In Kriegen holte man Glocken oft von den Kirchtürmen und schmolz sie ein. Glockengießer haben in früheren Jahrhunderten in Kriegszeiten oft auch Kanonen hergestellt.

Im Ersten Weltkrieg wurden berühmte Glocken wie die Kaiserglocke des Kölner Doms, das Geläut der Weimarer Herderkirche und neun der zehn Michelglocken zu Kriegszwecken eingeschmolzen.

„Gott will, dass feuerspeiende Schlünde aus diesen Glocken werden, damit unser deutsches Vaterland verteidigt bleibe gegen die Feindschaft aller Welt“, predigte Michel-Hauptpastor Hunziger 1917 zum Abschied.

Noch verheerender waren die Verluste während des Zweiten Weltkriegs. Da Bronze als kriegswichtiges Material für die Munitions- und Waffenherstellung galt, wurden insgesamt 42.583 deutsche Kirchenglocken aus Bronze beschlagnahmt, zerschlagen und verhüttet. Als die englischen Truppen Hamburg im Mai 1945 besetzten, lagerten auf dem „Glockenfriedhof“ (s.u.) im Hafen noch 13.500 Glocken, die nicht verhüttet waren und teilweise auch aus den ehemals besetzten Gebieten stammten. Die intakten Exemplare wurden nach Möglichkeit zurückgegeben. M.G./ Ullstein