Sie gilt als Stilikone und sorgt mit ihren Liebschaftenregelmäßig für Schlagzeilen. Dabei gehört Sienna Miller inzwischen zu Englands Schauspieler-Elite, ist das Gesicht des Modelabels Hugo Boss, und ihr neuer Film “G.I. Joe“ ist gerade in den Kinos angelaufen.

Journal:

Wie finden Sie die Schlagzeilen über Ihr Privatleben?

Sienna Miller:

Ähm. Ich weiß gar nicht, was ich antworten soll. Ich lebe mein Leben ganz normal - wie jeder andere auch. Ich umgebe mich mit nichts, das mich von anderen Menschen unterscheiden würde. Ich habe noch immer dieselben Freunde, mit denen ich aufgewachsen bin. Ich stehe meiner Familie sehr nahe. Meine Eltern haben ein Cottage auf dem Land, wo ich sehr viel Zeit verbringe.

Sie geraten aber trotzdem immer wieder in die Schlagzeilen. Wie gehen Sie damit um?

Ich nehme das gar nicht zur Kenntnis. Schlichte Selbstbeherrschung, die mir verbietet, Tratsch über mich in der Zeitung zu lesen.

Haben Sie manchmal das Gefühl, es gäbe eine zweite Sienna Miller, über die alle schreiben?

Um ganz ehrlich zu sein: Ich denke nicht mehr darüber nach, was die Menschen von mir halten. Ich kann das sowieso nicht kontrollieren, egal was ich tue.

Können Sie überhaupt noch auf die Straße gehen, ohne belästigt zu werden?

Jetzt, wo die Menschen gesehen haben, was ich als Baroness so alles draufhabe, trauen sie sich wahrscheinlich nicht mehr an mich heran (lacht). Aber Spaß beiseite: Ich kann mit meiner Nichte noch in den Park gehen, um Enten zu füttern. Und wenn mir mal jemand auf die Nerven geht, vernichte ich ihn einfach mit meiner Pulsarwaffe aus "G.I. Joe" (lacht). Bekanntheit gehört zu meinem Beruf als Schauspielerin einfach dazu. Ich liebe diesen Beruf und genieße auch den Ruhm.

Aber nehmen die Schlagzeilen über Sie nicht ein ungeheures Eigenleben an?

Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe auf die Berichterstattung über meine Person keinen Einfluss.

Ihre Rolle in "G.I. Joe - Geheimauftrag Cobra" hat mich sehr an Diana Rigg alias Emma Peel in "Mit Schirm, Charme und Melone" erinnert. Ist das ein Einfluss, den Sie benennen würden?

Nein. Die Baroness ist in den Spielfiguren aus den Sechzigerjahren und den Comics, die später entstanden, eindeutig umrissen und beschrieben. Ich musste mich nur daran orientieren.

Was ist das für ein Gefühl, sich in einem schwarzen Lederoverall, einem derart erotischen Look den Blicken anderer auszusetzen?

Nun, der Charakter der Baroness ist vom Drehbuch und den Comics so geschaffen worden. Ellen Miojnick, die Kostümdesignerin, hielt sich genau an die originalen Designs, wie sie im Comic auftauchen. Dem muss ich mich erst einmal fügen. Darüber hinaus hat es aber Spaß gemacht, eine Vielzahl von Kostümen auszuprobieren. Mit der schwarzen Perücke zum Beispiel verschleiere ich meine Identität und bin jemand anderer. Mit dem Lederanzug hat die Baroness eine sehr harte und dominante Ausstrahlung. Mit dieser Frau ist wirklich nicht zu spaßen. Und das sieht man ihr sofort an.

Würden Sie so etwas auch privat tragen?

Sie meinen auf der Straße? Auf keinen Fall! Sie etwa?

In einigen Szenen scheinen Sie sich jedenfalls in dem Outfit nicht sehr wohl zu fühlen.

Schönen Dank für das Kompliment. Ich hatte verschiedene Lederanzüge mit unterschiedlichen Weiten - je nachdem, was die Situation erforderte. Ein Outfit war aber derart knapp, dass ich mich nicht einmal setzen konnte. In den Drehpausen musste ich mich deswegen an ein Brett gelehnt ausruhen. Das sieht etwa so aus wie das Ding auf Rädern, in dem Hannibal Lecter in "Das Schweigen der Lämmer" umhergerollt wird. Sogar meine Arme wurden abgemessen, damit meine Hände elegant über den Rand baumeln konnten. Es war gar nicht so einfach, morgens in das Kostüm reinzukommen, besonders wenn ich zum Frühstück einen Burrito gegessen hatte. (lacht)

Haben Sie etwas von den Dreharbeiten behalten?

Nein, natürlich nicht. Wir haben nämlich die Hoffnung, dass der Film so erfolgreich wird, dass wir eine Fortsetzung drehen und alle Kostüme und Utensilien noch einmal brauchen. Das müssen wir erst einmal abwarten. Ich hätte auf jeden Fall Lust, in "G.I. Joe 2" mitzuwirken, die anderen Schauspieler auch.

Wie haben Sie sich für diese doch sehr athletische Rolle in Form gebracht?

Vor den Dreharbeiten absolvierten wir gemeinsam ein sechswöchiges intensives Fitness-Training. Gewichte heben, Laufbänder, solche Sachen. Das war ganz schön schweißtreibend. Ordentlich zugenommen habe ich auch. Für die zahlreichen Kampfszenen studierten wir minutiös die Choreografie ein. Besonders das Duell zwischen Rachel Nichols und mir sollte aussehen wie ein leichtfüßiger Tanz - ohne an Brutalität einzubüßen. Bei einigen Szenen wurde mir angst und bange.

Gab es während der Dreharbeiten Probleme bei der Aneignung der Rolle?

Nein. Es ist natürlich eine andere Art des Schauspielens, nicht so subtil wie zum Beispiel in "Interview" oder "Edge of Love". Die Rolle der Baroness hat nicht nur körperliche Herausforderungen. Die Baroness macht im Film auch eine Wandlung durch und birgt ein Geheimnis. Das sind, abgesehen von der Körperlichkeit, psychologische Abgründe, die man mit darstellen muss.

Haben Sie sich bei den Actionszenen verletzt?

Nein. Gelegentlich unterliefen uns Fehler, sodass wir daneben trafen und dem anderen wehtaten. Das kann besonders bei den Nahaufnahmen passieren, wenn einem nur wenig Raum für Bewegungen bleibt. In dem Duell zwischen mir und Rachel war es so neblig, dass man kaum etwas sehen konnte, zumal um uns herum ständig etwas explodierte. Da ist es tatsächlich passiert, dass ich ihr mit einem Schlag sehr wehgetan habe.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Nun, ich möchte natürlich weiter als Schauspielerin arbeiten. Ich kann mir auch vorstellen, Kinder zu haben. Aber bevor Sie fragen: Geplant ist noch nichts. Schließlich bin ich noch jung.

Ich habe Sie im letzten Jahr in "Interview", einem Kammerspiel mit Steve Buscemi, gesehen, vor wenigen Wochen erst in "Edge of Love", einer wahren Dreiecksgeschichte vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs, nun ein knallharter Actionfilm mit Special effects. Welche Art Film bevorzugen Sie?

Für mich ist es besonders wichtig, was ich bei einem Film lernen kann. Die Genres wechseln zu können, vom Zweipersonenstück bis zum Actionfilm, ist sehr aufregend. Das ist doch auch das, was die Bandbreite des Kinos ausmacht. Ich habe jetzt mehrere sehr intensive Dramen gedreht, da ist so eine körperbetonte Rolle in einem Actionfilm auch schön. Man lernt viel dazu. Und sei es nur, dass man - wie in "G.I. Joe" - lernt, eine Waffe zu ziehen oder sich seiner Haut zu wehren.

Mögen Sie auch andere Actionfilme?

Aber ja: Ich bin ein großer Fan der beiden "Star Wars"-Trilogien. Auch der letzte "Star Trek"-Film hat mir gut gefallen, ganz zu schweigen von "Transformers 2".

Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Rollen aus?

Nach "Interview" und "Edge of Love" war ich emotional so erschöpft, dass mir das Angebot für "G.I. Joe - Geheimauftrag Cobra" gerade recht kam.

Was machen Sie als nächstes?

Ich werde für vier Monate nach New York gehen, um am Broadway in einem Stück mitzuspielen.

Erzählen Sie doch bitte mehr.

Nun, ich werde die Titelrolle in Patrick Marbers "After Miss Julie" spielen. Regie führt Mark Brokaw für die Roundabout Theatre Company. Ich freue mich schon sehr darauf.

Ziehen Sie Theater dem Kino vor?

Beides sind sehr kraftvolle Künste, um sich auszudrücken. Ich liebe allerdings nichts mehr, als auf der Bühne zu stehen, die Reaktion der Zuschauer und den Applaus sofort entgegenzunehmen. Film hingegen ist etwas Bleibendes, man kann ihn auch noch in Jahren anschauen. Die Verantwortung im Film ist nicht so groß, weil man Fehler ausbügeln und Szenen wiederholen kann. Das erleichtert die Arbeit doch sehr.

Werden Sie auch einen neuen Film drehen?

Das hängt ganz von meiner Stimmung ab. Jetzt kommt erst mal "G.I. Joe - Geheimauftrag Cobra", und "Hippie Hippie Shake", der im London der späten Sechzigerjahre spielt, ist auch schon abgedreht.

Es gibt eine schöne Anspielung im Film, wo Sie nach einem Unfall sagen: "Das nächste Mal fahre ich."

Und in der Tat habe ich gerade meine Führerschein-Prüfung bestanden. (hebt siegesbewusst beide Arme). Das hat schon etwas sehr Befreiendes. Ich bin seitdem auch schon oft gefahren, auch in London, wo ja eine Menge los ist im Straßenverkehr. Gottseidank muss ich mir nun kein Taxi mehr rufen.