Die 1,81 Meter große Moderatorin Susanne Böhm über Romantik und ihre Marotte, in fremden Städten erst in den Supermarkt zu gehen.

Hamburg. So ist es mit dem Fernsehen. Das Beste taucht manchmal gar nicht auf. Wie bei Susanne Böhm, der Moderatorin von RTL Nord. Ihre kilometerlangen Beine sieht man nicht. Ihre wunderbar lärmende Lache hört man nicht. Und einfach drauflossabbeln darf sie auch nicht, denn ihre Texte müssen sorgfältig vorbereitet sein, wenn sie um 18 Uhr mit "Guten Abend RTL" für Hamburg und Schleswig-Holstein auf Sendung geht. Fünf Tage in der Woche.

Was für ein Glück, dass es hier frühmorgens in der Alsterperle keinerlei Einschränkungen gibt. Alles ist da. Unter dem kurzen lila Flatterröckchen lange braune Beine mit Narben auf den Knien vom letzten Sturz beim Joggen, eine ansteckende Lache, die selbst verschlafene Gesichter am Nebentisch aufpeppt, und Wortkaskaden wie Sturzbäche. Susanne Böhm ist ein heiteres Energiebündel mit einer so positiven Ausstrahlung, dass aufkommende Nachdenklichkeit keine Chance hat, sich festzusetzen.

Und so sind wir bei einem Becher Kakao schnell drin. Im Leben der Susanne Böhm, die vorher Hoppe hieß. Bis zum September 2009. Ihrer Traumhochzeit! In der kleinen Kirche in Haseldorf. Die Braut ganz in Weiß. Das Hochzeitskleid in Los Angeles gekauft. "Römischer Stil, gerafft und geschlungen", Flip Flops mit "Fakebrillis" an den Füßen und einem gaaaanz langen Schleier, der sich irgendwo verhedderte und fast verloren gegangen wäre bei einem atemberaubenden Gang über den Elbdeich in den Sonnenuntergang. Und hinter ihnen ein Gospelchor, der "Oh Happy Day" sang. Ach, sagt sie, voll romantisch, und auf dem Foto sieht es aus, als würden wir durch Wolken laufen. Ihren Ehering trägt sie an der linken Hand, da wo das Herz sitzt. Und hier, sagt sie und hebt das Bein fast auf den Tisch, das haben wir auch noch beide zur Besiegelung unserer Liebe. Ein großes Stern-Tattoo gleich über dem linken Knöchel. Da muss es ja gut gehen.

Susanne Böhm ist ein Einzelkind, liebevoll erzogen, ein bisschen verwöhnt. Sie war zwölf, als die Mauer fiel, und hat die Nachwehen ostdeutscher Prägung immer noch drauf. Alles war organisiert, sagt sie. Und plötzlich müsse man die Verantwortung für sich und für das, was im Leben passiert, selbst in die Hand nehmen, das könne auch sehr anstrengend sein. Und junge Leute auch ganz schön überfordern.

Wir bleiben noch ein bisschen hängen an dieser Zeit nach der Wende, als sie auf Drängen einer Freundin bei einem Modelcasting mitmachte. Sie, die in der Schule schüchtern war, sich hässlich fand. Zu groß, zu pickelig, mit Brille. Plötzlich war es eine Traumgröße, ihre 1,81 Meter. Und Kleidergröße 36, sagt sie. Das sei heute ja schon moppelig. Nutz die Chance, sagten ihre Eltern damals, reise, begegne anderen Menschen, lern Sprachen. Und eins sei immer noch drin in ihr: In jeder fremden Stadt, New York oder wo auch immer, gehe sie erst einmal in einen Supermarkt. Einfach nur gucken, was sich da so in den Regalen türmt.

Ein paar Jahre pendelte sie zwischen Köthen und Hamburg, dem Sitz ihrer Model-Agentur. Lernt die Kamera zu lieben, mit ihr zu flirten. Bringt dieses Talent mit zu RTL und stirbt dann doch 1000 Tode vor ihrer ersten Moderation, lernt diese Aufgeregtheit zu nutzen, kommt gut an bei den Zuschauern. Wenn dieser Prickel nicht mehr da ist, muss man es lassen, sagt sie. Und klar, ein bisschen Selbstverliebtheit gehöre dazu. Aber wenn du die ersten Minuten mit dem Herzschlag bis zum Hals überwunden hast, ist es ein Traumjob.

Ein stressiger Traumjob mit langen Bürostunden. Von morgens halb neun, bis abends nach der Sendung. Als Ausgleich brauche sie Action. Sonst werde sie hibbelig. Susanne Böhm joggt fast täglich um die Alster, radelt mit ihrem Chris lieber mal nach Wedel als abends essen zu gehen. Macht Yoga, nicht die Stretch-, sondern die Schwitzvariante. Erzählt von ihren früheren Traumberufen: Astronautin, Bibliothekarin, Innenarchitektin, Pilotin. Den Eignungstest bei der Lufthansa hat sie gemacht. Durchgefallen, sagt sie lachend, sie sei schlecht vorbereitet gewesen.

Harmoniebedürftig sei sie auch und könne sich manchmal nur schwer für einen direkten Weg entscheiden, ein typischer Zwilling eben. Und ungeduldig könne sie dann werden, wenn ihr Harmoniepotenzial an die Grenzen stoße. Dann werde sie "aggro", sagen die Kollegen. Und sie müsse sich ganz schnell wieder körperlich austoben.

Und dann erzählt sie vom Triathlon im vorigen Jahr. Dieser aufregende Tag, sagt Susanne Böhm, an dem du morgens schon fertig bist mit den Nerven. Und dann kommst du aus der Alster, fühlst dich super. Hechtest aufs Rad, läufst, gibst noch mal Gas, kommst an am Ziel, vollgepumpt mit Endorphinen, voller Euphorie, ein irrer Hype, und dann fragt dich ein Reporter: Wie isses? Und du sagst: Schwimmen, Kraulen, alles fürn A... Und hast völlig vergessen, dass du auf Sendung bist.

Und für die Zuschauer war endlich mal alles drin. Lange Beine, eine unbändige Lache und unsortierte Worte. Eine einmalige Chance. Denn dieses Jahr ist sie leider nicht dabei. Schade auch.