Die “Rickmer Rickmers“ wurde 1912 an die Hamburger Reederei Carl Christian Krabbenhöft verscherbelt.

Als zum 794. Hafengeburtstag am 9. Mai 1983 ein alter, völlig heruntergekommener Schrotthaufen in den Hamburger Hafen geschleppt wurde, da rieben sich viele Menschen am Ufer verwundert die Augen. Das soll unser neues Museumsschiff sein? Ja, ja, sagten die Leute vom "Verein Windjammer für Hamburg", das ist die "Rickmer Rickmers". Hinter vorgehaltener Hand hieß es: "Etwas Schöneres gab es einfach nicht auf dem Markt, jedenfalls kein Schiff, das bezahlbar gewesen wäre."

In der Tat, solche Schmuckstücke wie die "acht Schwestern", die berühmten Flying-P-Liner von Laeisz, waren längst gesunken wie "Pamir", "Priwall" "Paganini" und "Petschili", oder abgewrackt wie die "Pola", oder lagen in anderen Häfen wie die "Passat" in Travemünde und die "Peking" in New York. Und die "Padua" schipperte als "Krusenstern" und als Ausbildungsschiff der Sowjet-Marine über die Weltmeere. Ja, und die "Pommern" (keine "Schwester", aber auch Flying-P-Liner) dümpelte im Hafen von Mariehamn.

Also war nur noch dieser verwahrloste, rostige Eimer auf dem Markt, der noch nicht einmal allzu viele Hamburger Wurzeln hatte. Gebaut 1886 in Bremerhaven auf der Rickmers-Werft, später kurz unter englischer und schließlich als "Sagres" unter portugiesischer Flagge, erst Ausbildungsstätte für den Nachwuchs zur See, schließlich eine nur knapp über Wasser gehaltene Lagerhalle einer Marinewerft an der Mündung des Tejo bei Lissabon.

Wenn man davon absieht, dass die "Rickmer Rickmers" 1912 an die Hamburger Reederei Carl Christian Krabbenhöft verscherbelt wurde und als "Max" zwei Jahre lang Hamburg als Heimathafen hatte, verband dieses eher plumpe Schiff mit der schönen Stadt am Strom eher wenig.

Aber diese "Rickmer Rickmers" war ein Arbeitstier, kein zierlicher Vollblüter, sondern eher Brauereigaul, ein Malocher, der in seiner besten Zeit vom Stapellauf bis zum Ersten Weltkrieg pausenlos unterwegs war. Als Symbol für harte Arbeit bestens geeignet als maritimes Denkmal.

Die "Rickmer Rickmers" (übrigens benannt nach dem Enkel des Firmengründers), stürmte unablässig um die Welt, meist mit 3000 Tonnen Ladung wie Kohle für China, mit Salpeter aus Chile, Öl von den USA nach Japan und zurück mit Reis nach Hamburg, denn hier hatte sich Rickmers inzwischen an der Reismühle Anton Deppe & Co beteiligt. Da waren Dramen gar nicht zu vermeiden wie am 4. April 1901, als der Zimmermann Heinrich Jonas bei Orkan über Bord gespült wurde oder der Mastbruch 1904 im Taifun vor dem Kap der Guten Hoffnung, als das Schiff kurz vor dem Kentern war.

Irgendwie kam der Kahn über die Runden, verbrachte als Schulschiff einen geruhsamen Lebensabend und durfte 1958 sogar noch einmal an einer Großsegler-Regatta, dem zweiten "Tall Ship Race", teilnehmen. Und gewann.

Dann war ihr Schicksal eigentlich besiegelt. Wenn es nicht in Hamburg eine Handvoll "Ship-Lover" gegeben hätte, die aus dem hässlichen Entlein mithilfe vieler ehrenamtlicher Helfer ein Schmuckstück gezaubert hätten - und die bis heute ohne staatliche Unterstützung dafür sorgen, dass das so bleibt. Die "Rickmer Rickmers" ist nicht mehr wegzudenken aus dem Hafen. Und sie ist endlich das, was sie zuvor nie war: ein schönes Stück Hamburg.