Washington. Die „Boy Scouts of America“ standen nach zehntausenden Missbrauchsfällen vor dem Aus. Nun soll auch symbolisch die Kehrtwende erfolgen.

Nach über 100 Jahren Geschichte wollen die Boy Scouts of America die „Jungs“ aus dem Namen tilgen und sich in „Scouting America“ umtaufen. Die Organisation, die sich seit 2018 auch für Mädchen und Frauen geöffnet hat, will mit diesem Schritt endgültig dafür sorgen, dass sich jeder Menschen willkommen fühle, wie es in einer Presseerklärung der Organisation heißt. Die Änderung werde am 8. Februar 2025 in Kraft treten, dem 115. Jahrestag der Organisation.

Neuer Name – aber die Mission bleibt die gleiche

„Auch wenn dies für einige eine Überraschung sein mag, ist dies für uns der nächste natürliche Schritt“, sagte Roger A. Krone, Präsident und Vorstandsvorsitzender der Boy Scouts of America, auf einer Pressekonferenz. Die Mission der Organisation bleibe die gleiche: „Junge Menschen im Laufe ihres Lebens darauf vorzubereiten, ethische und moralische Entscheidungen zu treffen, indem sie den Pfadfindereid und das Pfadfindergesetz verinnerlichen. Die Werte Amerikas sind die Werte der Pfadfinder“.

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Krone betonte, seit der Öffnung 2018 sei die Zahl der Frauen und Mädchen im Club auf 20 Prozent gestiegen. Sie seien eine Bereicherung für die Organisation. Nach Angaben der Organisation nehmen derzeit mehr als eine Million Jugendliche an den von Boys Scouts of America angebotenen Programmen teil, darunter 176.234 Mädchen und junge Frauen. Erst 2013 hatten sich die Boy Scouts trotz heftige innerer Opposition bereit erklärt, auch Homosexuelle aufzunehmen.

Neubeginn nach tiefer Missbrauchs-Krise

Der neue Name signalisiert auch den Versuch eines Neubeginns: Tatsache ist, die traditionsreiche Organisation steckt in einer tiefen Existenzkrise. So sind die Mitgliederzahlen von einst vier Millionen in den vergangenen Jahren um mehr als drei Viertel rapide geschrumpft. Grund: Jahrzehntelang wurden Kinder und Jugendliche in den Lagern der Boy Scouts sexuell missbraucht, tausende Betreuer waren verstrickt.

Die Organisation, örtliche Würdenträger, Priester, Polizisten und Staatsanwälte haben das alles vertuscht oder sahen weg, wie aus veröffentlichten Akten hervorging. Der Verein musste 2020 Konkurs anmelden, nachdem er mehr als 150 Millionen Dollar für die Beilegung von Klagen ausgegeben hatte. Es folgten etliche Gerichtsverfahren – tausende von Opfern sexuellen Missbrauchs sollen nun über einen Fonds entschädigt werden. Es wird erwartet, dass der Trust 2,4 Milliarden Dollar an mehr als 82.000 Missbrauchsopfer auszahlen muss.