Es muss nicht immer Hamburg sein: Das Abendblatt stellt die schönsten Adventsmärkte des Nordens vor – auch auf Sylt, in Flensburg, Lüneburg und auf Gut Basthorst

Der Norden zeigt mitten in der Dunkelheit sein schönstes Gesicht: Die Giebel der alten Kaufmannshäuser strahlen im Weihnachtslicht, Glühwein- und Bratwurstbuden säumen Gassen und Plätze. Rund um die Rathäuser ziehen Weihnachtsbäume die Blicke auf sich. Es weihnachtet sehr – landauf, landab. Der Weihnachtsmarkt in Rostock erwartet 1,5 Millionen Besucher, in Lübeck werden es fast zwei Millionen Gäste sein. Und selbst die kleinen Weihnachtsmärkte wie auf Gut Basthorst (Schleswig-Holstein) locken alle Jahre mehrere 10.000 Besucher an. Die schönsten und stimmungsvollsten Märkte im Norden auf einen Blick.

LÜNEBURG

Die ganze Innenstadt ist in Adventsstimmung. Seit Jahren arbeiten die Touristiker an einem Konzept, das sie „Weihnachtsstadt Lüneburg“ nennen. Wer in diesen Tagen die alte Hansestadt mit ihren 72.000 Einwohnern besucht, erlebt eine besonders romantische Szenerie. Eine Märchenmeile lädt ebenso zum Verweilen ein wie das Weihnachtskino und der Weihnachtsmarkt vor dem historischen Rathaus.

Alles ist erleuchtet: Auf dem 56 Meter hohen Lüneburger Wasserturm strahlt auch in diesem Jahr wieder Europas größter Adventskranz. Er erinnert mit dieser Dimension an seinen Erfinder, den Hamburger Sozialreformer Johann Hinrich Wichern. Das adventliche Schmuckstück ist interaktiv zu bedienen: Per Anruf oder SMS bringen Besucher den Kranz zum Leuchten. Auf diese Weise spenden sie gleichzeitig für Kinderprojekte.

Beleuchtet werden auch die Fassade des Rathauses und die drei Stadtkirchen. Im Lichterglanz können die Kinder über die Märchenmeile mit den zwölf Hütten schlendern. Wenn sie einen Knopf drücken, werden Grimmsche Märchen auf Hoch- und Niederdeutsch erzählt.

Auf dem Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus können die Besucher Schmuck, Holzspielzeug und Lüneburger Salzlampen kaufen. Täglich treten um 17 Uhr Chöre aus der Region auf und geben Gesangsproben aus ihrem weihnachtlichen Repertoire. Fest im Terminkalender notiert ist der 5. und 6. Dezember. Dann findet der „Historische Christmarkt“ in der Altstadt statt. „Mit dabei sind Schmiede, Seilmacher und Weber“, sagt Ines Utrecht von Lüneburg Marketing. Zehntausende Besucher werden erwartet.

Die „Weihnachtsstadt Lüneburg“ ist bis zum 23.12. zu sehen. Der Weihnachtsmarkt ist täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet (So ab 11 Uhr). Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln wird empfohlen.

BASTHORST

Das gibt’s nur am Hamburger ZOB: Freitags bis sonntags bringt jetzt stündlich (ab 10.15 Uhr) ein Weihnachtsmarkt-Shuttle die Besucher direkt zum Gut Basthorst und wieder zurück. Enno Freiherr von Ruffin veranstaltet wieder seinen ländlich geprägten Markt mit rund 300 Ausstellern und einer originalen Tiroler Almhütte. Servicekräfte servieren Grünkohl, Wildgerichte, Bratwürste, Flammkuchen und Kartoffelpuffer. Blechbläser, Kutschfahrten, Feuerkörbe sowie ein Feuerwerk aus Licht und Wasser sorgen für festliche Stimmung. „Auf die kleinen Gäste wartet der Weihnachtsengel in seiner Märchenwerkstatt“, sagt Julia Rund von der Gutverwaltung Basthorst. Am 2. Advent soll sogar ein Schneeberg gebaut werden.

Der Weihnachtsmarkt in Basthorst ist an allen vier Adventswochenenden (freitags bis sonntags) von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet fünf Euro, Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren zahlen nichts. Der Shuttlebus kostet fünf Euro pro Fahrt. Genügend Parkplätze gibt es auf dem Gutsgelände.

LÜBECK

Die Lübecker wissen, wie man Weihnachten feiert. Schließlich ist der erste Weihnachtsmarkt bereits im Jahr 1648 urkundlich belegt. Wie in Hamburg gibt es auch in der Hansestadt an der Trave mehrere Märkte mit eigenem Flair. Traditionell geht es rund um das Rathaus und in der Fußgängerzone Breite Straße zu. Der Besuch ist ein Fest für die Sinne. Es duftet nach Bratäpfeln, gebrannten Mandeln, Schmalzkuchen und Glühwein. Direkt ins Mittelalter führt der Historische Weihnachtmarkt auf dem Kirchhof von St. Marien. Vor der drittgrößten Kirche Deutschlands, einem Kunstwerk der Backsteingotik, werden die Besucher von Gauklern und Mägden empfangen. Mittelalterliche Musik begleitet das bunte Treiben, in dem altes Handwerk wie das Holzschnitzen, Schmieden und Zinngießen zu bewundern ist.

Kunsthandwerker präsentieren im Lübecker Heiligen-Geist-Hospital ihre Produkte (bis zum 7. Dezember). Mit diesem Markt fange die Weihnachtszeit in Lübeck erst richtig an, sagte Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) am Freitag bei der Eröffnung. Als Verkaufsstände dienen unter anderem Holzkabinen, in denen bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts noch Senioren wohnten.

Das Angebot umfasst Keramik, Holzspielzeug, Korbwaren, Kerzen, Krippen aus dem Erzgebirge und vieles andere mehr. Der Reiz des Marktes liege in der Kombination von hochwertigem Kunsthandwerk mit dem Ambiente von Kirche und Hospitalhalle, sagt Jutta Sczakiel, Vorsitzende der Lübecker Sektion des Verbandes „Frau und Kultur“. Er veranstaltet den Markt seit 1968. Rund um die Schifferkirche St. Jakobi erinnert der Maritime Weihnachtsmarkt an die Seefahrertradition. Alte Holzfässer, Fischernetze und ein gestrandetes Schiff bieten urige Hafenatmosphäre. Travemünde lädt am 4. und 6. Dezember ins Kreuzfahrtterminal zur „Küstenwiehnacht“ ein. Eine Attraktion für Alt und Jung ist auch in diesem Jahr wieder das Märchenschiff. Es fährt bis zum 20. Dezember. Während das Schiff die Altstadt umrundet, liest Märchenerzähler Wolf-Rüdiger Ohlhoff den Kindern an Bord weihnachtliche Geschichten und Gedichte vor.

Natürlich darf bei einem Lübeck-Besuch Marzipan nicht fehlen. Der Weihnachtsbasar im Café Niederegger (Breite Straße 89) bietet bis zum 24. Dezember eine erlesene Auswahl seiner Köstlichkeiten.

Der Niederegger-Basar ist montags bis sonnabends von 9 bis 20 Uhr, sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Weihnachtsmarkt rund um das Rathaus bis zum 30. Dezember, So-Do: 11 bis 21 Uhr, Fr/Sa bis 22 Uhr. Kunsthandwerkermarkt Heiligen-Geist-Hospital: bis 7. Dezember täglich von 10 bis 19 Uhr. Eintritt für Erwachsene: 2,50 Euro, Schüler: 0,50 Euro. Das Märchenschiff fährt jeweils von Freitag bis Sonntag. Start ist 16 Uhr am Bootsanleger Stühff an der Obertrave. Der Fahrpreis für Erwachsene beträgt zehn, für Kinder fünf Euro. Die Tour dauert eine Stunde.

SYLT

In und um das Morsumer Pastorat steigt an diesem Wochenende bereits zum 32. Mal mit vielen Sylter Ausstellern der Weihnachtsmarkt. Draußen laden Hütten zum Schlemmen ein, drinnen wird Schmuck verkauft. In Westerland beginnt rund um das Romantik-Hotel Jörg Müller der „Adventszauber“. Der Markt findet an allen vier Adventswochenenden sowie vom 24. bis 30. Dezember statt. Für die Kinder ist ein nostalgisches Karussell aufgebaut. Im feinen Kampen wird der Weihnachtsmarkt rund um das Kaamp Hüs an der Hauptstraße 12 veranstaltet. Wie Martina Bauer von Sylt Marketing sagt, gehören zum kulinarischen Angebot Futjes (Krapfen), Grünkohlsuppe und Punsch. Außerdem steht in Kampen der „Winterzauber“ auf dem Programm (19. bis 24. Dezember, 26. Dezember bis 3. Januar).

Auf etlichen Sylter Weihnachtsmärkten können die Besucher eine regionale Rarität kaufen – den „Jöölboom“. Dabei handelt es sich um einen handgemachten, friesischen Weihnachtsbaum, der niemals nadelt. Denn er besteht aus einem Besenstil, zwei Querhölzern, einem grünen Kranz aus Buchsbaum, Efeu und ein paar „Popen“ – das sind Puppen aus Salzteig.

Die Insulaner hatten einst aus der Not, dass bei ihnen nur wenige Bäume wachsen, eine Tugend gemacht. Seit dem 19. Jahrhundert ist der Brauch überliefert, einen „Jöölboom“ zu basteln. Der Name „Jööl“ leitet sich aus dem nordischen „hjul“ ab und bedeutet Rad. „Damit ist das Zeitrad gemeint, das nach alten nordischen Vorstellungen um die Jahreswende ruht, um dann für das kommende Jahr neuen Schwung zu holen“, sagt Martina Bauer.

Westerland Romantik-Hotel: alle Adventswochenenden Fr/Sa von 15 bis 20 Uhr, So 14 bis 20 Uhr. Morsumer Pastorat: bis 29. November, 11 bis 18 (Sa) bzw. 17 Ihr (So) Kampener „Winterzauber“: 19.-24.12. jeweils 14 bis 20 Uhr. Markt um das Kaamp Hüs: 4. bis 6. Dezember Fr 15 bis 19 Uhr, Sa und So 13 bis 20 bzw. 17 Uhr.

FLENSBURG

Die Fördestadt erwartet auch in diesem Jahr wieder rund 100.000 Weihnachtsmarktbesucher. „Die Hälfte davon kommt aus Dänemark und dem restlichen Skandinavien“, sagt Gesa Neizel von der Tourismus Agentur Flensburger Förde. Längst hat sich der Weihnachtsmarkt (Holm, Große Straße, Nordermarkt, Südermarkt) von der „Punschmeile“ zum Event mit skandinavischem Flair entwickelt. 155 Girlanden und Lichtersterne zieren die Geschäftsstraße, 63 Weihnachtshütten sind von nordischem Design geprägt. Es gibt heimischen Rum, holländische Poffertjes, Felle oder Lederwaren. An diesem Sonnabend findet um 14 Uhr vor dem Haus Große Straße 77 das beliebte Weihnachtsmann-Wecken statt. Möglichst viele kleine Besucher sollen dabei lautstark den Weihnachtsmann aus dem Erholungsschlaf wecken.

Weihnachtsmarkt in Flensburg: Bis zum
31. Dezember, Mo-Sa 10 bis 22 Uhr. So 11 bis 20 Uhr. Parkmöglichkeiten in den Parkhäusern der Innenstadt.