Mit Heike Gätjen sprach Musicalstar Elisabeth Hübert über ihren Traum von einer Filmkarriere und ihre Angst vor Dunkelheit.

Hamburg. Hier geht's hoch her. In den Cinegate Studios in Jenfeld. Aus vollen Rohren wird für die große "Best of Musical Gala 2010" geprobt, die vom 29. bis 31. Januar in der Color-Line-Arena zu sehen ist und von da aus auf Tour geht. Und sie ist auch dabei. Elisabeth Hübert, die sich schon mehr als 350-mal als Jane in Tarzans Armen von Lianezu Liane schwang.

Leicht verschwitzt ist sie. Trägt das einem poppigen Ohrring ähnelnde Mikro am Ohr und sagt entschuldigend, dass das Ding so bleiben müsse, weil sie sonst abgehängt sei. Vom Ton. Und Ärger bekomme. Eigentlich hat sie jetzt Mittagspause. Aber sie warte lieber noch. Sie könne nicht gleichzeitig essen und reden. Und recht hat sie.

Elisabeth Hübert redet ohne Punkt und Komma einfach drauflos. Da passt kein Bissen dazwischen. Das habe sie mit der Jane auf der Bühne gemeinsam, sagt sie. Die würde sich auch so durch den Urwald plappern. Und gucken Sie, diese Blässe hier, sagt sie und zieht den Ärmel ihres Sweatshirts hoch, das sei auch die vornehme englische Blässe der Jane. Ganz anders als in der Rolle vorher, als sie die Zweitbesetzung der Sophie in Berlin und Hamburg in der Abba-Show "Mamma Mia" war und immer unter der Sonnenbank lag, weil die Geschichte in Griechenland spielte und ... Halt Stopp! Zurück zu Elisabeth Hübert. Ein Bühnenprofi schon mit 22 Jahren. Ach was, sagt sie, viel früher schon. Mit 13 als Sängerin im Lübecker Theaterkinderchor. In "La Boheme", als sie - weil sie noch Kinder waren - immer nach dem Auftritt im ersten Akt (oder war's der zweite?) gleich nach Hause mussten und vom Applaus nie etwas mitbekamen. Ach was, sagt sie und unterbricht sich selbst, das fing ja schon viel früher an.

Mit fünf. Als sie mit Mädchengesangsgruppen im Fernsehen auftrat. Mit "Hannelore und die Sternkinder" und "Kinder des Nordens". Ein unglaublicher Spaß sei das gewesen trotz all der Probenarbeit, und so sei es heute immer noch. Viel Arbeit, viel Spaß. Mehr als ein Job. Mein Leben. Sie wollte nie was anderes machen. Habe einfach immer nur singen wollen. Nach der zehnten Klasse verlässt sie das Lübecker Gymnasium. Der Vater, ein Elektriker, hätte es schon gern gesehen, dass sie das Abitur macht. Nur ihr Mathe- und Physiklehrer habe sie unterstützt. Ihre Lebensplanung. Und, sagt sie plötzlich, ihre Mutter auch, die hätte es gar nicht verstanden, wenn sie plötzlich auf Lehramt hingearbeitet hätte. Und, sagt sie, jetzt habe sie schon die erste Hauptrolle ihres Lebens. Im Schnelldurchlauf!

Sie ist schon eine erstaunliche kleine Person mit leuchtend grünen Augen und dieser Bodenhaftung, die so gar nicht zu ihrem glamourösen Aufstieg passen will. Damals, als sie sich in letzter Minute doch dazu entschloss auf Sat.1 beim Casting für Tarzan mitzumachen. Es zuerst nicht wollte, weil sie immer die vor Publikum bloßstellende Nummer von "Deutschland sucht den Superstar" vor Augen hatte. Und sich dann doch traute, weil die Jury professionell war. Und es dann auch noch schaffte. Oh, Gott!, sagt sie begeistert. Was für ein Glück. Und dann schnell: Aber ich wusste ja auch, was ich konnte und was nicht. Und die Jane, die -, wie auf ein Stichwort kommt da Anton Zetterholm, der Tarzan, an unserem Tisch vorbei. Immer noch meilenweit von meinem Lex-Barker-Muskelprotz-Tarzan-Bild entfernt wie damals bei unserem Gespräch vor mehr als einem Jahr. Aber realistisch, sagt er lachend, ernähr du dich mal im Urwald nur von Pflanzen.

Elisabeth Hübert und ich reden noch kurz über ihren Hang zur Schnäppchenjagd im Internet. Bei brands4friends. Dass sie Größe 36 hat und sich trotzdem neben all den Tänzerinnen, gucken Sie hier wie Paula, vorkomme wie ein Elefant. Dass ihr Freund, mit dem sie seit einigen Monaten zusammenlebt, auch Tänzer im Tarzanensemble sei. Und sie vor allem ihm zuliebe jeden Abend koche. Gregory sei ein echt guter Verbrenner. Und ihm könne sie nicht jeden Abend nur eine Pizza auf den Teller legen. Und ihre Spezialität seien thailändische Hackbällchen mit Erdnusssoße. Das Rezept folgt auf dem Fuß.

Eigentlich wollten wir noch über Ängste und Träume reden. Doch um uns wird es immer hektischer. Techniker, Tänzer und Sänger müssen wieder runter. Auf die Bühne. Elisabeth hat noch zehn Minuten. Sie holt sich schnell Erbsensuppe "superlecker bei dieser Kälte", eine Knackwurst, Salat und versucht es doch mal im Doppelpack. Reden und Essen. Also Ängste, sagt sie. Keine. Eigentlich. Auch nicht vor ihrer ersten Tournee? Nein das findet sie eher prickelnd. Aber, sagt sie dann zögernd, sie fürchte sich vor der Dunkelheit. Schon als Kind sei das so gewesen. Diese ganzen Geräusche. Häuser bewegen sich, Lampen. Alles einfach. Und sie höre jedes Knacken. Dann lacht sie das Thema lieber weg. Erzählt von Träumen. Dass sie alles ausprobieren wolle. Film, Schauspiel, Moderation. "Ich will einfach alles", sagt sie kurz entschlossen.

Und der Traummann? Das sei Gregory. Sie hasse Männer, die sich als Macho aufführen, die sich mehr lieben als andere, die keine eigene Meinung haben, zu allem Ja und Amen sagen. Und bei einem tollen Lächeln würde sie sofort schwach werden. Tja, und dann kommt Maren die Stagemanagerin, sagt, Schluss jetzt mit dem Gequatsche. Elisabeth Hübert schlingt den Krautsalat runter und stürzt sich wieder rein ins Probengetümmel.