Gabriele Strehle , 1951 als Tochter eines Molkereibesitzers im Allgäu geboren und Chefdesignerin der Marke Strenesse in Nördlingen, ist eine der erfolgreichsten deutschen Modeschöpferinnen. Jetzt kleidet sie die deutsche Elf zur WM ein, mit Freizeit- und offizieller Kleidung. Wir fragten sie, wie man die Oberschenkel der Kicker in schicken Hosen unterbringt und was die Nationalspieler am liebsten tragen.

JOURNAL: 2002 haben Sie Stewardessen neu eingekleidet. Jetzt ziehen Sie die Nationalmannschaft an. Was ist anders an der Arbeit?

STREHLE: In vier Jahren verändert sich die Mode. Diese Kollektion ist auf die Bedürfnisse moderner Männer abgestimmt, die sich wohl fühlen, dem Anlaß entsprechend gut gekleidet sein und dabei ihre Individualität ausdrücken wollen.

JOURNAL: Fußballer haben breite Oberschenkel, sollen aber in Anzügen schmal und dynamisch wirken. Was ist das Geheimnis Ihrer Lösung?

STREHLE: Das mit den Oberschenkeln hatte ich mir schlimmer vorgestellt. Worauf es ankam, waren Schulter- und Brustpartie, die habe ich tailliert, das wirkt männlich und selbstbewußt.

JOURNAL: Wie ist es zu der Zusammenarbeit mit dem DFB gekommen?

STREHLE: Bei einem privaten Treffen ist mein Mann mit Oliver Bierhoff ins Gespräch gekommen und hat schnell gemerkt, daß diese neue Mannschaft mit ihrem Optimismus, Teamgeist und ihrer Begeisterung einen Partner braucht, der auf Augenhöhe mit ihrem Anspruch ist. Wir konnten bieten, was der DFB suchte.

JOURNAL: Haben Sie alle Stücke auf den Leib geschneidert?

STREHLE: Jedes Outfit für die Fußballer, Trainer, Betreuer und DFB-Funktionäre ist individuell zusammengestellt worden. Bei einem so bedeutenden Ereignis wie der WM sollte sich das gesamte Team wohl fühlen. Das geht in maßgeschneiderten Anzügen am besten.

JOURNAL: Welche Vorgaben gab es in Bezug auf Material, Farben, Schnitte und Kosten?

STREHLE: Dezente Farben - also habe ich ein sehr dunkles Blau für die Anzüge gewählt. Das Material sollte strapazierfähig sein, deshalb die Elasthan-Beimischungen; oder es ist hochgedrehtes Kreppgarn.

JOURNAL: Wie viele Einzelstücke mußten genäht werden?

STREHLE: Viele, ich habe sie lieber nicht gezählt. Wir haben die Maße von jedem Spieler, Trainer und Funktionär genommen, von mehr als 100 Personen. Bei den Anproben hat praktisch alles ohne Änderungen gepaßt.

JOURNAL: Gab's Kritik, Anregungen und Änderungen?

STREHLE: Michael Ballack trägt die Marke schon länger, er kennt meine Entwürfe. Aber die Strickjacke fand er zunächst nicht passend. Ich mußte ihn überreden, sie anzuprobieren. Erst dann gefiel sie ihm, und er hat sie während des Shootings nicht mehr ausgezogen - und dann auch noch privat bestellt.

JOURNAL: Was aus der Kollektion gefällt den Spielern am besten?

STREHLE: Ein extrem weicher Kaschmir-Pullover, der wie ein T-Shirt geschnitten ist. Er sieht elegant aus, läßt sich aber mit dem gleichen Gefühl tragen wie ein T-Shirt. Den mögen die Spieler besonders gern. Am liebsten mit Kapuze.