Sie ist ein Doppeltalent, auf der Bühne wie beim Malen: Bbarbara Focke spielt Mylady in “Der Garderobier“ an den Kammerspielen - und präsentiert ihre “Hanseatischen Porträts“.

Am Anfang war Lena: Die Jack-Russell-Terrier-Dame animierte die freiberufliche Schauspielerin Barbara Focke , zum Zeichenstift zu greifen. Vor zehn Jahren gab es mal wieder eine Auftragsflaute. Keine Rolle. Weder am Theater noch im Fernseh-Krimi. Gelangweilt und nervös tigerte Focke durch die Wohnung.

"Bis meinem Mann der Kragen geplatzt ist: ,Du bist so kreativ, mach irgendwas!'" erinnert sie sich amüsiert. Sie holte sich graues Papier aus der Druckerei unterhalb der damaligen Winterhuder Loft-Wohnung, besann sich auf ihre Zeichenkünste und erprobte sie an Lena.

"Der Kampf mit der Technik begann", bekennt die Autodidaktin. Ursprünglich wollte sie zwar Malerin werden, fiel in der Schule bereits durch ihr Talent auf. Aber als sie sich an der Düsseldorfer Kunstakademie bewarb, wurde sie abgewiesen. "Ich war so beleidigt und geschockt, daß ich seitdem nie wieder gemalt habe." Statt dessen heiratete sie einen Maler: Walter Focke, der jetzt auf Mallorca lebt. "Heute malt er kaum noch, dafür male ich."

Etwa 70 Bilder ihres anmutigen, drolligen und würdevollen schwarzweiß gefleckten Hunde-Modells sind seitdem entstanden. Lena in jeder Lebenslage: Lässig hingestreckt auf dem Sofa, beim Dösen oder Sichdehnen, beim Laufen und auch beim Pinkeln. Mit neugierigem, zugewandtem Blick en face und im Profil. Oder beim Davontrollen mit durchaus pittoresker Kehrseite.

Die "Lena"-Serie spiegelt die stilistische Bandbreite, dokumentiert zugleich Fockes "Malschule durch learning by doing": Von den Anfängen mit Tempera auf der Druckerei-Pappe über die altmeisterliche Zeichnung bis zum Experimentieren mit Kreide und Acrylfarben. "Ich arbeite oft nach Fotos, auch während des Malens mache ich Schnappschüsse von der Leinwand, um Phasen festzuhalten. Dann kann ich meine ursprünglichen Vorstellungen überprüfen und verändern." Naturalistische Tafelbilder von Katzen, Pferden und anderen Hunden folgten.

Focke lebt mit ihrem Lebenspartner in einem idyllischen Landhaus am Schaalsee, obwohl sie frische Luft und Spazierengehen nicht mag: "Meinem lieben, pflegeleichten Köter werfe ich Bällchen, dann rennt er selber. Ich male Lena lieber."

Der Schritt vom Tierkonterfei zum Menschenporträt war nur folgerichtig. Beim Malen von Familien, Nachbarn und Freunden gewann sie Selbstvertrauen, ließ sich von großen Vorbildern inspirieren, hat aber ihre eigene Technik entwickelt. "Der Porträtierte bestimmt durch seine Ausstrahlung, seine ,Eigenfarbe', Haltung, Geste und seine ihn umgebende Farbigkeit den Stil des Bildes und letztendlich auch das Format." Den Drehbuch-Autor und früheren NDR-Unterhaltungschef Rochus Bassauer etwa zeigt Focke in Variationen von mediterranen Farbtönen wie Sand, Grün und Rosa. "Er trägt gern Leinenanzüge" sagt sie, während Filmregisseur Jürgen Roland auch fürs Porträt seine typische schwarze Lederjacke angezogen hat. Der Leopardendecke in Hannelore Hogers Wohnung gab sie dunkelgrüne Farbreflexe als Kontrast zum kupferroten Haar. Dieses Bild hat sie ein zweites Mal gemalt: "Ich war mit der Stellung des Kopfes nicht zufrieden."

Eine Lena-Ausstellung ist Focke noch nicht gelungen, im Forum Gaußstraße zeigt sie immerhin ein Miniporträt ihrer Hündin. "Als kleines Zitat." Aber wohl auch als großes Dankeschön an die vierbeinige Muse.

Aug' in Auge : Hanseatische Porträts. 14. und 15.5., 18-22 Uhr, Forum Gaußstraße im Industriehof Gaußstr. 190. Am 15.5. (20 Uhr) liest Focke mit Lebenspartner Holger Schnittgerhans "Love Letters" von AR Gurney. Der Garderobier: Hamburger Kammerspiele, Karten-Tel.: 0800-41 33 440.