Lieber Matthias, es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche Kleidung? Was soll man auch sonst sagen, wenn man vier Tage bei schlechtem Wetter durch den Matsch gelaufen ist? Meine Meinung: Auch die beste Goretex-Jacke ändert nichts daran, dass Wind von vorne und Nieselregen ist, was es ist: Schietwetter. Und davon hatte ich, wie erwartet, eben deutlich weniger als Du. Das mag Glück gewesen sein, aber der Ort mit den meisten Sonnenstunden Deutschlands liegt nun mal an der Ost- und nicht an der Nordseeküste.

    Ich habe die Ostsee in den vergangenen vier Tagen noch mal ganz neu lieben gelernt. Mit dem Fahrrad an den Steilküsten der Lübecker- und Hohwachter Buch entlang zu fahren und immer das Meer im Blick zu haben, war ein ganz besonderes Erlebnis. Meist hatte ich die schönsten Wege und Ausblicke für mich allein. Ein klarer Vorteil, wenn man sich in der Vor- oder Nebensaison auf die Reise begibt. Und sowieso: Was die Natur angeht, steht die Ostsee der Nordsee in nichts nach. Die Weite, das Grün, die Buchten, die abgeschiedenen Naturschutzgebiete und eine See, die sich nicht nach dem Mond richtet.

    Und tatsächlich klappt auch der Vergleich mit dem Mittelmeer ganz gut. Besonders an der Lübecker Bucht, die böse Zungen als lauwarme Badewanne bezeichnen. Aber ich habe nun mal weder etwas gegen Badewannen noch gegen Wärme. Und gegen Gediegenheit auch nicht – zumindest, solange sie nicht in Langeweile umschlägt. Wer das der Ostsee unterstellt, der weiß es einfach nicht besser. Auf Facebook schrieb eine Leserin der Küstenschlacht als klares Bekenntnis zur Ostsee: „Ich will auf eine spiegelglatte Fläche blicken, im Sommer keine Funktionskleidung tragen und im Juli gekühlten Rosé und keinen Grog trinken.“ In diesem Sinne: Lieber Matthias, da ich im Unterschied zu Dir nicht völlig pleite zurück nach Hamburg gekommen bin, lade ich Dich gern mal auf ein Kaltgetränk an der Ostsee ein! Und die Sonnencreme nicht vergessen!