Seine markigen Sprüche machten Moses Pelham einst zum bösen Buben der deutschen HipHop-Szene. Heute besinnt sich der charismatische Rapper aus Frankfurt lieber auf seine inneren Werte: Glaube, Liebe, Hoffnung - die zentralen Themen von Pelhams Band Glashaus . Mit dem Musiker Martin Haas und der Sängerin Cassandra Steen fand die Gruppe zu ihrem charakteristischen Sound: zwischen Soul, weichem R&B und wuchtigen Tanznummern.

JOURNAL: Glaube und Gott standen im Mittelpunkt der ersten beiden Glashaus- Alben. Welche Rolle spielt die frohe Botschaft diesmal?

MOSES PELHAM: Das letzte Album "Jah Sound System" war explizit spirituell. So sollte die nächste Platte auf gar keinen Fall sein. Es ist ein neues Spiel. Deshalb bleibt es in vielen Stücken ein Rätsel, ob es um mich, dich oder um Gott geht.

JOURNAL: Die Christianisierung der Popmusik schreitet voran. Warum singen so viele Musiker von ihrem Glauben?

MARTIN HAAS: Die Bereitschaft, sich öffentlich zu seinem Glauben zu bekennen, ist definitiv gestiegen. Das gilt nicht nur für die Musik, sondern für die ganze Gesellschaft.

PELHAM: Der Glaube hat für mich schon immer eine große Rolle gespielt. Er ist ein Halt und ein Wegweiser.

JOURNAL: Cassandra, du bist Amerikanerin, aufgewachsen in Deutschland. Wurdest du christlich erzogen?

CASSANDRA STEEN: Die eine Hälfte meiner Familie ist streng bibelgläubig. Die andere praktiziert ihren Glauben etwas unorthodoxer. Wenn der Mensch zur Marionette wird, dann halte ich nichts von der Religion. Ich bin dafür, daß alle Menschen gut zueinander sind, weil sie es von sich aus wollen. Und nicht, weil es der Glaube so vorschreibt.

JOURNAL: Wie nimmst du die religiöse Stimmung in den USA wahr?

STEEN: Aus der Ferne beobachtet wirken die Amerikaner auf mich wie ferngesteuert. Ich kann mit diesem Rückwärtsdenken nichts anfangen. In meiner Familie lieben alle Amerika. Das ist aber noch lange kein Grund, einen auf Patriot zu machen.

JOURNAL: Hast du dergleichen auch in Deutschland beobachten können?

STEEN: Wenn überhaupt, dann findet Patriotismus hier nur versteckt statt. Außerdem wird Patriotismus hier schnell mit Rassismus verwechselt. Das ist aber ganz was anderes.

JOURNAL: Warum war der verstorbene Papst ein Magnet für die Jugend?

STEEN: Weil er aus dem Herzen heraus gehandelt hat. Ich kann nachvollziehen, daß es Leute wie er oder Mutter Theresa verstanden haben, gerade junge Menschen zum Glauben zu bekehren.

PELHAM: Der Papst hat etwas vorgelebt und auch vorgestorben, was Vertrauen ausstrahlt. Das respektiere ich.

JOURNAL: Welche Rolle wird der Glaube in Zukunft spielen?

STEEN: Der Trend geht definitiv dahin, daß man sich im Glauben zunehmend sicher fühlt. Ich hoffe aber, daß es nach der jahrzehntelangen Freizügigkeit nicht ins andere Extrem umschlägt und neue Ängste geschürt werden.

JOURNAL: "Ich komm' zu Dir" handelt von Selbstmord . . .

PELHAM: Ich halte es für legitim, sich mit einem Thema wie Selbstmord auseinanderzusetzen. Das wäre für mich zwar niemals eine Option, aber trotzdem hat der Freitod definitiv etwas Romantisches.

Glashaus: Glashaus 3. CD, 3p/ Sony. Ab 9. Mai 2005.