In New York trainiert er Topmodels und Filmstars. In Hamburg brachte David Kirsch, Körperkult-Guru aus den USA, 50 Frauen zum Schwitzen. Sich selbst aber auch.

Für einen Fitnesstrainer bewegt sich David Kirsch irgendwie langsam. Er schält sich aus der Luxuslimousine, die vor dem MeridianSpa in Eppendorf zum Stehen gekommen ist, lässt seine Muskeln spielen. Aus Augen, die an Stahl erinnern, mustert er die Umgebung. "Hello, schön, Sie zu sehen", begrüßt er Presseleute und Manager auf Englisch. Sein Händedruck lässt vermuten, dass er seinem Gegenüber gleich den Puls misst. 47 ist der New Yorker Fitnessguru, der in Deutschland bekannt geworden ist, weil er Heidi Klums "Babyspeck" wegtrainierte.

Wenn er nicht US-Diven wie Ellen Barkin oder Carrie Washington zu Traumkörpern verhilft, tourt er durch die Lande, promotet sich, seine Fitness-DVD und einen deutschen Autohersteller. Düsseldorf, Nürnberg und "äh, wo bin ich heute?", scherzt er. Ach ja, in Hamburg. Wie ein Rockstar. Und genauso fühlt er sich offenbar auch: "Ich muss jeden Tag 150 Prozent Leistung bringen, immer einzigartig sein." Er ist gekommen, um die Hamburgerinnen mit seinem "New York Body Plan" zu beglücken. Fitwerden und glänzend aussehen auf die New Yorker Art verspricht dieses Programm. Für David Kirsch bedeutet dies: früh aufstehen (6 Uhr), viel trainieren (Workout, Yoga und Pilates), fünf Mahlzeiten pro Tag (kein Weißbrot, keine Pasta, kein Alkohol) und immer schön konzentriert sein. Perfektion, die gar nicht sexy ist. Eher angestrengt.

Zwischen zwei Workout-Einheiten an einem schönen Sommertag im idyllischen Eppendorf muss der Trainer sein Knie kühlen und das Bein hochlegen. Hat er sich verletzt? Verstaucht? Oh Gott. Entwarnung. Keine Bänderdehnung, Prellung oder Zerrung hat ihn lahmgelegt. Nur ein Mückenstich. Der Körper ist sein Kapital. Das rechtfertigt jeden Rachefeldzug gegen geflügelte Insekten, die ihm zu nahe kommen. Im Vergleich zu seinem klimatisierten Madison Square Club muss ihm Hamburg wie ein Wildpark vorkommen. Es gibt hier Mücken. Kirschs übliche Feinde heißen Alkohol, Kohlenhydrate und Zigaretten. Die gilt es zu bekämpfen.

Anwalt war David Kirsch in seinem früheren Leben. Und total unglücklich, wie er sagt. Jetzt sei er "happy", weil er Menschen helfen könne. Wie zum Beispiel Petra, die auch schon ganz glücklich aussieht. Die Mutter zweier Kinder kämpfte nach den Geburten mit Übergewicht - bis die Rettung in Form von Fitness-DVD und Diätbuch aus dem Hause Kirsch kamen. 20 Kilo hat sie abgenommen. Petra ist die personifizierte Erfolgsgeschichte. Und genau deshalb hat Kirsch sie im Visier, dank ihr dürfen die Teilnehmerinnen des Work-outs noch 20 Liegestütze mehr machen. "Wir sehen uns nächstes Jahr in Hamburg." Das klingt wie eine Drohung, dass Petra bis dahin besser noch zehn Kilo verlieren sollte. Dabei ist die nun wirklich vollkommen in Ordnung, muss ja auch nicht jeder Größe 36 haben.

"Amazing" - das Lied von Heidi-Klum-Ehemann Seal - tönt den schwitzenden Frauen immer wieder an diesem Tag in den Ohren. Ob das wohl Absicht ist? Und auch sonst geistert der Name Klum durch den Raum. Aber der Trainer mahnt: "Nehmt euch nicht Heidi Klum zum Vorbild. Seid ihr selbst." Vielleicht, weil er ahnt, dass kaum jemand solche Gene hat wie die Super-Mutti aus Bergisch Gladbach. Und sich seine Kundinnen frustriert abwenden könnten, wenn sie nicht zeitnah Modelmaße aufwiesen.

Beim anschließenden Healthy Lunch mit Thunfischsteak, Reis und Salat doziert Kirsch über Ernährung. Eine Pressesprecherin raunt: "Weißer Reis, den isst David nicht." Schlechte Kohlenhydrate!

"Never say never" und "Stay focussed" lauten seine Motivationstipps für dauerhafte Fitness. "Wann immer dir nach Bewegung ist, geh raus. Auch Spazieren mit dem Hund ist Training. Oder guter Sex", sagt er und zeigt dabei seine makellos weißen Zähne. "Total gebleicht", lästert eine Zahnärztin, die dem Training aber - wie die anderen Frauen - mit Begeisterung folgt. Die meisten von ihnen haben seine Tipps eigentlich nicht nötig, sind gertenschlank und sportlich. Gerade jetzt sind sie hoch motiviert: Jede will eine gute Figur in der diesjährigen Strandsaison machen. Das ist ein Grund, weshalb David Kirsch am liebsten Frauen trainiert. "Sie sind tougher und disziplinierter als Männer." Keine murrt bei seinen mörderischen Sumo Launches, Sit-ups und Sidekicks, wenn er nach zehn Wiederholungen "Und jetzt noch fünf!" durch sein Headset brüllt.

Ein kleines Stück vom amerikanischen Traum erhofft sich jede der 50 Frauen - und sei es in Gestalt eines ordentlichen Muskelkaters.