Hamburg. Radikalste Umweltschützer der Welt feiern mit einem Trimaran Premiere beim Hafengeburtstag

Der 35 Meter lange Trimaran dürfte ein Kontrapunkt des Hafengeburtstags sein. „Brigitte Bardot“ heißt er und hat eine bewegte Geschichte. Unter seinem alten Namen „Gojira“ hat das Schiff bereits den Stolz der japanischen Walfangflotte geärgert und allerhand andere Attacken gefahren. Die „Brigitte Bardot“ ist eines von sieben Schiffen aus der Sea Shepherd-Flotte. Die vielleicht radikalsten Naturschützer der Welt haben erstmals ein Boot zum Hafengeburtstag entsandt.

Sven Matthießen ist Geschäftsführer des deutschen Vereins von Sea Shepherd. Die tätowierten Unterarme künden von seiner Liebe zum FC St. Pauli, aber er entspricht nur unter sehr konservativen Gesichtspunkten dem Bild des Radikalinskis. Denn im Gespräch ist er die Umgänglichkeit in Person, mutiert vom aggressiven Tierschützer zum zuvorkommenden Seemann.

Früher war Sven Matthießen Anlagenelektroniker und Tätowierer. Heute, mit 46, gehört er zu den weltweit operierenden „Hirten der Ozeane“, die es seit ihrer Gründung im Jahr 1977 mit spektakulären Aktionen zu einiger Berühmtheit gebracht haben. Der Itzehoer Deutschlandchef ist verheiratet, Katzenfreund und „ein Typ von der Küste“. Der Schritt zum Ozeanschützer sei da nicht weit gewesen. „Ich war schon immer Aktivist“, sagt er. An Sea Shepherd haben ihn auch die Unterschiede zu Greenpeace gereizt. „Wir sind keine Protestorganisation mit Schildchen. Wir kümmern uns um den aktiven Meeresschutz. Durchaus radikal.“ Der deutsche Verein hat 170 Freiwillige und zehn Ortsgruppen.

Bei Kampagnen attackieren die Naturschützer Walfangschiffe, kreuzen vor deren Bug, werfen Rauchbomben und blockieren die Schiffsschrauben. Die Videos davon sind Internethits. Erklärtes Ziel: Die Tötung der Wale zu verhindern. 2012 war Sven Matthießen auch dabei. Als Quartermaster auf der Brücke, vier Stunden Wache, acht Stunden frei, drei vegane Mahlzeiten. Heute konzentriert er sich auf das Organisieren des Vereins und die Öffentlichkeitsarbeit. „Unsere Aktionen richten sich nur gegen das Material. Nie gegen Personen“, sagt Matthießen. Sea Shepherd beruft sich auf die UN-Charta, nach der jeder das Recht habe, Verbrechen gegen die Umwelt zu verhindern. „Im Visier haben wir vor allem die Nationen, die das Walfangmoratorium von 1986 unter dem Deckmantel der Wissenschaft oder der Brauchtumspflege missachten“. Mehr als 5000 Wale seien von Sea Shepherd schon gerettet worden. Nach dem Hafengeburtstag wird die „Brigitte Bardot“ in einem Bremer Trockendock für die nächste Kampagne präpariert.

Open Ship: Sonnabend von 13 bis 17.30 Uhr und am Sonntag von 10 bis 13 Uhr, Sportboothafen.