JOURNAL: Sie leiden unter Depressionen und schreiben darüber. Wie haben Sie Ihre Krankheit erkannt?

HESSE: Ich war in einer sehr glücklichen Lebenssituation und hatte zunächst gar nicht realisiert, daß ich Depressionen habe; die Ärzte lange auch nicht. Dann kamen plötzlich die Panikattacken. In einer Gesprächstherapie habe ich dann erkannt, daß ich mich zu sehr überfordert hatte.

JOURNAL: Hätten Sie vorbeugen können?

HESSE: Nein. Es kann jeden treffen. Aber ich habe gelernt, auf die Signale von Körper und Seele zu achten. Und ich habe im Leben andere Schwerpunkte gesetzt und verstanden, daß man auch mal gut zu sich sein muß. Ich nehme bewußt mal ein Entspannungsbad und versuche, nicht immer 100prozentig funktionieren zu wollen. Ich gehe mehr spazieren, höre Musik, spiele mit meinen Kindern. Und bin froh, daß es Hilfe gibt.

JOURNAL: Haben Ihre beiden Bücher Ihnen geholfen, die Depression zu bewältigen?

HESSE: Nein. Mein Neurologe fragte: Warum schreiben Sie Ihre Geschichte nicht auf? Und jetzt rufen viele an: ,Mir geht's wie Ihnen . . .'

Andrea Hesse bei Herder: "Schatten auf der Seele" und "Wendepunkte". Interview: