Schon hundertmal gehört: Kein Mozart-Werk ohne Hinweis auf das Köchel-Verzeichnis (abgekürzt "KV") samt Werknummer. Wofür steht eigentlich "Köchel"? Der Österreicher Ludwig Alois Ferdinand Ritter von Köchel (1800-1877) war von Haus aus Jurist. Allerdings einer, der Gedichte schrieb und sich obendrein sehr für die Natur interessierte. Vor allem Pflanzen hatten es Köchel zeitlebens angetan. Er bereiste Nordafrika, die Iberische Halbinsel, das Nordkap, Rußland und Großbritannien und erwarb sich unter Botanikern einen guten Ruf. Auch die Geologie gehörte zu seinen Steckenpferden: Seine Mineralien-Sammlung aus rund 3300 Stücken hat Köchel seinem alten Gymnasium vermacht. Noch heute wird sie dort für den Unterricht verwendet.

Nach seinem Schulabschluß in Krems zog Köchel nach Wien, studierte dort Rechtswissenschaften. Von 1827 bis 1842 unterrichtete der Gelehrte die vier Söhne des Erzherzogs Karl von Österreich und wurde seiner Verdienste wegen 1832 zum kaiserlichen Rat ernannt. Zehn Jahre später durfte er sich Ritter von Köchel nennen und war nun finanziell so gut abgesichert, daß er sich seinen privaten Liebhabereien widmen konnte - auch der Musik. Unsterblich machte sich Köchel mit seinem 1862 veröffentlichten "Chronologisch-thematischen Verzeichnis sämtlicher Tonwerke Wolfgang Amade Mozarts". Dieses Verzeichnis liegt inzwischen in der achten, überarbeiteten Auflage vor und listet 626 Werke Mozarts auf. Beim Musikverein in Wien lagert das Original, ein 30 Zentimeter hoher Stoß Papier.

Nicht einmal der Komponist selber hatte einen genauen Überblick. Mozarts Witwe Constanze und zwei Bewunderer des Komponisten hatten nach dessen Tod versucht, sein Werk übersichtlich zu machen. Letztlich blieben alle Versuche Stückwerk, bis Ritter von Köchel die Sache in Angriff nahm. Der Aufwand hat sich gelohnt.