Jada Pinkett Smith ist seit elf Jahren mit Will Smith ver-heiratet. Auch ihre Kinder haben im Filmbusiness bereits erste Erfolge. Sie selbst ist aber keineswegs nur die Super-Mami einer erfolgreichen Familie. Sie singt, spielt, führt Regie - zwei ihrer Filme kommen jetzt ins Kino. Ein Gespräch über Kids, Karriere und den coolsten Mann der Welt.

Jada, hat es beim zweiten Mal noch mehr Spaß gemacht, der Zeichentrickfigur Gloria Ihre Stimme zu leihen?

Ja, hat es! Beim ersten Mal muss man ja noch alles ausloten: Man überlegt sich, wie diese Figur denn drauf sein könnte, versucht sie zu begreifen - denn persönlich lernt man sie eigentlich erst kennen, wenn man bei der Premiere im Kinosaal sitzt. "Aha, das also ist Gloria!" Es wird ja so gemacht, dass erst die Sprecher die Stimmaufnahmen machen und dann erst die Zeichner ans Werk gehen, damit zwischen der Leinwandfigur und dem Sprecher auch etwas Ähnlichkeit besteht. Ich wusste also nicht, wie Gloria aussieht, als ich sie das erste Mal sprach. Darum konnte ich beim zweiten Mal nun viel besser einschätzen, was mich erwartet und wie Gloria ist.



Für keine Frau der Welt wäre es ein Kompliment zu hören, dass sie Ähnlichkeit mit einem Nilpferd hat. Was hat bewirkt, dass Sie nicht empört, sondern entzückt waren?

Hier zählt eine Haltung: Es geht bei Gloria eben nicht um die Äußerlichkeiten, sondern um ihren Charakter. Wir haben hier eine Frau, die ihre Fülle mag, ihre Opulenz und Sinnlichkeit liebt. Es geht eigentlich um die Liebe zu sich selbst: Wenn du dich selbst liebst, werden die Menschen dich anziehend finden, weil du mit dir selbst im Reinen bist. Das ist doch eine wunderschöne Message für junge Leute! Es geht nicht immer darum, was sich außen abspielt. Wenn man mit seinem Inneren in Harmonie ist, funktioniert das wie ein Zauber. Dann kann man das physikalische Universum mit seiner inneren Macht beeinflussen.



War das schon immer Ihre Devise? Waren Sie immer mit Ihrem Äußeren zufrieden?

Nein. Gerade deshalb weiß ich, wie sehr das zutrifft. Die meisten afroamerikanischen Männer stehen nämlich überhaupt nicht auf so zierliche Frauen wie mich, sie wollen meist ein richtiges Vollweib! Also musste ich lernen, mich selbst zu mögen und zu akzeptieren, wer ich bin. Auf dem Weg vom Teenager zur Frau gelang es mir immer besser, mich so zu nehmen, wie ich bin.



Seit wann sind Sie mit sich im Reinen? Ist das eine Frage von Alter und Reife?

Nun, es war etwa vor sechs Monaten so weit ...(bricht in herzliches Lachen aus). Ich glaube, das ist ein fortschreitender Prozess. Wir verändern uns ja ständig. Mit zunehmendem Alter werde ich dann die nächste Stufe der Selbstakzeptanz erreichen. Ich habe gelernt, wie ich meine Gedanken in die richtige Richtung steuern kann, unabhängig davon, wie ich mich äußerlich verändere. Auch ich werde alt und faltig werden. Daher ist es eine Herausforderung, keine Frage! Es ist nicht einfach. Aber notwendig.



Ihr Sohn Jaden war schon mit Ihrem Mann in "Das Streben nach Glück" auf der Leinwand zu sehen. Jetzt hat er mit zehn Jahren schon seine erste Hauptrolle ergattert. Wie finden Sie es, die Mutter des neuen "Karate-Kid" zu sein?

Sehr cool. Ich bin wirklich sehr, sehr stolz auf meinen Sohn. Er steht kurz davor, den Schwarzen Gürtel der Junioren zu bekommen. Und natürlich bin ich sehr gespannt darauf, wie es mit seinem Projekt laufen wird.



Machen Sie sich keine Sorgen, dass Ihre Kinder im Filmgeschäft Schaden nehmen könnten?

Wissen Sie was? Nicht wirklich ... Das ist erst mal etwas, das sie selbst unbedingt wollten. Und ich denke, aufgrund der Art, wie Will und ich mit unseren Karrieren umgehen, begreifen die Kinder, dass daraus nicht das ganze Leben besteht. Das ist der Beruf, das ist das Geschäft. Ein Familiengeschäft sogar. Aber das ist nicht unser ganzes Leben. Und so gehen auch die Kinder damit um. Außerdem: Wenn dein Dad der größte Filmstar der Welt ist, dann hält das alle anderen Egos schön flach. Da flippt niemand mehr aus, denn Will ist nun mal der Coolste. Ihm macht niemand was vor. Und das hilft. Das, und zu wissen: Das ist es, was wir tun, aber nicht das, was wir sind. Wir sind nicht Hollywood. Das ist nur unser Beruf, dem wir als Familie nachgehen.



Auch Ihre achtjährige Tochter Willow hat in "Madagascar 2" schon eine kleine Rolle übernommen ...

Ja, sie spricht hier Gloria als Baby. Danach wurde sie noch einmal angefragt, um die Rolle eines giftigen kleinen Mädchens in "Mad Santa" zu sprechen, der nächstes Weihnachten in die Kinos kommt.



Wünschten Sie sich nicht manchmal insgeheim völlig talentfreie Kids? Die mit dem Filmgeschäft rein gar nichts anfangen können?

Ach, eine Mutter macht sich doch immer Sorgen um die Kinder - egal, was die tun oder nicht tun. Das Gute ist nur, dass Will und ich dieses Geschäft so gut kennen, dass wir ihnen helfen können. Das ist der Bereich, in dem ich sie am besten beschützen kann. Würden sie etwas anderes tun, könnte ich das nicht. Aber dieses Geschäft kenne ich wie meine Westentasche, ich kenne die Leute in diesem Business. Ich bin eine furiose Beschützerin meiner Familie, und hier weiß ich: Sie sind in Sicherheit. Aber wenn Will und ich nicht die wären, die wir sind, würde ich mir sicher Sorgen machen.



Noch sind Ihre Kinder ja auch jung ...

Genau, und niemand weiß, ob sie das für immer machen wollen. Vielleicht will Jaden nach "Karate Kid" nie mehr drehen. Das ist der erste große Film, in dem er der Star ist. Wer weiß, vielleicht ist er danach gar nicht mehr so heiß drauf. Das wäre völlig in Ordnung für mich. Vielleicht kommt er irgendwann an und sagt: "Nö, das ist nicht mein Ding. Ich gehe lieber nach Hawaii, kaufe ein Haus, surfe nur noch und heirate irgendwann eine Hawaiianerin!" Das wäre meinem Sohn zuzutrauen ...



Werden Sie Jaden zum Dreh nach China begleiten, um ein Auge auf ihn haben zu können?

Und wie! Ich werde die Bühnenmami spielen. Und das ist keine Rolle, die mir liegt. Denn Jaden will nicht, dass ich mich in die Arbeit einmische, er will mich da nur als seine Mutter haben. Wenn man allerdings ständig produziert, Regie führt und so eigensinnig ist wie ich, ist es hart, die Klappe zu halten und "nur" die Mama zu sein. Aber ich bin mir sicher, für ihn wird sich das lohnen. Und nur darum geht's.



Wie lösen Sie dann die Familienlogistik? Kommt Ihre Tochter auch mit?

Ja, Willow begleitet uns, und der Papa natürlich auch - die Familie bleibt zusammen. Will wird den Film produzieren, diese Vereinbarung haben wir getroffen. Das wird richtig hart, deswegen haben wir uns auch die Arbeit ganz klar aufgeteilt. Er kümmert sich um den Film, ich kümmere mich um Jaden. Das müssen wir sehr gut trennen. Ja, so läuft das am Set mit den Smith-Kids.



Sie haben viel auf dem Plan, Will auch. Versuchen Sie, Ihre Terminkalender anzupassen, um so viel Zeit wie möglich zusammen zu verbringen?

Ja, Will und ich mussten einige Sachen hintanstellen. Wir richten uns im Augenblick ganz nach Jaden, weil wir beide dabei sein müssen, wenn er dreht. Genauso ist es mit Willow, die dreht jetzt auch noch einen Film ... Allein diese Termine sind schon sehr schwierig zu koordinieren, aber wir kriegen das schon hin.



Sie sind auch im Cukor-Remake "The Women" zu sehen. Wie war die Erfahrung, ausschließlich mit Frauen zu spielen?

Es war fan-tas-tisch! Ich wünschte, ich könnte das öfter machen. Die Chance zu haben, mit einer Gruppe so unterschiedlicher und so talentierter Frauen zu arbeiten, war eine wunderbare Erfahrung. Ich hatte die beste Zeit meines Lebens.



Wirklich? War es nicht ermüdend? Oder einseitig? Oder stutenbissig?

Oh nein! Das ist ein Ammenmärchen, dass Frauen nicht miteinander klarkommen und sich bei der Arbeit gegenseitig nerven. Das ist einfach nicht wahr. Ich empfand es als reinigend und heilend. Es half mir, Dinge zu reaktivieren, die ich vergessen hatte. Ehrlich, es war eine erfrischende Erfahrung, denn in der Regel bin ich die einzige Frau am Set.



Sie haben auch gerade Regie geführt, im Drama "The Human Contract". Gefällt es Ihnen hinter der Kamera jetzt sogar besser als vor der Kamera?

Ja, meine ganze Karriere läuft darauf hinaus. Im Augenblick bin ich noch ein viel besserer Regisseur als Produzent. "The Human Contract" ist das Projekt, auf das ich am meisten stolz bin - abgesehen von meiner Familie natürlich. Ich bin wirklich glücklich mit diesem Film. Und ich will mehr davon machen!



Für welchen Regisseur würden Sie gerne noch arbeiten?

Da steht ein gewisser Will Smith ganz oben auf meiner Liste. Ich gehe davon aus, dass auch ich bei ihm oben stehe ...



Würde Ihr Mann damit zurechtkommen, dass Sie als Regisseurin am Set das Sagen haben - und nicht er?

Ich glaube schon, ja. Er wollte eigentlich die Hauptrolle in "The Human Contract" spielen. Dazu muss man Vertrauen haben und sich komplett fallen lassen können. Die Zügel aus der Hand geben. Er würde ja auch gerne Regie führen, wenn ich spiele. Man ist in der Konstellation sehr verletzlich. Der Partner kennt ja deine Tiefen und Untiefen. Es ist hart, von ihm zu verlangen, diese Stellen zu exponieren. Da ist jeder sehr sensibel. Die eigene Intimität als Paar vor der Kamera so zu offenbaren, das ist eine echte Herausforderung.



Will und Sie gelten als Traumpaar. Haben Sie lange gebraucht, bis Sie gemerkt haben, dass er der Mann Ihres Lebens ist?

Ich habe etwas gebraucht, das gebe ich zu. Ich habe Will kennengelernt als ich 19 war. Wir waren aber immer nur gute Freunde. Es gab ihn schon eine ganze Weile, bis ich ihn eines Tages richtig anschaute und mich fragte: "War dieser Mann wirklich schon die ganze Zeit hier?" Das war ein bisschen wie bei Gloria und ihrem Giraffenmann! Es ist sehr interessant, wie einem so etwas passieren kann.



Melman, die Giraffe, litt aber die ganze Zeit wie ein Hund ...

Ja, Will wusste auch vor mir, dass wir zusammengehören. Ich habe mich erst überhaupt nicht für ihn interessiert. Keinen Deut. Aber wie Sie sehen, hat sich das inzwischen gehörig geändert.



Wie haben Sie sich kennengelernt? Haben Sie auch in seinem TV-Hit "The Fresh Prince of Bel Air" mitgespielt?

Nein. Ich bin aber vermutlich die einzige farbige Schauspielerin, die dort nie mitgemacht hat. Will hat ein paar Mal versucht, mich zu überreden, aber ich habe abgelehnt. Ich habe ein einziges Mal für die Serie vorgesprochen, mit 19 Jahren, aber da hieß es, ich sei zu klein für die Rolle. Damals schwor ich mir, dass ich dort nie mitspielen würde. Ich wusste, dass der Tag kommen würde, an dem sie mich darum bitten werden. Der Tag kam, aber ich blieb dabei: "Mich bekommen sie nicht!" Dafür bekam mich Will aber im wahren Leben, und das für den Rest seiner Tage ...