Der NDR-Moderator Christian Buhk erzählt über seinen Traum und seine Bewerbung als Rettungsschwimmer als “Baywatcher“ in L. A.

St. Pauli. Dieser Sonnyboy ist eigentlich immer auf Sendung. Christian Buhk, der Rundfunk- und Fernsehmoderator, der schon als kleiner Junge wusste, dass er mal zum Radio will. Und es schaffte. Auf NDR 90,3 moderiert er regelmäßig die Hamburg Sounds, auf NDR Info bis vor Kurzem die Kindersendung "Mikado" und im Fernsehen die Cruise Days. Dazu kamen die beiden WM-Fanfeste auf dem Heiligengeistfeld.

Heute moderiert er mal sich selber. Hier auf der Fußgängerbrücke bei der Hafentreppe. Kein leichtes Unterfangen, gesteht er zögernd. Und legt dann doch los. Wie immer ohne Skript. Und ohne Punkt und Komma. Fängt an bei dieser Welt ohne Google, die es tatsächlich mal gab. Bei seiner Generation, die in den 90er-Jahren von "Baywatch" fasziniert war. Der amerikanischen TV-Serie, in der sich busen- und muskelstarke Frauen und Männer am kalifornischen Strand von Malibu in die Fluten stürzten, um Menschenleben zu retten. Und schon ist das Unterhaltungsprogramm à la Christian Buhk komplett. In Slapstickmanier erzählt er von seiner Zeit als Rettungsschwimmer in Scharbeutz, seinem Traum auch einmal ins glamouröse Malibu zu kommen.

Plötzlich fängt es trotz seines Strahlens an zu regnen. Wir machen uns über die Hafenstraße weg in die Riverkasematten. Dabei redend, versteht sich. "Baywatch" also: Christian Buhk auf Recherche in eigener Sache. Als 15-Jähriger. Er erzählt, wie er eine Folge der Serie aufnimmt, vom Standbild abliest, dass die coolen Typen in den kleinen gelben Flitzern zum Los Angeles County of Beaches and Harbor gehören und wie er schon an der Telefonauskunft der Post scheitert; vom US-Konsulat erfährt, dass die US- Küstenwache zur Highway Patrol gehört, und sich in seinem rudimentären Schulenglisch um einen Job bemüht. Die Antwort: ein Pappkarton voller Kugelschreiber, mit einer Uniformbaseballkappe, einem Küstenwachenabzeichen, nur für den Hausgebrauch bestimmt, und dem Hinweis, dass seine Anfrage an den Chief Highway Patroller Don weitergeleitet worden sei.

Er könne auch raffen, stoppt er sich plötzlich, gönnt mir eine kurze Lachpause und macht in schnellerem Tempo weiter. Bis zum Happy End. Wie er vom Ersparten nach L. A. fliegt, bei dem Baywatcher Big Joe, zwei Meter groß, 180 Kilo schwer, mit deutschen Wurzeln unterkommt und fünf Jahre lang jeden Sommer wieder hinfliegt. Für acht ganze Wochen! Zum Schluss wird er Berater der NBC-TV-Serie. Zuständig für die authentische Darstellung.

Seine Eltern hätten ihn lieber mit dem Mikro in der Hand vorm Weißen Haus gesehen oder als Verlagskaufmann, wenn es denn schon was mit Medien sein sollte. Nachrichten und Büroarbeit waren nichts für Christian Buhk, dessen Redefluss schon vom Großvater mit dem Satz gestoppt wurde: Wenn der Kuchen redet, müssen die Krümel schweigen. In die Pop- und Unterhaltungsbranche wollte er, sah sich mit Kylie Minogue und Michael Jackson vorm Mikro und landete bei seinem ersten Praktikum beim NDR - in der niederdeutschen Abteilung. Weit weg von der großen Welt und dicht dran am Hafenkonzert, das er heute auch ab und an moderiert.

Und bleibt am Ball. Den Ratschlag eines erfahrenen NDR-Moderators im Ohr: Gib nie auf. Wenn du vorne rausgeschmissen wirst, komm hinten wieder rein. Das habe er als freier Moderator zu schätzen gelernt. Wir machen kurz einen Abstecher zurück zu der harten Zeit, als er die siebte Klasse wiederholen musste. Mathe, Latein, Physik einfach nicht draufhatte, dafür aber seine gerade in Wallung kommenden Hormone. Unsere Mangosuppe wird langsam kalt. Ihm zuzuhören hat was. Und er könne außerhalb des Studios nicht mehrere Sachen zur gleichen Zeit machen. Reden, nachdenken, essen. Zu viel auf einmal. So wie beim Kochen, wenn die Kräuter in die Soße und das Fleisch in die Pfanne sollen.

Irgendwie ist er der wahre Schwiegermuttertraum: freundlich, charmant, höflich. Ohne Ecken und Kanten. Ja, sagt er, in echt? Und wird leicht verlegen. Pause. Am 28. werde er heiraten, gesteht er. Anneke, eine Physiotherapeutin. Seine gute Erdung, die ihn an Tagen, an denen er abends "total leer gequatscht und voll vom letzten Adrenalinschub" bei irgendeinem Konzert nach Hause komme und sie ihn wieder runterhole auf einen normalen Pegelstand. Frei nach Roger Cicero: Zieh die Schuhe aus und bring den Müll raus.

Christian Buhk möchte es schaffen: einmal einer guten Popmusiksendung Namen und Gesicht zu geben, und macht sich keine Illusionen darüber, dass so ein Angebot vom Himmel fällt. Geduldig und hartnäckig werde er dranbleiben. So wie damals bei "Baywatch".

Dann stehen wir mitten auf der Hafenstraße. Kommen einfach nicht auf die andere Seite. Ein Zebrastreifen müsste her, sagt Christian Buhk. Bleibt kurz an seinem Ärger hängen, dass Unterhaltungssendungen immer so als "la la" abgetan werden. Es fehlt nur noch das Mikro in seiner Hand, das Bild wäre komplett: Christian Buhk auf Sendung.