen Arbeiterstadt macht Hamburg zu einem attraktiven Ort für Freiberufler, Start-ups und diejenigen, die Kreativität an ungewöhnlichen Orten suchen“, schreibt er. Sogar die zeitgenössische, kalte Architektur der HafenCity befeuere diese Kreativität: Das Viertel wirke wie eine leere Tafel, die darauf wartet, von ihren neuen Bewohnern gestaltet zu werden.

Hamburg – eines von Europas bestgehüteten Geheimnissen

Geheimtipps verspricht der englische Reiseführer „Only in Hamburg. A Guide to Unique Locations, Hidden Corners and Unusual Objects“. Und für den Autor Duncan J.D. Smith ist die Hansestadt selbst einer. Hamburg, schreibt er, sei „eines der bestgehüteten Geheimnisse“ Europas. Der Brite führt seine Leser in die Welt „der prähistorischen Überreste und wenig bekannten Gärten, der verlassenen Eiskeller und umgewandelten Fabriken, verschrobenen Museen und faszinierenden Gebetsorte, orientalischen Teehäuser und ungewöhnlichen Läden, versteckten Leuchttürme und sonderbaren Schiffe – von einem Zivilschutzraum aus der Ära des Kalten Krieges und den Überbleibseln eines alten unterirdischen Rohrpostsystems ganz zu schweigen“. Die Hansestadt in leicht skurriler Perspektive.

In anderen Reiseführern geht es auch konventioneller zu. Französischen Besuchern empfiehlt der „Petit futé Hambourg“ die Metropole als „unbestrittene Hauptstadt Norddeutschlands“. „Ganz anders als Berlin, weit entfernt von München und Frankfurt, findet man eher Ähnlichkeit mit Städten wie London, Amsterdam, Kopenhagen, aber auch Genf.“ Mit seinem glanzvollen hanseatischen Erbe, den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges und den Spuren der Industriestadt habe Hamburg eine Vielzahl verschiedener Facetten. „Hamburg bezieht sein sehr individuelles Charisma aus dem großen Industriehafen und seinen Werften, einem wohlhabenden und belebten historischen Zentrum, eine bourgeoise Belle-Epoque-Architektur, die teils faszinierende alternative Quartiere beherbergt, eines der größten Rotlichtviertel Europas, wo das Bier Tag und Nacht fließt, Elbkais, die nach Fisch riechen, majestätische Ufer der Alster, die der Stadt den Anstrich eines Genfs des Nordens geben, und besondere Museen.“ Die Mischung von Alt und Neu begeistern den französischen Autoren des Reiseführers, Nicolas Landru. „Ausgestattet mit einer beeindruckenden Energie, voller Atmosphäre, ist diese ein Schmelztiegel von Tradition und Erneuerung.“

Wenn man nicht schon hier lebte, würde man herziehen

Vor allem die Erneuerung ist es, die es vielen Journalisten und Autoren angetan hat: Dem „Scandinavian Traveler“, Online-Magazin der Scandinavian Airlines, ist das Schanzenviertel ein eigener Artikel wert, weil das in den vergangenen Jahren „zum Nummer-1-Distrikt für Barbummel und alternatives Shoppen“ geworden sei. Für den „Lonely Planet“ zieht sich das Maritime quer durch die Stadt – „von der Architektur über die Restaurantmenüs bis zu den Schreien der Möwen; immer weiß man, dass man in der Nähe des Wassers ist“. Die Stadt habe lebhafte Quartiere mit Lokalen und Imbissmöglichkeiten aus aller Herren Länder entstehen lassen, ebenso wie „die herrlich heruntergekommene Reeperbahn“. Einst Sprungbrett für die Beatles, gedeihe heute in den einzigartigen Hafenrand-Clubs eine ausgeprägte Live- und Electronic-Musikszene.

Der „Holland Herald“, ein Magazin der Fluglinie KLM, sieht Hamburg als „Juwel der Elbe“ mit „einer großen Esskultur, unzähligen Bars und viel Kultur“ sowie einer „einzigartigen Mischung von schrulligen Quartieren und edlen Vororten“. Und warnt: Die Stadt habe so viele Facetten, dass Besucher sie möglicherweise nicht wieder verlassen wollten.

Das Magazin zeichnet das Bild einer so hippen Stadt voller so cooler Leute, dass es manchen Hamburger erstaunen mag. Besonders herausgestellt werden HafenCity und Speicherstadt mit ihrem „aufregenden Mix aus Alt und Neu“, die innovative Foodtruckszene, das Karolinenviertel mit seinen Restaurants, die vielen Musikfestivals und das Bohème-Schanzenviertel als Hotspot für das Nachtleben. Wenn man nicht schon in Hamburg lebte, bekäme man Lust, herzuziehen. Die Lobeshymnen besingen die unvergleichliche Skyline des Hafens ebenso wie die Unaufgeregtheit der Bewohner, die sich zu jeder Tageszeit mit „Moin“ begrüßen. „Mit der abwechslungsreichen Unterhaltung, kreativen Szene und natürlichen Schönheit lässt Hamburg andere Regionalstädte weit hinter sich.“ Regionalstädte? Autsch!

Der italienische „Gambero Rosso“ begeistert sich für das maritime Erbe, die Märkte – und den Pannfisch. Die Italiener machen den Hamburgern ein ungewöhnliches Kompliment: „Durchzogen von Flüssen und Kanälen, ist Hamburg das wasserreichste Gebiet in ganz Deutschland, berühmt für seine vielen Unterhaltungsangebote, seine lange Geschichte und die Gastfreundschaft seiner Bewohner, die die Fähigkeit vereint, Widrigkeiten zu überwinden.“