Nächste Woche ist schon Ostern - so früh wie selten in der Geschichte. Wie kommt das eigentlich? Und wer hat den Termin für Ostern festgelegt? Wie das höchste Fest der Christenheit mit Konstantin dem Großen zusammenhängt, was seine Mutter mit alledem zu tun hat - und wieso der Mond sowieso an allem Schuld ist.

Wann ist Ostern? Das höchste Fest der Christenheit, an dem wir der Wiederauferstehung Jesu Christi von den Toten gedenken, wandert im Kalender. Es kann auf 35 Daten zwischen dem 22. März und dem 25. April liegen, und alle beweglichen Feiertage, die wie Christi Himmelfahrt, Pfingsten oder Fronleichnam von Ostern abhängig sind, wandern mit.

Heutzutage haben wir es leicht. Wir schauen in einen Jahreskalender und lesen das Datum ab. In den ersten Jahrhunderten der Christenheit war es nicht so bequem. Konnten sich die Gemeinden noch relativ schnell auf feste Feiertage wie den 25. Dezember einigen, so schlugen sie sich bei der Festsetzung des Osterdatums im wahren Sinne des Wortes die Köpfe ein.

Die Geschichte der Christenheit ist nicht erst seit dem 31. Oktober 1517, als ein Mönch namens Martin Luther zum Hammer griff und 95 Thesen gegen Papst und Ablasshandel an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg schlug, eine Geschichte von Kampf, Intrigen, Hass, Anfeindungen und Totschlag zwischen den Kirchenführern. Das galt besonders für die Festlegung des Tages der Auferstehung, des dritten Tages, nachdem der Leichnam Jesu auf dem Berg Golgatha vom Kreuz genommen worden war.

Es bedurfte einer starken Hand, um Ordnung und Einheitlichkeit in die Osterrechnung zu bringen. Der Bischof von Rom, der sich zwar papa (Papst) nennen ließ, von der Mehrheit der zersplitterten Gemeinden aber nicht als solcher angesehen wurde, hatte sie nicht. Der römische Kaiser Konstantin der Große schon.

Es begann damit, dass Flavius Valerius Aurelius Constantinus auf einer Klippe über dem Tiber stand und sah, dass die Entscheidungsschlacht gegen seinen Mitregenten Marcus Aurelius Valerius Maxentius beim Kampf um Rom unausweichlich geworden war. Er blickte zur Sonne und bemerkte ein brennendes Kreuz mit der griechischen Inschrift en toutoi nika - "in diesem Zeichen wirst du siegen". Im Morgengrauen des 27. Oktober 312 n. Chr. ließ Konstantin die gekreuzten Zeichen Chi und Rho, das Symbol für Jesus Christus, auf Schilde und Standarten malen.

In diesem Zeichen siegte er, indem er die Legionäre seines Widersachers bei der Milvischen Brücke ins Wasser trieb, wo sie zu Tausenden elendig ertranken. Der Sieg bei der Milvischen Brücke veränderte das Abendland, und er veränderte die Zeitrechnung.

Obwohl Konstantins Mutter Christin war und überall Kirchen errichten ließ, darunter die Geburtskirche in Bethlehem und die Grabeskirche in Jerusalem, wurde der Sohn erst 337 auf dem Totenbett getauft. Er war kein Christ, sondern ein Politiker, der erkannt hatte, dass das Christentum als Staatsreligion die Neuordnung des Römischen Reiches unterstützen konnte.

Per Edikt führte er 321 die Siebentagewoche ein, mit dem ersten Tag, dem Sonntag, als Feiertag, eine in Rom mit seinen Kalenden, Nonen und Iden bisher unbekannte Zeiteinheit. Bis auf die Bauern waren alle Bürger am dies solis , am Tag der Sonne, von der Arbeit befreit, was natürlich auf Zustimmung stieß. Die Wahl des Sonntags widersprach bewusst der Tradition der Juden, die den Samstag oder Sabbat als Tag der Ruhe auserkoren hatten.

Im Jahre 325 lud Konstantin die Kirchenführer zum ersten großen Konzil (Bischofsversammlung) nach Nicäa ein (heute Iznik in der Türkei), einem schön gelegenen Erholungsort für Patrizier aus Byzanz (heute Istanbul). Rund 300 Bischöfe erschienen, wurden umsorgt von den Dienern des Kaisers und konnten die Wandlung kaum glauben, die sie in wenigen Jahren von verfolgten, gefolterten und verstümmelten Priestern zu verwöhnten Staatsgästen gemacht hatte. Der Historiker Eusebius berichtet, dass die Versammlung eine panische Angst befiel, als die Prätorianer blankzogen, allerdings nur als Ehrengarde zum Salut.

Konstantin verlangte ultimativ von den Bischöfen, dem Chaos bei der Osterrechnung ein Ende zu bereiten. Sie schafften es, eine Regelung zu finden, nach der wir uns noch heute richten. Das Osterdatum wurde vom jüdischen Mondkalender abgekoppelt und nach dem Julianischen (Sonnen-)Kalender berechnet, den Cäsar am 1. Januar 45 v. Chr. eingesetzt hatte.

Nach der Überlieferung der Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas ist Jesus am ersten Tag der jüdischen Woche, einem Sonntag, auferstanden, und zwar an dem Sonntag nach dem Passahfest im jüdischen Monat Nissan. Das Passahfest begann stets am Abend des ersten Frühlingsvollmonds (14. Nissan) und fiel somit Jahr für Jahr auf verschiedene Wochentage.

Das Konzil wollte keine Tage mehr übernehmen, die von den Berechnungen jüdischer Priester abhingen. Konstantin selbst schreibt in einem Brief aus Nicäa: "Wir wollen mit den Juden nichts gemein haben, denn der Heiland hat uns einen anderen Weg gezeigt."

Also entstand folgende Regel: Ostern fällt stets auf den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond, soll aber nie mit dem Beginn des Passahfestes zusammentreffen. Der Frühlingsanfang wurde unverrückbar auf den 21. März festgelegt, an dem zur Zeit des Konzils die Frühjahrs-Tagundnachtgleiche eingetreten war.

Der früheste Ostertermin ist demnach der 22. März. Der Frühlingsvollmond fällt gleich auf den 21. März, und dieser Tag ist ein Sonnabend. Dann wäre der Sonntag danach der 22. März. Dieses Datum tritt äußerst selten ein, durchschnittlich nur alle 183 Jahre - zum Beispiel 1693, 1761, 1818 und dann erst wieder 2285. Christi Himmelfahrt wäre bereits am 30. April.

Auch in diesem Jahr rundet sich der Vollmond gleich am Frühlingsanfang, aber der 21. März ist diesmal ein Freitag, sodass der folgende Ostersonntag der 23. März sein wird. Dieses Datum tritt etwas häufiger ein, nämlich durchschnittlich alle 96 Jahre, zuletzt 1913, 2008 und wieder 2160. Christi Himmelfahrt fällt auf den 1. Mai, was uns dieses Jahr einen gesetzlichen Feiertag kosten wird.

Das andere Extrem ist der 25. April, der letztmögliche Termin. Dann fällt der Frühlingsvollmond auf den 18. April, und dieser Tag ist ein Sonntag. Da Ostern nicht mit dem Beginn des Passahfestes kollidieren sollte, wird Ostern also am Sonntag danach, am 25. April, gefeiert. Diese Konstellation tritt durchschnittlich alle 135 Jahre auf, zuletzt 1943, woran sich einige Leser noch erinnern werden. Die Jüngeren unter uns können vielleicht auch das nächste Datum erleben, den 25. April 2038.

Am häufigsten kann übrigens bei 35 möglichen Daten am 19. April Ostern gefeiert werden: im Durchschnitt alle 26 Jahre oder 3,8-mal pro Jahrhundert, so 1908, 1981, 1987, 1992, 2071, 2076 und 2082.

Die Regelung von Nicäa bedeutete nicht, dass es keinen Streit mehr zwischen den Bischöfen gegeben hätte, weniger über das Wann als über das Wo: Wo begann am 21. März um null Uhr der Frühling? In Jerusalem, Alexandria, Byzanz oder Rom? Wir Menschen im dritten Jahrtausend nach Christi Geburt, ausgestattet mit Atomuhr und Kalender, hätten es dagegen häufig lieber etwas leichter, um die Hoffnung zu spüren, die der Gekreuzigte uns gegeben hat. Sagen wir es so: Wenn der Frühling naht und der Mond voll und rund am nächtlichen Himmel steht, dann ist Ostern nicht mehr weit.