Willst du einen Freund, dann schaff dir einen Hund an? Als ob damit alles ganz problemlos geregelt wäre. Freunde sind in aller Regel pflegeleicht, sonst wären sie Bekannte.

Hunde dagegen können auch mal schwierig sein, stelle ich mir als Nicht-Hundehalter vor.

Sie haaren womöglich. Sie sind in unpassenden Momenten - oder in fremden Wohnungen - undicht. Wenn sie in einen Regenschauer geraten sind, möchte man sie eigentlich vakuumverpacken, bis das Aroma wieder erträglich ist. Und: Je kleiner sie sind, desto cholerischer gehen sie auf den Rest der Welt los. Kennt man ja auch von Zweibeinern.

Andererseits: Gäbe es etwas Herzigeres, als mit dem Vierbeiner seines Vertrauens eine gemütliche Runde spazieren zu gehen? Alles zu vergessen, was einem die Laune versauen kann? Ihm zuzusehen, wie er wieder und wieder hinter einem Ball oder einem Stock herwetzt, nur um seinem Herrn und Meister treu zu Gefallen zu sein, als gäbe es kein Morgen? Das wäre doch mal einen Versuch wert.

Für mich soll es aber keine Fußhupe sein, kein militanter Kampfhund und auch keiner dieser türstoppergroßen Chihuahuas, die im Inneren von Handtaschen festwachsen, wenn man sie nicht regelmäßig umtopft. Für die Leih-Gassi-Premiere bekomme ich einen unauffälligen mittelgroßen Mischlingshund überlassen. Hellbraun und kompakt. Nicht so goldenretrieverig, dass man für die Runde um den Block eine Barbour-Jacke und einen Siegelring bräuchte. Aber auch nicht so undefinierbar, dass ich mich für ihn schämen müsste, weil er aussieht wie von der Resterampe. Handliche, überschaubare Größe, gut eingelaufen, sympathische Gelassenheit. Kurt heißt er und sieht mich an, als wollte er sagen, mach dich mal locker, das kriegen wir schon hin, Alter. Das Beste aber ist, dass Kurt schon Gassi war, bevor wir beiden uns auf den Weg machen. Wie praktisch.

Kurt stört das sowieso nicht, er hat gerade nichts anderes zu tun; mich stört das noch viel weniger. Was soll ich sagen: Ist gar nicht so schwer, einen fremden Hund unfallfrei auszuführen, und gar nicht so schlecht. Die Leine liegt gut in der Hand. Der Hund kennt die Gegend, ich auch. Wir laufen halt so rum und langweilen uns nicht miteinander. Das Gefühl, nichts tun zu müssen außer routiniert gelassen auszusehen, ist auch ganz angenehm. Wer wen ausführt, ist nicht ganz klar, aber auch egal. Wenn man langsam genug geht, können kleine Kinder Kurt streicheln und der Gassi-Klassiker "Der tut nichts, der will nur spielen" funktioniert tatsächlich. Kurt, offenbar gut erzogen, hält sich an die Spielregeln. Und tut nichts. Dankenswerterweise auch nichts, wofür ich dann einen dieser Plastikbeutel bräuchte.

"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos", hat der bekennende Mops-Fanatiker Loriot gesagt. So weit würde ich jetzt, nach diesem Probelauf noch nicht gehen. Möpse, so scheint mir, sind Hunde für Fortgeschrittene. Aber ein Leben mit Hund muss auch nicht zwangsläufig als Hundeleben enden. Kurt und ich, wir haben uns jedenfalls vorgenommen: Wir sehen uns öfter.