Nicholson Baker: Menschenrauch Rowohlt, 636 Seiten, 24,90 Euro.

Der Schriftzug auf Nicholson Bakers Geschichtsbuch "Menschenrauch. Wie der Zweite Weltkrieg begann und die Zivilisation endete" wird nach unten hin immer blasser. Genauso ist es mit der These Bakers: Sie wird immer dünner und unhaltbarer, je länger man ihrem Weg folgt. "Menschenrauch" sammelt, darin ähnelt es Walter Kempowskis "Echolot", Quellen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Um zu verstehen. Davon handelt letztlich alle Geschichtswissenschaft. Aber Bakers Buch, das vor allem Zeitungsartikel zitiert und arrangiert (aber auch Tagebucheinträge und Briefe sprechen lässt), ist keine Wissenschaft. Es hat eine Botschaft: Hitler war ein menschenverachtender Verbrecher, aber Churchill stand ihm als Kriegstreiber in nichts nach. Der Judenmord hätte verhindert werden können, wenn Hitlers Gegner anders gehandelt hätten. Spannend zu lesen, sicher, aber am Ende wird deutlich: Bakers Pazifismus ist nicht das richtige Mittel gegen den Nazismus.