1980: Mit dem Tod des jugoslawischen Präsidenten Tito beginnen die Unruhen im ehemaligen Jugoslawien. Die albanische Bevölkerung in Kosovo fordert die Anerkennung ihrer Provinz als siebte Teilrepublik Jugoslawiens neben Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Serbien und Slowenien.

1986: Slobodan Milosevic kommt an die Spitze der serbischen Kommunistischen Partei und wendet sich gegen jede autonome oder föderative Tendenz. Sein Ziel ist der unbedingte Erhalt des jugoslawischen Staatenbundes mit der gleichzeitigen Stärkung des serbischen - also seines - Einflusses im Land. In einem "wissenschaftlichen" Staatsmemorandum wird eine stärkere Stellung des serbischen Volkes im jugoslawischen Staatenbund gefordert, die Selbstverwaltungsrechte der autonomen serbischen Provinzen Kosovo und Vojvodina werden aufgehoben. 1989 gibt es Massenproteste vor allem der albanischen Bevölkerung, die Milosevic brutal niederschlagen lässt. Gleichzeitig bezeichnet der spätere Präsident von Kroatien, Franjo Tudjman, Bosnien und seine muslimische Bevölkerungsmehrheit als Teil des "kroatischen Nationalkörpers".

1990: Nach den ersten formaldemokratischen Wahlen in Jugoslawien gehen die Unabhängigkeitsbestrebungen der Teilrepubliken weiter. In Bosnien wird Alija Izetbegovic Präsident. Der Verfasser der "islamischen Deklaration" hat gerade eine fünfjährige Haftstrafe hinter sich. Auch Slowenien und Kroatien streben die Unabhängigkeit an. 1991: Jugoslawiens Republiken, bis auf Montenegro und Serbien, erklären einseitig ihre Souveränität - die Verfassung und die Bundesorgane werden faktisch außer Kraft gesetzt. Es kommt zu ersten Kampfhandlungen, während Milosevic und Tudjman über eine Aufteilung Bosniens unter sich verhandeln.

1992: Die mehrheitlich muslimische Bevölkerung stimmt in einem Referendum für eine Unabhängigkeit des Landes. Die bosnischen Serben boykottieren das Referendum. Nach der Ausrufung der Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas brechen überall im Land Kämpfe aus, auch mit Beteiligung der Jugoslawischen Volksarmee unter General Ratko Mladic. Radovan Karadzic, seit Mai 1992 Präsident der ebenfalls neu gegründeten Republika Srpska im Norden von Bosnien, sieht in der Unabhängigkeitserklärung von Bosnien-Herzegowina eine "Kriegserklärung an die Serben". Karadzic und Mladic werden nach dem Krieg in Abwesenheit wie Milosevic vor dem Internationalen Kriegsverbrechertribunal in Den Haag angeklagt.

In Sarajevo werden Barrikaden errichtet, die Hauptstadt wird dauerhaft belagert. Täglich fallen Tausende Granaten auf die Stadt nieder. Auch in der strategisch wichtigen Stadt Mostar beginnen heftige Kämpfe. Bis zum Ende des ersten Kriegsjahres nehmen die Serben etwa 70 Prozent von Bosnien-Herzegowina ein. Im Kriegsverlauf soll Karadzic Übergriffe auf muslimische und kroatische Zivilisten und "ethnische Säuberungen" befohlen haben. Um vor allem die Bosniaken, die muslimischen Bosnier, zu schützen, errichten UN-Truppen Schutzzonen in eingekesselten Städten wie Srebrenica oder in Gorazde . Vergeblich.

1995: Im März ordnet Karadzic eine totale Mobilmachung an, in deren Folge die serbischen Truppen in Srebrenica etwa 8000 Bosniaken systematisch hinrichten - vor den Augen niederländischer UN-Einheiten, die keinen Widerstand leisten. Frauen werden entweder in Richtung Tuzla im Norden vertrieben oder Opfer von Massenvergewaltungen. Aus Scham begehen zahlreiche von ihnen Selbstmord. Ein ähnliches Schicksal erleidet die bosniakische Bevölkerung der Stadt Zepa . In der zweiten Jahreshälfte werden die Parteien langsam kriegsmüde. Die bosnisch-serbischen Truppen müssen große Landverluste hinnehmen. Unter Druck der internationalen Staatengemeinschaft, die es bis dahin versäumt hatte, die Zivilbevölkerung zu schützen, kommen ernsthafte Friedensverhandlungen zustande, die im Friedensvertrag von Dayton münden. Damit wurden die beiden Territorien, die Föderation Bosnien und Herzegowina und Republika Srpska als Bestandteile von Bosnien und Herzegowina festgeschrieben. Eine internationale militärische und zivile Kontrolle dauert bis heute an.

Schätzungen zufolge sind während des Kriegs 100 000 Menschen zu Tode gekommen. Noch heute gelten etwa 13 000 als vermisst.