Der 50-jährige Felix sitzt seit seiner Geburt im Rollstuhl, ist spastisch gelähmt und wird von seinem älteren Bruder, einem Schriftsteller, umsorgt. Da stimmt der autobiografische Hintergrund, denn der Schweizer Autor Jürg Acklin kümmert sich seit geraumer Zeit um seinen jüngeren Bruder.

Doch der 64-jährige Schriftsteller hatte keinen autobiografischen Text im Sinn. Er spielt mit einer Roman-im-Roman-Konstruktion. Felix schreibt die Manuskripte seines Bruders ab und misst Romanfiguren an der Realität. Wer hat Frau und Kind an eine fanatische Sekte verloren? Sein älterer Bruder oder doch nur die Romanfigur? Acklin schildert seine Hauptfigur als hochintelligenten, sensiblen Menschen mit empfindlichen "Antennen" und ausgeprägten Verlustängsten. Entstanden ist ein kleiner, doppelbödiger Roman, der gekonnt die Nahtstellen zwischen Fiktion und Wirklichkeit, Erwartungen und Versagensängsten ausleuchtet. Ein kleines Meisterwerk zwischen Wahn und Sinn.

Jürg Acklin: Vertrauen ist gut

Nagel und Kimche, 159 Seiten, 17,90 Euro.