Berlin. Nur selten gelingt es, einen Beutelmull zu fotografieren. Nun ist ein neues Bild der wohl hässlichsten Tiers der Welt aufgetaucht.

  • Im australischen Outback leben allerlei ungewöhnliche Tiere
  • Beutelmulle zählen zweifellos zu den hässlichsten unter ihnen
  • Nun sind neue Fotos der seltenen Wüstenbewohner aufgetaucht

Rangern ist ein extrem seltener Fund in der heißesten Gegend der australischen Wüste gelungen. Ein vom Aussterben bedrohter Kleiner Beutelmull ging Wildhütern zu Monatsbeginn ins Netz. Die Gruppe von Aboriginies, die sich um das Ökosystem der Wüste im Bundesstaat Western Australia kümmert, konnte ihr Glück kaum fassen. Denn innerhalb eines Jahrzehnts sind Sichtungen der kleinwüchsigen Säugetiere normalerweise an einer Hand abzuzählen. Die jüngste Entdeckung hielt ein Koordinator für indigene Angelegenheiten deshalb für einen Aprilscherz.

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Aboriginies machen seltenen Fund: Kleiner Beutelmull in Australiens Wüste entdeckt

Der Kleine Beutelmull ist mit ausgestreckten Gliedmaßen kaum größer als eine Handfläche und darüber hinaus vollkommen blind und taub. Im Laufe der Evolution bildeten sich sowohl Ohren als auch Augen fast bis zum Verschwinden zurück. Mit seinen kräftigen, klauenbesetzten Vorderbeinen bewegt sich das bei den Aboriginies seit Jahrtausenden als „Karrakatul“ bekannte Tierchen quasi „schwimmend“ durch den feinen Wüstensand der Großen Sandwüste im Nordwesten Australiens und ist daher kaum zu entdecken. Charakteristisch für den Kleinen Beutelmull ist das golden gelockte Fell.

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Gareth Catt von der Nichtregierungsorganisation Indigenous Desert Alliance kann den Fund kaum hoch genug einschätzen: „Eine Nahaufnahme davon zu sehen, ist wirklich aufregend. Ich selbst habe noch nie einen zu Gesicht bekommen und bin deshalb sehr neidisch auf die Ranger.“ Forscher gehen davon aus, dass die Spezies von Aussterben bedroht ist, obwohl sie seit 2008 aus Ermangelung an Daten nicht mehr auf der Liste der bedrohten Arten steht.

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Klein, blind und taub: Karrakatul „schwimmt“ durch den Wüstensand

Bereits vor dem Klimawandel gingen Sachkundige von einer sehr geringen Population aus, da der Kleine Beutelmull weit oben auf der Speiseliste von Dingos, Füchsen und Wildkatzen steht. Nun klagt Catt über eine weitere Bedrohung durch „Hitzewellen, die das Grundwasser verdunsten und viele Arten gefährden“.

Gelungen ist den Wildhütern der Aboriginie-Organisation Kanyirninpa Jukurrpa Martu die unerwartete Entdeckung, weil die indigene Bevölkerung Wissen von Generation zu Generation weitergibt und selbst in der kargen Wüste im Nordwesten des Landes ausgezeichnete Spurenleser hervorbringt. „Die Beobachtung durch Aboriginie-Ranger ist wirklich wichtig, speziell seit Wüstentiere durch klimawandelbedingte Veränderungen der Regen- und Temperaturmuster bedroht sind“, erklärt Catt. Der Wildhüter-Koordinator wirbt für mehr Artenschutz in der australischen Wüste: „Es gibt da draußen eine ganze Tierwelt, die schützenswert und wunderschön ist.“

Seltener Fund: Der Kleine Beutelmull „schwimmt“ durch den Wüstensand und ist daher kaum auszumachen.
Seltener Fund: Der Kleine Beutelmull „schwimmt“ durch den Wüstensand und ist daher kaum auszumachen. © KJ Rangers | KJ Rangers

Klimawandel: Indigene Einwohner kämpfen um fragiles Ökosystem

Auch für erfahrene Ranger mit der kollektiven Erfahrung von Jahrhunderten ist das Aufstöbern der Beuteltiere ein Kunststück. Die Ranger des indigenen Volks der Martu müssen dafür haarfeine Fußspuren in den Sanddünen identifizieren und dann die unterirdischen Gräben verfolgen, bis sie eine Hölle finden, in der Karrakatul Zuflucht finden, wie Ranger Lynette Wilridge dem australischen Sender „ABC news“ erklärte.

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Rund 1500 Kilometer von der Metropole Perth entfernt lebt die rund 1000 Menschen zählende Bevölkerung der Martu das Randgebiet der Great Sandy Desert seit Jahrtausenden. Wilridge, die der Abteilung vorsteht, die den Fund für sich reklamieren darf, sagt: „Wir sind mittlerweile ganz schön gut darin geworden, Beutelmull-Löcher zu finden.“ Seit einigen Jahren hat sich die Arbeit mit dem Ökosystem intensiviert. Seitdem tragen die Wildhüter alle Spurensichtungen in einer zentralen Datenbank zusammen. Das erfreuliche Ergebnis: Der Beutelmull-Fund ist bereits die zweite Sichtung in sechs Monaten.