Wellness für Tiere :Fünf-Sterne-Service für Ihre Lieblinge? Kein Problem im Pfötchenhotel in Jade. Und vor allem: Ausspannen vom Alltagsstress mit Herrchen und Frauchen.

as fängt ja gut an. Wie im siebenten Himmel: Direkt vor der eigenen Haustür gehts los, und dann ab in die Ferien! Im voll klimatisierten Einzelzimmer, berieselt von beruhigender Musik, individuell versorgt mit kleinen Köstlichkeiten und Getränken bis an den Urlaubsort. Kein Stress, Nervenschonung pur. Weg von den heimischen vier Wänden. Menschen sehnen sich danach. Stattdessen genießen es jetzt Tiere: der Pfötchen-Express ist unterwegs, ein Komfort-Reisebus. Elf Zimmer mit Aussicht und einem Chauffeur, der Tieren sogar Erste Hilfe leisten kann. Marc Gierling heißt der Mann und ist stolz, der einzige Fahrer einer so hoch gezwirbelten Sonderanfertigung zu sein (Kostenschätzung: "ein Haus mit 'nem Porsche"). Mit Begeisterung kutschiert er seine tierischen Kunden Richtung Jadebusen, wo sie es so richtig kuschelig haben sollen. Wohl fühlen, entspannen, genießen ist angesagt. Wellness, dein Name ist Pfötchenhotel. Hund müsste man sein, hier in Jade. Oder Katze. Vielleicht auch Meerschweinchen oder Schidkröte. Wer träumt - als Mensch - nicht während acht bis zehn angespannter Stunden im Büro von sanften Händen, die Spannungen wegmassieren, von heilenden Wasserstrahlen und gesunden Spaziergängen an frischer Luft. Das Pfötchenhotel bietet all das seinen Gästen. "Sie müssen sich das so vorstellen", hat Marc Gierling im Vorwege erklärt: "Hier ist es so, als ob Sie im Fünf-Sterne-Hotel Full-Service gebucht haben, und nun möchten Sie, dass Ihnen jeder Wunsch von den Augen abgelesen wird . . ." Das macht neugierig. An der Rezeption steht Hoteldirektorin Jutta Knittel vor 240 Fächern mit Zimmerplaketten und erklärt, was hier unter Wellness verstanden wird: "Möglichst artgerechte Unterbringung, Behandlung und Versorgung." Vor allem werden die Tiere beschäftigt. Hunde zum Beispiel sind mindestens vier Stunden täglich unter Aufsicht draußen, Katzen bleiben drinnen, können aber durch eine Glasscheibe alles beobachten, was passiert. "Das mögen sie. Wichtig ist für die Besitzer in erster Linie, dass wir auf ihre Tiere eingehen, viel mit ihnen schmusen und spielen." Alle Gäste wohnen in Zimmern - Worte wie Zwinger sind verpönt, allenfalls wird "Stübchen" akzeptiert. An jeder Tür hängt ein so genanntes Datenblatt, das über Futter, Essenszeiten, Besonderheiten, Ticks und Verträglichkeit mit anderen Tieren informiert. "Wir wollen kein Tier hier umgewöhnen", sagt Jutta Knittel, "es soll sich wie zu Hause fühlen." Extrawürste gibts genug: Terry kriegt Balsamöl ins Futter, Anton soll an kalten Tagen einen Mantel tragen - "machen wir alles", sagt Gierling. Wenn Minka kein Geleefutter und Foster keinen Fisch mag, gut. Wenn Fritz nicht hochgehoben werden will und Frieda sich nicht bürsten lässt - geht klar. Und wenn Lilo, der Kanarienvogelnur Cocktailtomaten frisst und ein Papagei lauthals loszetert, wenn einer das Fenster auf macht - kein Problem, nur nicht aufregen. "Wir hatten hier auch schon Hunde, denen Zöpfe geflochten wurden", sagt Gierling. Dafür gibts einen eigenen Hundesalon. Apropos Styling: Die meisten Gäste kommen aus der Stadt, wo extravagante Auftritte ja eher Konjunktur haben. Aber egal, ob Stadtkatze oder Dorfhund: Jedes Tier wird zunächst auf Herz und Nieren durchgecheckt, und - wie praktisch: die Praxis der Tierärztin ist gleich nebenan. Neben der Eingangshalle plätschert ein türkisfarbener Pool. Ein paar erdige Hundespuren führen zu den angrenzenden Duschen, wo Frauchens Liebling und Herrchens Dreckspatz vom Schmutz befreit werden. Anschließend, das ist Ehrensache, werden sie sorgfältig trocken gerubbelt. Massage ist schließlich ein Hauptkriterium für Wellness. Hier also machen Tiere Ferien von ihren Besitzern. Hier dürfen Katzen Diven sein und Hunde so bewegungsfreudig, wie es ihrer Natur entspricht. Hier können Kaninchen, Hamster, Meerschweinchen, Kanarienvögel und Hausratten nach Herzenslust entspannen. Eine breite Treppe führt nach oben ins Reich der Katzen. Jede hat ihr eigenes Luxusappartement hinter Glas; mit Kamin, Kratzbaum, Höhlen, Heizung und interaktivem Katzenfernsehen, sprich Aquarium. Hingegossen liegen einige müde zwinkernd im Kindersessel und lassen unbeteiligt auf sich wirken, was sich im Cafe vor ihrer Nase abspielt. "Katzen lieben Kamine. Sie sind neugierig", sagt Jutta Knittel. Lucky, der weiß-graue Kartäuser-Mix-Kater, hat gerade eine seiner entspanntesten Phasen. Schlaff wie ein nasser Waschlappen liegt er auf der Plattform eines Kratzbaumes und blickt versonnen den Goldfischen nach. Das perfekte Wohlgefühl. Kein Zweifel: Lucky ist ein glückliches Tier, kastriert zwar, aber das ist auch schon alles. Wenn er übermütig wird, versucht er, nach den Fischen zu greifen. Aber die sind ja hinter Glas, und das bremst allzu realistische Angelversuche. Von sieben Uhr morgens bis 19 Uhr abends dauert so ein Wellness-Tag im Pfötchenhotel, und sieben Stunden täglich haben die Katzen einen Pfleger exklusiv. Er spielt und spricht mit ihnen, krault und streichelt sie. Ähnlich ist es bei den Hunden. Jeder wird nach draußen zum Auslauf geführt. Allein, oder, wenn er sich verträgt, auch in Gruppen. Trotzdem sorgt sich mancher Kunde. Zweimal am Tag ruft Minkas Besitzerin an und fragt nach dem Wohlergehen ihrer kapriziösen Katzendame. Auch E-Mails und Postkarten aus Herrchens und Frauchens Urlaubsorten werden den Tieren vorgelesen. "Man merkt sogar: Sie haben Spaß daran", sagt Jutta Knittel. Individuelle Behandlung ist hier der normale Wellness-Fall. Urmel, der Hitze hassende Husky, wurde im Schneesturm sogar bei Minusgraden mit weit offenem Fenster transportiert. "Bitterkalt war die Nacht", erinnert sich Gierling. Aber der Gast ist König. "Wir hatten sogar einen Hund, der musste zum Schlafen immer zugedeckt werden." So ein Service macht Schule, selbst die Betroffenen erkennen das. Oblonk, auch ein Husky, verfiel nach dem Aufenthalt im Pfötchenhotel immer wieder in Trübsinnsphasen, so sehr hatte es ihm gefallen. Jetzt gönnen ihm seine Besitzer jede Woche dieses Vergnügen. Von Sonnabend bis Dienstag ist er nun Dauergast. Das Rundum-Wohlfühl-Paket für Katz und Hund Für einen Pauschalpreis von 25 Euro werden Tiere aus Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen mit dem Pfötchen-Express von zu Hause abgeholt und nach Jade gebracht. Alle 100 Kilometer wird eine Pause gemacht, so dass die Fahrt angenehm wird. Jeder Tag für einen Hund im Pfötchenhotel kostet - je nach Größe des Tieres, Zimmer und Jahreszeit - mindestens 23 Euro. Besitzer von Kleinvögeln zahlen 7,50 Euro pro Tag, für Papageien werden 11,50 Euro verlangt. Eine Katze kostet 15 Euro (EZ mit Kamin und Aquarium) täglich, zwei Katzen im DZ 25, drei im Dreierzimmer 32,50 Euro. Enthalten sind u.a. Mahlzeiten, tierärztliche Betreuung, Zimmerservice, Wäscherei, Freizeitbetreuung und Musik. Leistungen wie Trimmen und Verhaltenstherapie werden gesondert berechnet. Pfötchenhotel: Tel: 04454/979041. Internet: www.pfoetchenhotel.de