Berlin. Aus einem Unfall im Labor entwickelt sich ein Experiment, dessen Ergebnis die Wissenschaftler überrascht – und gute Botschaften birgt.

Wie so häufig in der Wissenschaft ging der Zufall einer neuen Erkenntnis voraus: Die Insektenkundler Sabrina Rondeau und Nigel Rainer von der kanadischen University of Guelph in Ontario forschen zu Hummeln und deren Winterruhe. Durch ein Missgeschick hatten sie allerdings ihre Versuchsanordnung unter Wasser gesetzt, samt der darin befindlichen Insekten. Die Wissenschaftler befürchteten bereits das Schlimmste – doch als sie die Tiere wieder aus der künstlich aktivierten Winterruhe weckten, stellten sie fest, dass die das unfreiwillige Tauchbad ohne Schäden überlebt hatten.

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Hummeln sind wahre Überlebenskünstler

Das Ergebnis elektrisierte die Forscher. Sie wiederholten das Experiment – diesmal unter kontrollierten Bedingungen. Im Fachmagazin „Biology Letters“ haben sie das spannende Ergebnis nun veröffentlicht: Für den Versuch wählten sie insgesamt 143 Hummelköniginnen der Gemeinen Östlichen Hummel (Bombus impatiens), die in Röhrchen mit etwas Erde darin sieben Tage lang bei vier Grad Celsius in Winterruhe wurden.

Dann befüllten sie einen Teil, der Röhrchen mit Wasser, manche acht Stunden lang, manche 24 Stunden, manche eine ganze Woche. Zum Teil wurden die Tiere unter Wasser gedrückt, zum Teil schwammen sie obenauf. Das Erstaunliche: Nach der künstlichen Winterruhe erwachten jedes Mal 80 bis 90 Prozent der Hummelköniginnen aus der Ruhephase – und damit nicht weniger, als dies bei einer Winterruhe unter Normalbedingungen erwartbar wäre. Dass man sie unter Wasser gesetzt hatte, spielt für die Überlebenskünstler also überhaupt keine Rolle.

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Das Forschungsergebnis ist eine gute Botschaft für die Art

Sehr wahrscheinlich würden die Hummeln auch länger als sieben Tage unter Wasser überleben, das haben die Wissenschaftler nicht getestet. In freier Wildbahn graben sich die befruchteten Königinnen vieler Hummelarten im Spätherbst im Boden ein. Der übrige Staat stirbt. Im Frühjahr kommen sie wieder an die Oberfläche und gründen über den Sommer ein neues Volk.

Um die kalten Winter zu überstehen sind sie mit einer Art Frostschutzmittel ausgestattet, die sie auch Minusgrade unbeschattet überleben lässt. Nun ist nachgewiesen, dass sie in ihren Erdlöchern auch Überschwemmungen gut überstehen. Für den Arterhalt, so die Forscher, ist das eine gute Botschaft, da aufgrund des Klimawandels in den Wintern künftig längere Hochwasserperioden zu erwarten sind.

Frösche und Alligatoren lassen sich einfrieren

Das Phänomen gibt es auch in der übrigen Tierwelt. Auch diverse Fische, Froscharten und die Alligatoren in Nordamerika lassen sich in der Winterzeit unter Wasser regelrecht einfrieren. Ihr Stoffwechsel wird entweder stark zurückgefahren oder ganz eingestellt, wie beim Eisfrosch. (ftg)