Einen realistischen Erzähler einen Archivar zu nennen, ist keine sonderlich überraschende Etikettierung. Der 1948 im Harz geborene Schriftsteller Jochen Schimmang ist ein solcher Chronist der Zeitläufte.

"Das Beste, was wir hatten" ist ein Schlüsselroman: Der Held, ein Politikwissenschaftler, wird Politberater einer bürgerlichen Partei. In seinen jungen Jahren war er Studentenrebell in Westberlin (wie sein Erfinder), dann richtete er sich in der Bonner Republik ein. Die Wende von 1989/90 bringt auch sein Leben durcheinander. Die einstige Geliebte entpuppt sich als Stasispitzel, und in seine Topografie der alten Bundesrepublik, die ihre Gültigkeit durch die Wiedervereinigung verliert, passt auch Schimmangs anderer Protagonist, ein linker Gutmensch, der ein altes Germania-Denkmal in die Luft sprengen will. Last Man Standing sozusagen, nicht unsympathisch.

Jochen Schimmang: Das Beste, was wir hatten Nautilus, 320 S., 19,90 Euro.