Sie erinnern an die orientalischen Reithosen, die Jodhpurs. Die betonen die Oberschenkel und sind somit nicht für jede etwas. Die Sarouel-Hose schmeichelt ein bisschen mehr und ist besonders in den neuen Stoffen ziemlich schick.

Gleich vorweg. An den Anblick muss man sich ein erst einmal gewöhnen. Denn diese Hose kann nun mal nicht jeder tragen. Sie betont eine Zone, die die meisten Frauen aus ihrem Leben am liebsten komplett streichen würden: die Oberschenkel. Gemeint ist eine Mischung aus der frühneuzeitlichen Pluderhose und einer orientalischen Ali-Baba-Hose, auch bekannt unter dem Namen Jodhpurs (benannt nach der indischen Stadt Jodhpur). Diese Hosenform, an der Hüfte und den Oberschenkeln weit, dann zum Knöchel hin schmal zulaufend, ist der Herbst-Winter-Trend 2008. So bitter, wie das für manche klingen mag - es ist ja schließlich nicht der erste Versuch, diese auf den ersten Blick unvorteilhafte Hose zu etablieren - auf den internationalen Schauen von Designern wie Dior und Ralph Lauren tauchte sie in diesem Jahr immer wieder auf und inzwischen ist sie auch in den Läden von so gängigen Marken wie G-Star, Stefanel und Mango zu finden. Und zu guter Letzt: Sie ist bei der Konsumentin angekommen, beim Konsumenten übrigens auch. Und jetzt einer ihrer ganz schlimmen Namen, obwohl der eher eine der Vorgängerformen mit übertrieben ausladender Hüft-Oberschenkel-Po-Zone meint: Die Reiterhose.

Die Reiterhose - wer will eine Hose tragen, die gleichzeitig ein weibliches Problem beschreibt, von dem niemand in Wahrheit etwas wissen will? Sinnloses Fett an den Oberschenkeln. Aber so absurd wie die Tatsache, dass die Hose in der Realität nun wirklich getragen wird, auch erscheint, so bequem ist sie wiederum. Und sie kann sogar ganz lässig und elegant aussehen.

Skinny und Röhre war gestern. Unbequem, bloß nicht bücken - wenn das der Trägerin überhaupt möglich war - und unnachgiebiger Jeansstoff, all das ist die Sarouel-Hose nicht. Während die Röhre jedes Gramm zu viel offenlegt, kann man sich den weiten, fließenden Stoff dieser neuen Trendhose zunutze machen, und manches winterliche Pölsterchen darunter verbergen.

Nun, wie wird sie getragen? Gemeint ist nicht die MC Hammer Version, erinnern Sie sich noch daran? Grelle Farben, Gold, Hellblau, oder Pink, mit Kummerbund, und einem knietiefen Schritt, der den Eindruck erweckte, dass man gern auch mal Pampers trägt? Auch die Stoffe erinnern mitunter an Windeln. Nein. Die Sarouel gibt es hauptsächlich in gedeckten Farben, wie Braun, Schwarz oder Grau, aus eleganten Anzugstoffen, die fließen und edel aussehen. Und nur selten noch sieht man wirklich den knietiefen Schritt. Eher etwas Spiel am Po, vielleicht ein, zwei handbreit mehr als nötig. Ganz schlanke Frauen können sich sogar die Bundfalten-Variante leisten. Fülligeren oder normalen Figuren sei davon aber abgeraten und ein Modell empfohlen, das an der Hüfte gerade anliegt. Das sieht lässig aus! Und sagt aus: "Ich habe andere Vorteile, ich muss nicht jedem meine Top-Figur auf die Nase binden."

Doch Vorsicht: Niemals noch ein weites, langes Oberteil dazu tragen. Ein kurzer, enger Pullover, oder ein kurzer Blazer reichen aus. Denn wichtig ist, die Taille zu betonen. Sonst läuft man Gefahr, wie ein schlecht gelaunter Klops daherzukommen. Cool wirkt die Hose auch mit hohen Turnschuhen, eleganter mit Stiefeln oder High Heels. Das streckt und macht einen schmalen Fuß. Ein Muss für die Normalfigur.

Schlichter Vorreiter dieses Modells ist auch die Jeansvariante Pedal Pusher vom Hamburger Label Closed. In den 80er-Jahren trugen sie alle, hoher Bund, Bundfalten - oder auch als Jeans - kurz geschnitten, schmal an den Knöcheln. Zuletzt machte ein Bild von Silvie van der Vaart Furore, die die Pedal Pusher mit einem weißen T-Shirt (in die Hose gesteckt) und mit High Heels der Presse vorführte. Und die Firma Closed kann sich inzwischen vor Anfragen aus der ganzen Welt nach dem Retro-Modell kaum retten.

Ebenfalls in Jeans, aber dafür wirklich mit knietiefem Schritt, kommen die Modelle des jungen Münchner Labels geppebba daher. Die Designer, zwei Studenten, wurden auf einer Reise nach Marokko von der dort gängigen orientalischen Reiterhose inspiriert. Vier Jahre lang entwickelten sie ihr Modell der perfekten Hose, bis es in diesem Jahr wirklich Erfolge feierte.

Noch einmal die Zusammenfassung: tiefer Bund, weit an der Hüfte, tiefer Schritt, eng an den Knöcheln. Die Reiterhose ist nichts für schwache Nerven.