Rom. Bei einer Explosion in einem Wasserkraftwerk an einem Stausee in Italien sind wohl sieben Menschen getötet worden. Was bekannt ist.

„Es war die Hölle: Wir haben eine Explosion gehört und dann den dichten Rauch gesehen, der aus dem Wasserkraftwerk und dem See aufstieg. Wir haben die Sirenen der Rettungsfahrzeuge gehört, die durch das Tal hallten und begriffen, dass eine Katastrophe geschehen ist“, berichtet Simone Cappi. Der Besitzer des Restaurants „La Spiaggetta“ am italienischenSuviana-See nahe Bologna ist geschockt. Er hat noch den lauten Knall, der das Enel-Wasserkraftwerk in der Gemeinde Bargi verwüstet hat, in den Ohren.

Bei einer Explosion in dem Wasserkraftwerk sind am Dienstagnachmittag mindestens drei Arbeiter ums Leben gekommen, vier Personen werden noch vermisst. Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, gibt es kaum noch Hoffnung, sie lebend zu finden. Damit würde die Zahl der Toten auf sieben steigen.

Weitere fünf Personen erlitten schwere Brandverletzungen und liegen in den Krankenhäusern der Gegend. Drei Arbeiter blieben unversehrt und beteiligten sich aktiv an der Rettungsaktion. Das Personal des Kraftwerks wurde den Sicherheitsvorschriften entsprechend evakuiert.

Explosion in Italien: Bürgermeister spricht von „Inferno“

Als sich die Explosion ereignete, waren Arbeiten an den Turbinen in den Transformatorräumen 30 Meter unterhalb des Wasserspiegels im Gange. Eine der beiden Energieerzeugungsgruppen wurde einer Wartung unterzogen. Während des Einschaltens soll es dann zur Explosion gekommen sein. Daraufhin breitete sich ein Feuer aus, berichtete Marco Masinara, Bürgermeister von Camugnano, der Gemeinde, in dem sich das Wasserkraftwerk befindet. Er sprach von einem „Inferno“. Der Kraftwerksteil, in dem sich die Explosion ereignete, wurde teilweise überflutet.

Dramatisch sind die Berichte der Feuerwehrleute, die sich mühsam unter den Wasserspiegel des Sees abseilten, um nach den Vermissten zu suchen. „Es gab viel Rauch, wir hatten Mühe, in die Räumlichkeiten zu gelangen“, sagte der Provinzkommandant der Feuerwehr von Bologna, Calogero Turturici. Alle Räume seien völlig verqualmt, bestätigte Luca Cari, Leiter der Notfallkommunikation des Generalkommandos der Feuerwehr. Die Feuerwehr war zeitweise mit mehr als 40 Helfern und auch mit mehreren Hubschraubern im Einsatz.

Die Feuerwehr sichert den Ort der Explosion am Stausee von Suviana ab.
Die Feuerwehr sichert den Ort der Explosion am Stausee von Suviana ab. © DPA Images | Michele Nucci

Meloni bekundet Familien nach Unglück ihr Beileid

Laut den Einsatzkräften ist die Ursache der Explosion noch unklar. Die Staumauer des Suviana-Stausees wurde nach ersten Erkenntnissen nicht beschädigt. Die Stromproduktion wurde nach dem Vorfall unterbrochen. Dies habe jedoch keine Auswirkungen auf die Stromversorgung vor Ort oder im italienischen Stromnetz gehabt, teilte Enel mit. Der Staudamm an sich – etwa zwei Kilometer von dem Kraftwerk entfernt – wurde durch die Explosion nicht in Mitleidenschaft gezogen.

Der an der Grenze zwischen der Toskana und der Emilia-Romagna gelegene Suviana-See, an dem sich die Explosion am Nachmittag ereignete, ist ein künstliches Becken, das in den 1920er-Jahren für die Nutzung elektrischer Energie angelegt wurde. Der See liegt in einem Regionalpark der Apenninen auf einer Höhe von knapp 500 Metern. Er ist zu einer Touristenattraktion geworden, die aufgrund ihrer relativen Nähe zu den Großstädten Bologna und Florenz häufig Menschen anzieht, die der Sommerhitze entfliehen wollen.

Premierministerin Giorgia Meloni drückte den Familien der Todesopfer und der Verletzten ihre Nähe aus. Staatspräsident Sergio Mattarella äußerte die Hoffnung, dass die Ursachen des Unglücks vollständig aufgeklärt werden. In der Region Emilia Romagna, zu der Suviana gehört, ist für Donnerstag ein achtstündiger Streik ausgerufen worden. Die Arbeitnehmer wollen dabei für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz demonstrieren.

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