Ausgerechnet die unsägliche Plastikpuppe Barbie verhalf Valérie Wagner zu ihrem ersten Erfolg als Fotografin. Ihre Ausstellung mit weiteren Bildern aus Hamburger Parks und von Ordensleuten können Sie auf der Kunsttreppe im Abendblatt-Center sehen.

Mit sicherem Gefühl für Komposition und Lichtregie führt Valerie Wagner die Besucher der Kunsttreppe in verborgene und geheimnisvolle Welten. Wagner studierte zunächst Theater und Medien an der Universität in Hamburg und ging anschließend drei Jahre nach London, wo sie Stagemanagement und Freie Kunst studierte. Wichtige Jahre, denn in London blühte sie künstlerisch auf. Sie begeisterte sich für Aktzeichnen, Skulptur, fürs Fotolabor und gab die erste Einzelausstellung. Nachdem sie für die Fotografie Feuer gefangen hatte, ging alles sehr schnell. "Ich hatte zwar immer viel fotografiert, aber nie daran gedacht, daraus einen Beruf zu machen!"

1992, wieder in Hamburg, arbeitete die frischgebackene Fotokünstlerin mit Elan hinter der Bühne am Theater und entwickelte mehrere Bildserien für Einzelausstellungen. 2001 gab sie die Theaterarbeit auf und lebt seitdem nur noch von der Fotografie, mit Standbeinen auch in Auftragsfotografie und Lehrtätigkeit (Workshops).

Eine Barbie-Puppe verhalf ihr 2001/02 mit der Ausstellung im Museum der Arbeit zum ersten größeren Erfolg. "Als Kind hatte ich nie Barbies und nie einen Bezug dazu", sagt Valerie Wagner. In Barbie sieht sie die Verkörperung des von der Werbung ständig reproduzierten Klischees einer idealen Frau, blond, strammbusig, wespentaillig, schlankbeinig und sehr, sehr sauber. Ein Sexidol und doch an der entscheidenden Stelle entsexualisiert. In ihren inszenierten Fotografien kombiniert Wagner ihre Barbies gern mit bunten Putzschwämmen, Flaschenbürsten und Gummihandschuhen. Barbie und Ken als Repräsentanten einer Scheinwelt: Auf einer Fotoarbeit tanzt die kopflose Barbie mit einer Gliederpuppe Walzer.

Valerie Wagner ist leidenschaftliche Tänzerin (Standard, Latein, Freestyle), "und daß ich gern singe, wissen meine Nachbarn". Reisen führten sie unter anderem nach Australien, Indonesien, Rußland und China, aufgewachsen ist sie im Lippischen (Westfalen) als Jüngste einer großen Familie.

Ein Jahr lang beobachtete Wagner mit der Kamera das Geschehen in Hamburger Parks im Wechsel der Jahreszeiten. Es geht ihr um Menschen, "ich suche nach dem Besonderen im Alltäglichen", sagt Valerie liebevoll. Manche der Bilder strahlen Humor und Leichtigkeit aus, doch in den harmlosen Anekdoten schwingen ernste Themen mit.

Im Jahre 2005 entstand ihr interreligiöses Projekt mit Ordensleuten. Wagner war ganz erstaunt, daß es in Hamburg über 30 verschiedene Orden gibt, Buddhisten, Dominikaner und viele andere. Sie fotografierte Mönche und Nonnen aus neun Orden, jeweils in drei steilen Formaten übereinander montiert: oben Ausschnitte der Gesichter, unten die nackten Füße und in der Mitte die Hände.

"Mich fasziniert die stille Intensität dieser Menschen, die sich für einen schwierigen Weg entschieden haben." Für die Realisierung der großformatigen Abzüge bedankt sich Valerie Wagner bei "Big Point Lab" und "Platinum" für die tolle Hilfe.

In der letzten Werkgruppe inszeniert sie wiederum Ungewöhnliches: Sie kombiniert Fotografie mit Objekten aus Ton, Wachs oder Federn, um das Sichtbare und Unsichtbare des weiblichen Körpers zu untersuchen. Auch Abdrücke des eigenen Körpers bringt sie als Fotogramme auf Papier.

Die Kunsttreppe, Abendblatt-Center, Caffamacherreihe 1, bis zum 5. Februar, täglich von 10-20 Uhr. Mehr unter www.valeriewagner.de