Erstmals segelt ein deutsches Team mit um den America's Cup - die bedeutendste Segeltrophäe der Welt. Mit an Bord: fünf junge Segler aus Hamburg und Norddeutschland. Journal stellt die “Hamburger Jungs“ vor.

Endlich haben die langen Vorbereitungen auf die älteste Sporttrophäe der Welt, den Americap, ein Ende. Mit dem Louis Vuitton Cup begannen in dieser Woche die Ausscheidungsregatten vor Valencia. In den nächsten Wochen treten nun die elf Herausforderer gegeneinander an, um zu ermitteln, wer Ende Juni gegen den Titelverteidiger "Alinghi" (Schweiz) um die begehrte Trophäe segelt. Mit dabei ist erstmals in der 156-jährigen Geschichte des Cups ein deutsches Team, das United Internet Team Germany. Ihr Ziel ist laut Skipper Jesper Bank Platz acht im Louis Vuitton Cup. Mehr meinen die Deutschen nach den Ergebnissen der Vorregatten nicht erreichen zu können. Zu kurz war ihre Vorbereitungszeit.

Das United Internet Team Germany kann auf 28 Segler zurückgreifen. Wie im Fußball gibt es eine Startformation und elf Ersatzleute. Von Anfang an dabei sind die drei Hamburger Henning Sohn, Matti Paschen und Markus Koy. Sie machen fast die Hälfte der deutschen Crew-Mitglieder aus - an Bord sind sieben Deutsche, drei Dänen, zwei Franzosen, zwei Schweden sowie je ein Segler aus Australien, Neuseeland und den USA. Michael Müller und Tim Daase, ebenfalls norddeutsche Segler, gehören zum Ersatzteam. Doch die Chance, dass auch sie zum Einsatz kommen, ist groß.

MICHAEL MÜLLER: DER YOUNGSTER

Er ist der Jüngste auf der "Germany I". Michael Müller (24) wurde 1983 in Kiel geboren. An Bord ist er der zweite Vorschiffmann. Und so für das Setzen, Bergen und Stauen der Segel verantwortlich. "Mit der Teilnahme an diesem Projekt wurde mir mein größter Traum erfüllt", sagt er und lächelt schüchtern. "Auch wenn Training und Arbeit hier schon verdammt hart sind, bereue ich es keine Sekunde, dabei zu sein."

Seit seinem 12. Lebensjahr segelt der kräftige Mann mit den blonden Locken. Zuerst waren es Reisen mit den Schiffen des Kieler Yacht-Clubs. "Doch dann wurde mir das Fahrtensegeln zu langweilig, und ich habe an Regatten teilgenommen", sagt Müller. So segelte er zuletzt die DaimlerChrysler North Atlantic Challenge von Newport nach Hamburg im Jahr 2003 mit. "Damals hatte ich die Schule beendet", sagt Müller.

Nach der Rückkehr habe er dann den Zivildienst absolviert und begonnen, Maschinenbau zu studieren. "Doch das Studium muss jetzt eine Weile ruhen." Sollte es eine zweite Kampagne geben, sogar weitere vier Jahre.

MARKUS KOY: DER PROFI-SEGLER

Markus Koy (32) verdient bereits seit Jahren sein Geld mit dem Segeln. Er nahm im Starboot an Europameisterschaften und Deutschen Meisterschaften teil. "An Bord des Starboots sind wir zu zweit. Hier liegt die besondere Herausforderung darin, in einem solch großen Team zu arbeiten", sagt der gebürtige Wedeler, der als Mastmann an Bord ist. "Das hat eine besondere Dynamik."

Der studierte Maschinenbauingenieur bringt ganz besonders viele Opfer, um bei dem Projekt dabei sein zu können. Seine Familie ist in Hamburg geblieben, und so kann er seine Frau und die beiden Kinder Antonia (2) und Jule (sechs Monate) nur selten sehen."Meine Frau hat eine solch reizvolle Stelle in Hamburg. Ich will und kann von ihr einfach nicht fordern, alles aufzugeben und nach Valencia zu kommen", sagt er.

In seinen erlernten Beruf zurückzukehren, kann sich Koy derzeit noch nicht vorstellen. "Solange ich körperlich fit genug bin, möchte ich so viel wie möglich segeln", sagt er. "Am liebsten natürlich bei einem weiteren Projekt des deutschen Teams."

HENNING SOHN: DER KRAFTMANN

An Bord hat Henning Sohn (29) eine der schwersten Aufgaben. Denn er kurbelt an den Coffee-Grindern, mit deren Kraft Segel gesetzt und dichtgeholt werden. "Obwohl ich seit vielen Jahren Sport treibe, hätte ich nie geglaubt, dass meine Kräfte für diese Aufgabe ausreichen", sagt der Hamburger. Dabei nahm Sohn bereits an Marathonläufen und am Triathlon teil.

Zum Segeln ist er durch seinen Bruder gekommen. "Der hat gepaddelt und geschimpft, dass die Segler schneller sind und viel weniger tun", sagt er. "Und da haben wir beide es ausprobiert." Seitdem ist der Sport mehr als nur ein Hobby für den gelernten Bankkaufmann. Und so zögerte er auch nicht, als er ein Angebot vom United-Internet-Team bekam. Ließ das VWL-Studium ruhen. "Diese Chance kommt nicht wieder."

Doch ohne seine Familie will er nicht in Valencia sein. So mussten seine Freundin Francisca (27) und die acht Monate alte Tochter Jette mit nach Spanien ziehen. Zum ersten deutschen America's-Cup-Team zu gehören, empfindet Sohn als besondere Ehre. "Und nicht nur deshalb hoffe ich, dass es eine zweite Kampagne für uns alle gibt."

TIM DAASE: DER VORSCHIFFMANN

Tim Daase (29) ist der Ersatzmann auf dem Vorschiff. Doch der gelernte Tischler hofft, sein Können während des Cups unter Beweis stellen zu können. "Dieses hier ist die Erfüllung meines großen Traumes", sagt er. "Ich hoffe sehr, bei der einen oder anderen Wettfahrt zum Einsatz zu kommen."

Dafür hat der große blonde Mann auch sein bisher größtes berufliches Projekt unterbrochen. Die eigene Tischlerfirma, die er mit seinem Kollegen Hans Haack gegründet hat, wurde für die Zeit des Cups stillgelegt. "Und damit Hans nicht allein in Deutschland kämpfen muss, habe ich ihn hierher mitgebacht, als Tenderfahrer des Teams", so Daase. Sollte es keine zweite Kampagne geben, wollen die beiden zurückkehren.

Daase nahm 2003 am DaimlerChrysler Nordatlantik-Rennen von Newport nach Hamburg teil. Seit Ende 2005 ist er in Valencia. Er fühlt sich wohl in der spanischen Stadt. "Nur meine Freunde vermisse ich sehr." Und so hofft er, dass es nach dem Ende des diesjährigen Cups für das deutsche Team weitergeht. "Dafür würde ich wirklich alles tun."

MATTI PASCHEN: DER SEGELTRIMMER

An Bord ist Matti Paschen (34) für die exakte Einstellung der Segel zuständig. Er muss jede Windveränderung innerhalb von Sekunden erfassen, ja vorausahnen. Denn er bestimmt die Schnelligkeit der "Germany I" entscheidend mit. Eine ehrenvolle Aufgabe, aber auch eine große Verantwortung.

Aber Paschen ist ein erfahrener Segler. Bereits seit seinem vierten Lebensjahr ist der gebürtige Hamburger auf dem Wasser. "Ich habe von meinem Vater segeln gelernt", sagt er. "Der ist mit mir immer auf der Alster im Zugvogel losgezogen." Seit über zehn Jahren nimmt Paschen an großen Regatten teil. So war er Crewmitglied auf dem berühmten Hamburger Schiff "Thomas I Punkt" und der "Pinta". "Ich habe mir mit dem Profisegeln einen Großteil meines Architekturstudiums finanziert", so Paschen.

Jede freie Sekunde verbringt er mit seiner Familie. Die wurde gerade um ein Mitglied erweitert. Tochter Fabia kam am 18. März in Valencia zur Welt. Seine Frau Krisha und die dreijährige Tochter Malena leben bereits seit fast zwei Jahren mit ihm in Spanien.