Dierk Strothmann über Nesthäkchen, Rauf-, Witzbold, und Frauenheld in einem.

Seine Wirkung auf Frauen steckte wohl in den Genen, denn der Vater des "blonden Hans" Albers, Schlachtermeister Wilhelm-Philipp Albers, trug den Beinamen "Schöner Wilhelm". Am 22. September 1891 wurde Hans Albers in St. Georg als sechstes und letztes Kind der Familie Albers an der Langen Reihe 71 geboren. Seine Mutter Johanna war bei seiner Geburt schon vierzig, und er wurde als Nesthäkchen von Mutter und Schwestern verhätschelt. Der kleine Hans blieb zwar klein (er trug auch als Erwachsener dicke Einlegesohlen und stellte sich bei Dreharbeiten auf Kisten, um größer als seine Filmpartnerinnen zu erscheinen), aber ziemlich kräftig wurde.

Das bekamen seine Klassenkameraden in der Uhlenhorster Oberrealschule zu spüren, mit denen er ständig raufte, und auch ein Lehrer, der zuvor allerdings seinerseits Schüler verprügelt hatte. Er ließ sich halt nichts gefallen, der Hans. Aber er musste die Schule verlassen.

Und er war witzig. Eine frühe Anekdote erzählt, wie er bei einem seiner ersten Theaterauftritte in Demmin eine "Faust"-Inszenierung schmiss. Im Theater konnte man während der Vorstellung essen und trinken, und als ein Ober mitten in einer Sterbeszene seine Blechmarke auf den Tresen warf und rief: "Drei Doornkaat, drei Rundstück warm, drei Helle", da rappelte sich der todgeweihte Albers auf, hob die Hand und brüllte: "Für mich dasselbe." Er wurde natürlich fristlos entlassen.

Bei den Dreharbeiten zum "Blauen Engel" lernte er Marlene Dietrich kennen - eine Verbindung, die ein Leben lang hielt. Kurz nach der Premiere ging Marlene zwar nach Hollywood, und Albers blieb in der Nazizeit in Deutschland. Aber nach dem Krieg, als die Diva in amerikanischer Uniform zurückkam, befreite sie höchstpersönlich Albers in seiner Villa am Starnberger See von der Besetzung durch US-Soldaten.

Frauen waren eine große Leidenschaft des Hans Albers - obwohl er nie verheiratet war und fast vier Jahrzehnte mit Hansi Burg, der Tochter seines Mentors Eugen Burg, zusammenlebte. Nazi-Oberpropagandist Joseph Goebbels legte ihm nahe, die "Sache mit der Hansi Burg zu bereinigen", denn Hansi Burg war Jüdin. Albers reagierte. Er schickte Hansi Burg ins Ausland in Sicherheit, und dann meldete er bei Goebbels Vollzug. "Die Sache mit der Hansi Burg ist jetzt bereinigt. Ich habe sie geheiratet." Das stimmte zwar nicht, aber Hansi Burg hat ihm gedankt, indem sie ihm seine Affären und Exzesse großzügig nachsah. Sie war auch bei ihm, als er am 24. Juli 1960 am Starnberger See starb.

Er hatte nicht nur Freunde, der blonde Hans. Vielen ging er mit seiner polternden "Hoopla-jetzt-komm-ich"-Attitüde auf die Nerven, den immer leicht zotigen Witzchen und der Angewohnheit, ständig jungen Frauen in den Po zu kneifen. Regisseur Fritz Kortner nannte ihn seinen Todfeind und Emil Jannings, der als erster und bisher einziger deutscher Schauspieler einen Oscar als Hauptdarsteller erhielt, titulierte ihn als "Arschloch".

Aber das soll uns nicht hindern, uns hin und wieder und gern an ihn zu erinnern, an den "Hamburger Jung" Hans Albers. Und sei es nur, wenn wir nachts um halb eins über die Reeperbahn bummeln ...