Die Umsatzrendite sank, es fehlen strategische Partner

Schon als Martin Winterkorn am 1. Januar 2007 Vorstandsvorsitzender bei VW wurde, waren seine Referenzen exzellent. Als Wegbegleiter von Ferdinand Piëch hatte er bei Audi Karriere gemacht, zuletzt die VW-Tochter seit 2002 als Vorstandschef geleitet. Nach seinem Wechsel nach Wolfsburg formte Winterkorn binnen acht Jahren aus VW einen der führenden Autobauer. Nur Toyota steht noch vor Volkswagen.

Die Zahlen sprechen für sich: VW beschäftigt heute mit etwa 600.000 Mitarbeitern fast doppelt so viele Menschen wie zu Winterkorns Dienstantritt. Der Gewinn nach Steuern hat sich auf rund elf Milliarden Euro vervierfacht, die Zahl der verkauften Autos auf mehr als zehn Millionen beinahe verdoppelt. Auch die Rendite legte deutlich zu: von 1,7 Prozent im Jahr 2006 auf 7,3 Prozent im vergangenen Jahr.

Die Liste der Erfolge von Winterkorn ist also lang. Die schier endlose Reihe der Rekordmeldungen überschattet, dass es im Wolfsburger Konzern Baustellen gibt. Eine Übersicht.

VW verdient zu wenig: Ein Sorgenkind ist ausgerechnet die Kernmarke Volkswagen Pkw. Die Umsatzrendite ist im vergangenen Jahr von 2,9 Prozent auf 2,5 Prozent gesunken – und liegt deutlich hinterm Plan. Dabei sollte die Entwicklung dank einer konsequenten Baukastenstrategie genau umgekehrt verlaufen. Bislang zeigt der Modulare Querbaukasten in der VW-Bilanz jedoch keine Wirkung. Nun soll ein Sparprogramm die Kehrtwende bringen.

VW verliert in den USA: Mit großem Elan machten sich die Wolfsburger auf gen Westen, um die USA neu zu erschließen. Eine Milliarde Euro – 620 Millionen aus Wolfsburg – flossen in eine neue Fabrik, die in Chattanooga errichtet und 2011 eröffnet wurde. Dort baut die Marke VW den extra für die USA angepassten Passat.

Nach anfänglicher Euphorie samt steigenden Verkaufszahlen verliert die Marke VW an Boden. Allein im März gingen die Verkäufe um mehr als 18 Prozent zurück. Ein großer Verlierer war der US-Passat, der sogar fast 30 Prozent verlor. Mit neuen Modellen, darunter zwei Geländelimousinen, und einer enger getakteten Modellpflege samt Facelifts will VW gegensteuern. VW kann die USA nicht aufgeben, schließlich ist der US-Markt neben China der wichtigste weltweit.

VW fehlen strategische IT-Partner: Seit Jahren entwickeln sich Autos zu fahrenden Computern. Experten sind sicher: Der Trend verstärkt sich. Branchenkenner meinen deshalb: Autobauer brauchen IT-Partner wie Apple oder Google, um bei neuen Trends ganz vorne mitzufahren. Dazu gehört zum Beispiel das selbst fahrende Auto, das in absehbarer Zeit kommen wird.

Bereits 2009 hat sich VW an Suzuki beteiligt. Der japanische Autobauer und Kleinwagenspezialist ist in Indien stark vertreten und sollte VW beim Zutritt auf den wichtigen Wachstumsmarkt helfen. Die geplante Kooperation endet jedoch schnell im Streit, der noch immer nicht gelöst ist. Suzuki ist bislang eine Fehlinvestition.

Das Billigauto – bislang eine Vision: Seit Jahren schon kündigt Volkswagen es an. Gemeint ist ein sehr günstiges Auto mit VW-Qualitäten für Schwellenländer. Allerdings wird das Projekt von Jahr zu Jahr vertagt.