Kann man ein Buch ernst nehmen, in dem die Personen Zanka, Nessel oder Jote heißen? Und dessen Handlung an Poesiealbumsprüche erinnert wie "Der Weg ist das Ziel" oder "Träume nicht dein Leben, sondern lebe deine Träume"? Oh ja, man kann und - sollte. "Insel 34" heißt der zweite Roman von Annette Pehnt, Jahrgang 1967, die für ihren Debütroman "Ich muss los" mit Lob und mit Preisen überschüttet wurde. In dem 2001 erschienenen Buch erzählte sie die Geschichte eines Eigenbrötlers auf der Flucht vor und der Suche nach sich selbst. Mit dem neuen Werk schlägt Pehnt in eine ähnliche Kerbe: Die Ich-Erzählerin ist intelligent und fällt Männern auf. Trotzdem ist sie eine Außenseiterin, ohne eine wirkliche Leidenschaft für irgendetwas. Weder ihr Studium noch die Beziehungskiste zu dem Lebemann Zanka verschafft ihr Herzklopfen. Nur für Inseln interessiert sie sich, seit sie im Erdkunde-Unterricht von den namenlosen, von eins bis 34 durchnummerierten Inseln vor der Küste erfahren hat. Ihre Sehnsucht gilt dem "aufgeschwemmten Pfannkuchen in einer riesigen Pfütze" mit der Nummer 34 - weil diese Insel am weitesten weg ist. Unter dem Vorwand, eine wissenschaftliche Arbeit zu verfassen, besucht die Erzählerin die Inseln. Der immer ungemütlicher werdende Weg dorthin führt zunächst zur Insel 28, deren spröde Bewohner ihre Zeit mit Gurken, Kartoffelschnaps und einem Musikinstrument namens Sackpfeife vertreiben. Erst durch monatelange Versuche, diesem Gerät Töne zu entlocken, bekommt sie Zugang zur Dorfgemeinschaft. Auf der sumpfigen Insel 32 trifft sie eine Gruppe zauseliger Archäologen, die einen alten Holzweg freilegen. Der einzige Bewohner der Insel 33 hat eine Leidenschaft für alles, was schmutzig ist. Immerhin ist Nummer 34 von hier aus sichtbar und scheint erreichbar. Was "Insel 34" so schön macht, ist Annette Pehnts stiller Humor und ihre unprätentiösen, schnörkellosen Sätze, mit denen sie präzise Menschen und Stimmungen beschreibt. (Jan Aslak Stannies)

  • Annette Pehnt liest am 2. September um 20 Uhr im Hamburger Literaturhaus, Schwanenwik 38. Annette Pehnt: Insel 34. Piper, 189 Seiten; 16,90 Euro.