Im Kopf ein Meer aus Blumen, das Herz aus Beeren, abgerundet mit einer Basisnote von Jasmin. Die neuen Düfte klingen zum Anbeißen und holen uns aus dem Winterschlaf.

Frühjahr, Zeit des Aufbruchs, Zeit der Erneuerung. Es wird gefastet, entgiftet und abgespeckt. Aber wer denkt dabei schon an seine Nase? Sie war fettig-süßen Aromen wie Zimt, Lebkuchen und Marzipan ebenso ausgesetzt wie die Figur und hat das gleiche Recht auf eine Frühjahrskur. "Pink Riviera" (Manuel Canovas bei Harald Lubner), "Tasted of Heaven" (Kilian Hennessy bei Parfümerie Hamburger Hof) oder "Morgensonne nach einem Sommergewitter" (Annick Goutal bei Sahling) klingen wie Poesie auf unserer Haut. Die Ingredienzien Limette, Orangenblüte, geeiste Mango, Feige, Maiglöckchen und Kokoswasser erfrischen schon beim Lesen des Etiketts. Alle Jahre wieder versetzen die Hersteller ihre Kunden so in kauffreudige Frühjahrslaune, im Wissen, wonach denen der (Geruchs-)Sinn steht: Fruchtige und blumige Duftstoffe stehen nun einmal traditionell für frischen Wind.

Neu ist in diesem Jahr, dass Parfums die Stimmung des jeweiligen Trägers ausdrücken oder unterstützen sollen. So hat das New Yorker Modehaus Morgane Le Fay vier "Düfte der Frauen" kreiert: von blau (für Ruhe und Ausgeglichenheit), grün (selbstbewusst und geistig unabhängig) über rot (fantasievoll, sensibel, für magische Begegnungen) bis gelb (elegant, anmutig, lebhaft). Die französische Firma Nez à Nez ließ sich bei ihrer neuen Duft-Kollektion von zwei Künstlern inspirieren. Zu jedem der zehn Parfums gibt es ein darauf abgestimmtes Kunstwerk. Je nachdem, welches Bild den Geschmack des Kunden trifft, soll das entsprechende Parfum ausgewählt werden, zum Beispiel "Forêt de Becharre" mit Grapefruit, Minze und Zedernholz (Sonne, die durch einen Wald scheint) oder das nach Magnolie, roten Früchten und Kokos duftende "Bouche Baie" (knallrote Kussmünder mit Erdbeeren).

Gefühl, Farbe, Duft - dieser Dreiklang inspiriert auch den deutschen Parfumeur Mark Buxton zu Kreationen wie "Wood & Absinth" oder "Hot Leather", übrigens beides Unisex-Düfte. "Es wird nicht mehr so stark zwischen Frauen- und Männerparfums unterschieden", sagt Christina Matthies von der Parfümerie Hamburger Hof. "Vielmehr ist die Duftwahl stimmungs- und situationsabhängig."

So wird das Parfum zur persönlichen Marke - der Traum von Philipp Sahling. Der Hamburger eröffnete gerade die 21. "Best of Beauty"-Filiale im Hanseviertel. Dort verkauft er exklusive Parfums von Floris über Annick Goutal bis Penhaligon's. "Einer edlen Jeans sieht man den Wert am Logo an. Bei einem Duft funktioniert das leider nicht", sagt er.

Noch ist ein guter, teurer Duft Understatement. "Schön wäre es, wenn beim Aufsprühen der Parfumname in der Luft erschiene", schwärmt Sahling. Wer weiß? Vielleicht kommen nach Stimmungs- und Kunst-Parfums auch bald die sichtbaren Düfte auf den Markt.