Es könnte neben “Kurzarbeit“ oder “Abwrackprämie“ das Wort des Jahres werden. Gier. Oder vielleicht schöner “Die Gier“. Um was geht es? Elfriede Jelinek hat bereits im Jahr 2000 die Zeit vorausgesehen und ihren damals aktuellen Roman ganz schlicht nach dieser vielleicht nicht ganz so optimalen menschlichen Eigenschaft benannt.

Damals ahnten wenige, dass nur ein Jahr später die New-Economy-Blase platzen würde. Nun, jedenfalls heute, in Zeiten der Finanzkrise, ist es die Gier, die herhalten muss, um all die Fehler zu erklären, die zu besagter Krise geführt haben. ("Finanzkrise" war übrigens bereits das Wort des Jahres 2008.) Die Gier ist quasi zum Trend geworden. Während Kapitalismusgegner sich nun endlich bestätigt fühlen, dass das System gerade daran gescheitert ist, rechtfertigen andere die Gier als notwendiges Rädchen in einer an der Marktwirtschaft orientierten Gesellschaft.

Was sagt dazu eine der erfolgreichsten Unternehmerinnen und Designerinnen in Deutschland? Gabriele Strehle ist Gesicht, Kopf und Herz einer der letzten unabhängigen Luxusmarken in diesem Land. Die Marke heißt Strenesse. Das Unternehmen hat schon immer mehr auf Qualität gesetzt, auf langfristigen Erfolg, jenseits von Trendgehetze und kurzfristigem Markterfolg. Strehles Kleidung soll halten, solide sein, genauso wie ihr Unternehmen. Gier, in der letzten Konsequenz, hätte dazu nicht gepasst. Ein Börsengang wurde abgesagt. Andere Manager müssen heute die Bundesregierung um Kredite zur Rettung ihrer Unternehmen bitten.

Was treibt die Menschen in dem kleinen Ort Muzo in Kolumbien an, wenn sie in den Minen nach Smaragden suchen? Kann man den Kampf ums Überleben mit der Gier der Manager vergleichen? Oder geht es hier um den großen Traum von ein bisschen Reichtum? Wie weit man kommen kann, lebt ihnen einer vor. Zum ersten Mal durften Reporter den Edelsteinkönig von Kolumbien, "Don" Victor Carranza, begleiten. Es war die Gier, die ihn unsagbar reich machte, aber wirklich glücklich ist er nicht.

Ihre Journal-Redaktion