Stuttgart. Telefonbetrüger plagen seit langem vor allem ältere Menschen. Europäischen Polizisten ist jetzt ein großer Ermittlungserfolg gelungen.

Den „wohl europaweit größten Callcenter-Betrug aufgedeckt“ haben Hunderte Ermittler aus Deutschland und anderen Ländern nach Angaben des baden-württembergischen Innenministers Thomas Strobl (CDU). Dafür haben die Beamten ein eigenes Callcenter in Baden-Württemberg aufgebaut. Dort konnten sie Gespräche belauschen und mit den gewonnen Informationen gegen die Betrüger ermitteln und potenzielle Opfer warnen.

Seit Dezember sind laut Strobl mehr als 100 Beamte im Schichtbetrieb im Einsatz gewesen und hätten 1,3 Millionen Telefonbetrugs-Gespräche gesichert. Damit hätten sie in rund 6000 Fällen einen Schaden von rund zehn Millionen Euro verhindert. Mitte April konnte die Polizei die gesammelten Informationen dann gegen die Betrüger einsetzen.

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Telefonbetrüger: 21 Personen festgenommen

Bei großangelegten Durchsuchungen wurden demnach mit Europol und dem Bundeskriminalamt in zwölf Callcenter in fünf Ländern zerschlagen. Dabei wurden 21 Personen festgenommen. Sichergestellt wurden unter anderem Bargeld und Vermögenswerte in Höhe von einer Million Euro. Auch Landesjustizministerin Marion Gentges (CDU) sprach vom europaweit wohl größten Erfolg im Kampf gegen Callcenter-Betrüger.

Bei einer Pressekonferenz präsentierte Marion Gentges (CDU, l-r), Ministerin der Justiz und für Migration in Baden-Württemberg, Thomas Strobl (CDU, r), Innenminister von Baden-Württemberg, und LKA-Präsident Andreas Stenger den Ermittlungserfolg
Bei einer Pressekonferenz präsentierte Marion Gentges (CDU, l-r), Ministerin der Justiz und für Migration in Baden-Württemberg, Thomas Strobl (CDU, r), Innenminister von Baden-Württemberg, und LKA-Präsident Andreas Stenger den Ermittlungserfolg © DPA Images | Nico Pointner

Ausgangspunkt für die Ermittlungen war ein Betrugsversuch in Freiburg. Dort hatte sich ein Telefonbetrüger im vergangenen Jahr als Polizist ausgegeben und eine 76-jährige Frau aus Freiburg angerufen, um an ihr Geld zu kommen, wie Gentges berichtete. Als die Dame 120.000 Euro von ihrem Girokonto abheben wollte, habe ein aufmerksamer Bankangestellter die Polizei informiert. Statt die Betrügernummer abzustellen, hörten die Polizisten die Gespräche ab.

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Die Täter nutzten den Angaben nach verschiedene Methoden und gaben sich nicht als Polizisten aus, sondern als Bankangestellte, Verwandte oder Angehörige der Verbraucherzentrale. Mit Strafandrohungen, Gewinnversprechen, Inkasso-Forderungen oder Prepaid-Karten-Betrug versuchten sie, ihre Opfer im ganzen Bundesgebiet um ihr Erspartes zu bringen. Mehr als 80 Prozent der Straftaten konnten die Ermittler verhindern.