Dierk Strothmann über das 200 Jahre alte Café an der Binnenalster.

Frankreich und der Welt schenkte sie "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit", Hamburg außerdem den Alsterpavillon - die große Revolution der Franzosen. Denn Vicomte Augustin Lancelot de Quatre Barbes, der am 19. April 1799 einen Pachtvertrag für ein relativ bescheidenes Gebäude direkt an der Binnenalster abschloss, war Emigrant, geflüchtet vor den grausamen Blutbädern, die die Herren Robespierre, Marat, Danton und Co. in seinem Heimatland anrichteten.

Obwohl viele Hamburger den Ideen der Revolutionäre durchaus aufgeschlossen gegenüberstanden, war Augustin Lancelot de Quatre Barbes freundlich empfangen worden, wie auch seine etwa 10000 Landsleute, die an der Elbe eine neue Heimat suchten. Hamburg tat das richtig gut, denn die Emigranten brachten französischen Chic an die Elbe.

Das erste Eiscafe Deutschlands

Der Vertrag über den Betrieb des Alsterpavillons war zunächst für 25 Jahre abgeschlossen, und niemand ahnte, dass an derselben Stelle heute noch, immerhin 208 Jahre später, fein gegessen und getrunken, Sahnestückchen verspeist, Kaffee geschlürft und, vor allem, Eis geschleckt werden würde. Denn der allererste Alsterpavillon war zugleich auch das erste Eiscafe Deutschlands.

Das gut 100 Quadratmeter große Haus von Monsieur de Quatre Barbes war nach der offiziellen Eröffnung am 20. August 1799 zunächst ein voller Erfolg, der allerdings den betuchteren Einwohnern der Elbmetropole vorbehalten blieb. Die Mehrheit der seinerzeit etwa 130000 Hamburger konnte sich einen Besuch des Etablissements nicht leisten.

Und so trafen sich im ersten Alsterpavillon französische und holländische Emigranten mit ihren Hamburger Freunden, er war aber auch ein Umschlagplatz für Geheiminformationen aller Art, die sich die Franzosen über ein fein gesponnenes Spionagenetz in ganz Europa besorgten. Vor allem aber war man gut gelaunt, denn der Laden brummte.

So hätte es auch weitergehen können, wenn da nicht ein kleiner Korse gewesen wäre, der unbedingt die ganze Welt seiner "Grande Nation" einverleiben wollte. Vor allem Napoleon war daran schuld, dass die Hamburger von 1806 bis 1814 eine der härtesten Perioden ihrer Geschichte durchleiden mussten, die "Franzosenzeit". Aber das ist eine andere Geschichte, wie auch jene, dass 1841 der Pavillon zu klein wurde und einem größeren weichen musste - ein Vorgang, an den man sich in Hamburg im Laufe der Jahrhunderte gewöhnen musste.