Playa de Palma. Nach dem Einsturz eines Clubs auf Mallorca mit vier Toten gehen die Ermittlungen weiter. Was den Betreibern aus Österreich jetzt droht.

Getrübte Stimmung am Ballermann: Die Party-Hochburg auf Mallorca wurde in der vergangenen Woche zum Schauplatz einer Katastrophe. Beim Einsturz eines Beach Clubs an der Playa de Palma kamen vier Menschen ums Leben. Unter den Toten befinden sich nach Polizeiangaben auch zwei deutsche Touristinnen. Getötet wurden außerdem eine 23 Jahre alte spanische Kellnerin und ein 44-jähriger Senegalese, der in der nahegelegenen Disco Magic als Türsteher arbeitete.

16 Menschen wurden nach offiziellen Angaben bei dem Unglück verletzt. Die meisten erlitten Knochenbrüche, Blutergüsse und Platzwunden. Unter ihnen sollen sich ebenfalls mindestens drei Touristen aus dem deutschsprachigen Raum befinden, zudem einige Engländer und mindestens sieben Niederländer.

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Neue Erkenntnisse zu Club-Katastrophe auf Mallorca

Direkt nach dem Unglück wurden die Ermittlungen aufgenommen. Wie konnte es zu der Katastrophe kommen? Laut der mallorquinischen Zeitung „Última Hora“ stehe für die Stadt Palma de Mallorca inzwischen fest, dass für die eingestürzte Terrasse des Clubs keine Betriebsgenehmigung vorlag. Sollte das zutreffen, hätten die österreichischen Betreiber des Clubs wohl grob fahrlässig gehandelt. Eine Strafanzeige gegen sie wegen fahrlässiger Tötung soll laut „Mallorca Zeitung“ kurz bevorstehen.

Der Unfall geschah am vergangenen Donnerstag (23. Mai) direkt am Strand, nur wenige Straßen von den Kultlokalen Megapark und Bierkönig entfernt. Das Gebäude des Medusa Beach Clubs stürzte gegen 20.30 Uhr ein. Der erste Stock sei dabei bis zum Keller eingebrochen, berichteten die Zeitung „El País“ und andere Medien unter Berufung auf Augenzeugen.

Restaurant war zum Zeitpunkt des Einsturzes stark gefüllt

Ein Feuerwehrmann schilderte der Zeitung „Última Hora“ eine „alptraumhafte“ Szene. Als er am Unglücksort eingetroffen sei, hätten Menschen weinend und schreiend inmitten der Trümmer im Erdgeschoss des Gebäudes gestanden. Die Retter mussten um Ruhe bitten, um die Rufe der Verschütteten hören zu können. Der Leiter der Feuerwehr von Palma, Eder García, sagte, die Trümmer hätten den Fußboden im Erdgeschoss durchbrochen und seien in die Bar im Keller gestürzt, „wo wir die meisten Opfer gefunden haben“.

Beim Einsturz eines Gebäudes an der Playa de Palma gab es Tote und Verletzte.
Beim Einsturz eines Gebäudes an der Playa de Palma gab es Tote und Verletzte. © Google | Google Earth

Erst wenige Tage vor dem Unglück hatte der Medusa Beach Club in den sozialen Netzwerken die Eröffnung einer neuen Dachterrasse angekündigt – mit Sofas und herrlichem Blick aufs Meer. Dort feierten die Menschen am Donnerstagabend und genossen den Sonnenuntergang über der Bucht von Palma.

Baumängel und überlasteter Balkon die Ursache?

Schon Stunden nach dem Unglück waren Vermutungen aufgekommen, dass es in dem Gebäude Baumängel gegeben haben könnte. Der Chef der örtlichen Feuerwehr, Eder García, sagte noch in der Nacht des Einsturzes: „Die Terrasse ist wahrscheinlich wegen einer zu großen Belastung heruntergestürzt.“ Waren an diesem Abend eventuell zu viele Menschen auf der neu eröffneten Terrasse? Wurde bei den Umbauarbeiten, die kurz zuvor beendet worden sein sollen, gepfuscht?

Anwohnerinnen und Anwohner auf Mallorca werden derweil deutlich und sprechen von Schlamperei. Sie werfen den Behörden vor, die Bausubstanz und die Sicherheit der Bars, Restaurants und Diskotheken an der Playa de Palma nicht ausreichend zu kontrollieren. „Wir haben befürchtet, dass das einmal passieren könnte“, sagte Francisco Nogales, der Vorsitzende des Nachbarschaftsvereins, gegenüber “Última Hora“. „Die Gebäude hier sind zwischen 80 und 90 Jahre alt, es werden keine Inspektionen durchgeführt und der Zustand verschlechtert sich.“

Ballermann auf Mallorca: Gründlich saniert wird wenig

In der Tat machen etliche Gebäude des Partyviertels an der Playa de Palma keinen modernen Eindruck. Es wird nach Angaben der Anwohner viel improvisiert und Mängel werden mit Farbe, schummriger Beleuchtung und mediterraner Dekoration kaschiert. Gründlich saniert werde wenig, heißt es.

mit dpa